Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.Als der Kaufmann sein Taschenbuch aus der "Aber lassen wir das nachher. Die Sache ist "Kann sein. Söhne kosten immer Geld, so "In jenem Zustande wird er auch die vernünftige "Kann sein, kann auch nicht sein. So oder "Ich bin simpel Legationsrath," lächelte Wandel. "Sie sind ein geborner Geheimer. Ja, wenn Wandel hatte unverwandt das etwas schwer zu Als der Kaufmann ſein Taſchenbuch aus der „Aber laſſen wir das nachher. Die Sache iſt „Kann ſein. Söhne koſten immer Geld, ſo „In jenem Zuſtande wird er auch die vernünftige „Kann ſein, kann auch nicht ſein. So oder „Ich bin ſimpel Legationsrath,“ lächelte Wandel. „Sie ſind ein geborner Geheimer. Ja, wenn Wandel hatte unverwandt das etwas ſchwer zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0320" n="310"/> <p>Als der Kaufmann ſein Taſchenbuch aus der<lb/> Bruſt zog, wobei er aber etwas ſorgſamer zu Werke<lb/> ging, als an jenem Abend, wo er die Wechſel vor<lb/> dem Rittmeiſter auf den Tiſch ausſtreute, fiel Wan¬<lb/> del ihm in's Wort:</p><lb/> <p>„Aber laſſen wir das nachher. Die Sache iſt<lb/> ja kaum der Rede werth. Wie geht es jedoch Ihnen?<lb/> Sie ſehen nicht ganz wohl aus. Daß die Partie<lb/> Ihres Herrn Sohnes rückgängig ward, konnte Sie<lb/> doch nicht touchiren. Er iſt im Gegentheil in ſich<lb/> gegangen und hat beim neuen Miniſter eine kleine<lb/> Stellung angenommen. Ich parire, er wird ein ver¬<lb/> nünftiger Menſch werden.“</p><lb/> <p>„Kann ſein. Söhne koſten immer Geld, ſo<lb/> oder ſo; ob ſie vernünftig ſind oder toll.“</p><lb/> <p>„In jenem Zuſtande wird er auch die vernünftige<lb/> Partie, welche ein geliebter Vater für ihn ausgeſucht,<lb/> nicht länger von der Hand weiſen.“</p><lb/> <p>„Kann ſein, kann auch nicht ſein. So oder<lb/> ſo. Hilft auch nichts, wenn Krieg wird. Es weiß<lb/> Niemand, wo den Andern der Schuh drückt, mein<lb/> Herr Geheimer Legationsrath.“</p><lb/> <p>„Ich bin ſimpel Legationsrath,“ lächelte Wandel.</p><lb/> <p>„Sie ſind ein geborner Geheimer. Ja, wenn<lb/> Sie das wüßten, Sie müßten aber noch mehr wiſſen.“</p><lb/> <p>Wandel hatte unverwandt das etwas ſchwer zu<lb/> ſtudirende Geſicht des Kaufmanns beobachtet, und<lb/> glaubte darauf geleſen zu haben, was ihm Ruhe<lb/> gab. Der Mann war innerlich bewegt. Plötzlich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [310/0320]
Als der Kaufmann ſein Taſchenbuch aus der
Bruſt zog, wobei er aber etwas ſorgſamer zu Werke
ging, als an jenem Abend, wo er die Wechſel vor
dem Rittmeiſter auf den Tiſch ausſtreute, fiel Wan¬
del ihm in's Wort:
„Aber laſſen wir das nachher. Die Sache iſt
ja kaum der Rede werth. Wie geht es jedoch Ihnen?
Sie ſehen nicht ganz wohl aus. Daß die Partie
Ihres Herrn Sohnes rückgängig ward, konnte Sie
doch nicht touchiren. Er iſt im Gegentheil in ſich
gegangen und hat beim neuen Miniſter eine kleine
Stellung angenommen. Ich parire, er wird ein ver¬
nünftiger Menſch werden.“
„Kann ſein. Söhne koſten immer Geld, ſo
oder ſo; ob ſie vernünftig ſind oder toll.“
„In jenem Zuſtande wird er auch die vernünftige
Partie, welche ein geliebter Vater für ihn ausgeſucht,
nicht länger von der Hand weiſen.“
„Kann ſein, kann auch nicht ſein. So oder
ſo. Hilft auch nichts, wenn Krieg wird. Es weiß
Niemand, wo den Andern der Schuh drückt, mein
Herr Geheimer Legationsrath.“
„Ich bin ſimpel Legationsrath,“ lächelte Wandel.
„Sie ſind ein geborner Geheimer. Ja, wenn
Sie das wüßten, Sie müßten aber noch mehr wiſſen.“
Wandel hatte unverwandt das etwas ſchwer zu
ſtudirende Geſicht des Kaufmanns beobachtet, und
glaubte darauf geleſen zu haben, was ihm Ruhe
gab. Der Mann war innerlich bewegt. Plötzlich
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