Es war ein glänzender Gesellschaftsabend im Palais der Fürstin. Aber der Abendstern, der heute glänzen sollte, erschien wie ein erlöschendes Licht, wie eine schöne Statue in Mondscheinbeleuchtung.
Es war etwas vorangegangen. "Ein zu heißer Tag!" sagten die Herren.
Die Fürstin lächelte sanft.
Man wußte in den flüsternden Gruppen, wes¬ halb die Fürstin die schöne Adelheid in ihrem Hause aufgenommen. Sie sollte es decoriren, wie die schönen Bilder, Statuen und Raritäten an den Wänden es decorirten. Gerade wie die Lupinus vorhin ein sol¬ ches Möbel für ihr Haus gebraucht. Dies hatten die scharfen Zungen schon längst ausgesprochen.
Auch mag ein Möbel, eine Ornamentur, die in einem Hause längst ein abgenutzter, alltäglicher Ge¬ genstand geworden, in einem andern durch geschickte Verwendung wieder zu einem der Bewunderung werden.
Fünftes Kapitel. Nur keine Lüge mehr!
Es war ein glänzender Geſellſchaftsabend im Palais der Fürſtin. Aber der Abendſtern, der heute glänzen ſollte, erſchien wie ein erlöſchendes Licht, wie eine ſchöne Statue in Mondſcheinbeleuchtung.
Es war etwas vorangegangen. „Ein zu heißer Tag!“ ſagten die Herren.
Die Fürſtin lächelte ſanft.
Man wußte in den flüſternden Gruppen, wes¬ halb die Fürſtin die ſchöne Adelheid in ihrem Hauſe aufgenommen. Sie ſollte es decoriren, wie die ſchönen Bilder, Statuen und Raritäten an den Wänden es decorirten. Gerade wie die Lupinus vorhin ein ſol¬ ches Möbel für ihr Haus gebraucht. Dies hatten die ſcharfen Zungen ſchon längſt ausgeſprochen.
Auch mag ein Möbel, eine Ornamentur, die in einem Hauſe längſt ein abgenutzter, alltäglicher Ge¬ genſtand geworden, in einem andern durch geſchickte Verwendung wieder zu einem der Bewunderung werden.
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Fünftes Kapitel.
Nur keine Lüge mehr!
Es war ein glänzender Geſellſchaftsabend im
Palais der Fürſtin. Aber der Abendſtern, der heute
glänzen ſollte, erſchien wie ein erlöſchendes Licht, wie
eine ſchöne Statue in Mondſcheinbeleuchtung.
Es war etwas vorangegangen. „Ein zu heißer
Tag!“ ſagten die Herren.
Die Fürſtin lächelte ſanft.
Man wußte in den flüſternden Gruppen, wes¬
halb die Fürſtin die ſchöne Adelheid in ihrem Hauſe
aufgenommen. Sie ſollte es decoriren, wie die ſchönen
Bilder, Statuen und Raritäten an den Wänden es
decorirten. Gerade wie die Lupinus vorhin ein ſol¬
ches Möbel für ihr Haus gebraucht. Dies hatten
die ſcharfen Zungen ſchon längſt ausgeſprochen.
Auch mag ein Möbel, eine Ornamentur, die in
einem Hauſe längſt ein abgenutzter, alltäglicher Ge¬
genſtand geworden, in einem andern durch geſchickte
Verwendung wieder zu einem der Bewunderung
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. [68]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/78>, abgerufen am 09.05.2024.
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