Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

ronin Eitelbach. Die Märtyrer und andere Heili¬
genbilder in den dunklern Gemächern mochten schlechtere
Copien oder Trödelwaare sein, die Magdalenen wa¬
ren vortreffliche Copien nach Correggio, Battoni, Mu¬
rillo und Anderen, in der Größe der Originale und
in dem blendenden Farbenglanz, der keine Nachdun¬
kelung sehen ließ. Kostbare Goldrahmen umschlossen
diese Stücke, und ihre Gruppirung war so geschickt,
daß überall das richtige Licht darauf fiel. Es war
das sorgfältigst und elegantest ausgeschmückte Zim¬
mer der fürstlichen Wohnung.

"Das Fräulein wollten eben ausfahren, um,
wie sie sagten, Luft zu schöpfen, berichtete der Die¬
ner. Wenn aber Durchlaucht befehlen, wird sie sich
sogleich zurecht machen und hier erscheinen."

"Was das Fräulein will, muß geschehen, er¬
wiederte die Fürstin rasch. Man sollte doch jetzt
meinen Willen kennen, daß sie nur ihren Wunsch zu
äußern braucht, und meine Domestiken haben zu ge¬
horchen. Ist schon angespannt?"

"Zu Befehl, Erlaucht."

"Da muß ich einen Augenblick zu dem lieben
Kinde. Verzeihung, theuerste Baronin, sie erholt
sich so schwer. Ich bin sogleich -- meine Gedanken
bleiben bei Ihnen."

Im andern Zimmer begegnete ihr der Lega¬
tionsrath:

"Schnell einen Liebesdienst. Die Eitelbach drin¬
nen quält mich mit ihrem Liebesleid. Das ist Ihre

ronin Eitelbach. Die Märtyrer und andere Heili¬
genbilder in den dunklern Gemächern mochten ſchlechtere
Copien oder Trödelwaare ſein, die Magdalenen wa¬
ren vortreffliche Copien nach Correggio, Battoni, Mu¬
rillo und Anderen, in der Größe der Originale und
in dem blendenden Farbenglanz, der keine Nachdun¬
kelung ſehen ließ. Koſtbare Goldrahmen umſchloſſen
dieſe Stücke, und ihre Gruppirung war ſo geſchickt,
daß überall das richtige Licht darauf fiel. Es war
das ſorgfältigſt und eleganteſt ausgeſchmückte Zim¬
mer der fürſtlichen Wohnung.

„Das Fräulein wollten eben ausfahren, um,
wie ſie ſagten, Luft zu ſchöpfen, berichtete der Die¬
ner. Wenn aber Durchlaucht befehlen, wird ſie ſich
ſogleich zurecht machen und hier erſcheinen.“

„Was das Fräulein will, muß geſchehen, er¬
wiederte die Fürſtin raſch. Man ſollte doch jetzt
meinen Willen kennen, daß ſie nur ihren Wunſch zu
äußern braucht, und meine Domeſtiken haben zu ge¬
horchen. Iſt ſchon angeſpannt?“

„Zu Befehl, Erlaucht.“

„Da muß ich einen Augenblick zu dem lieben
Kinde. Verzeihung, theuerſte Baronin, ſie erholt
ſich ſo ſchwer. Ich bin ſogleich — meine Gedanken
bleiben bei Ihnen.“

Im andern Zimmer begegnete ihr der Lega¬
tionsrath:

„Schnell einen Liebesdienſt. Die Eitelbach drin¬
nen quält mich mit ihrem Liebesleid. Das iſt Ihre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="24"/>
ronin Eitelbach. Die Märtyrer und andere Heili¬<lb/>
genbilder in den dunklern Gemächern mochten &#x017F;chlechtere<lb/>
Copien oder Trödelwaare &#x017F;ein, die Magdalenen wa¬<lb/>
ren vortreffliche Copien nach Correggio, Battoni, Mu¬<lb/>
rillo und Anderen, in der Größe der Originale und<lb/>
in dem blendenden Farbenglanz, der keine Nachdun¬<lb/>
kelung &#x017F;ehen ließ. Ko&#x017F;tbare Goldrahmen um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die&#x017F;e Stücke, und ihre Gruppirung war &#x017F;o ge&#x017F;chickt,<lb/>
daß überall das richtige Licht darauf fiel. Es war<lb/>
das &#x017F;orgfältig&#x017F;t und elegante&#x017F;t ausge&#x017F;chmückte Zim¬<lb/>
mer der für&#x017F;tlichen Wohnung.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das Fräulein wollten eben ausfahren, um,<lb/>
wie &#x017F;ie &#x017F;agten, Luft zu &#x017F;chöpfen, berichtete der Die¬<lb/>
ner. Wenn aber Durchlaucht befehlen, wird &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ogleich zurecht machen und hier er&#x017F;cheinen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was das Fräulein will, muß ge&#x017F;chehen, er¬<lb/>
wiederte die Für&#x017F;tin ra&#x017F;ch. Man &#x017F;ollte doch jetzt<lb/>
meinen Willen kennen, daß &#x017F;ie nur ihren Wun&#x017F;ch zu<lb/>
äußern braucht, und meine Dome&#x017F;tiken haben zu ge¬<lb/>
horchen. I&#x017F;t &#x017F;chon ange&#x017F;pannt?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Zu Befehl, Erlaucht.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Da muß ich einen Augenblick zu dem lieben<lb/>
Kinde. Verzeihung, theuer&#x017F;te Baronin, &#x017F;ie erholt<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;chwer. Ich bin &#x017F;ogleich &#x2014; meine Gedanken<lb/>
bleiben bei Ihnen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Im andern Zimmer begegnete ihr der Lega¬<lb/>
tionsrath:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Schnell einen Liebesdien&#x017F;t. Die Eitelbach drin¬<lb/>
nen quält mich mit ihrem Liebesleid. Das i&#x017F;t Ihre<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0034] ronin Eitelbach. Die Märtyrer und andere Heili¬ genbilder in den dunklern Gemächern mochten ſchlechtere Copien oder Trödelwaare ſein, die Magdalenen wa¬ ren vortreffliche Copien nach Correggio, Battoni, Mu¬ rillo und Anderen, in der Größe der Originale und in dem blendenden Farbenglanz, der keine Nachdun¬ kelung ſehen ließ. Koſtbare Goldrahmen umſchloſſen dieſe Stücke, und ihre Gruppirung war ſo geſchickt, daß überall das richtige Licht darauf fiel. Es war das ſorgfältigſt und eleganteſt ausgeſchmückte Zim¬ mer der fürſtlichen Wohnung. „Das Fräulein wollten eben ausfahren, um, wie ſie ſagten, Luft zu ſchöpfen, berichtete der Die¬ ner. Wenn aber Durchlaucht befehlen, wird ſie ſich ſogleich zurecht machen und hier erſcheinen.“ „Was das Fräulein will, muß geſchehen, er¬ wiederte die Fürſtin raſch. Man ſollte doch jetzt meinen Willen kennen, daß ſie nur ihren Wunſch zu äußern braucht, und meine Domeſtiken haben zu ge¬ horchen. Iſt ſchon angeſpannt?“ „Zu Befehl, Erlaucht.“ „Da muß ich einen Augenblick zu dem lieben Kinde. Verzeihung, theuerſte Baronin, ſie erholt ſich ſo ſchwer. Ich bin ſogleich — meine Gedanken bleiben bei Ihnen.“ Im andern Zimmer begegnete ihr der Lega¬ tionsrath: „Schnell einen Liebesdienſt. Die Eitelbach drin¬ nen quält mich mit ihrem Liebesleid. Das iſt Ihre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/34
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/34>, abgerufen am 03.12.2024.