der kleinen Hohen und Höchsten, wie sich jeder ent¬ schuldigte, seine Veneration auf dem Präsentirteller vor dem Unüberwindlichen hinhielt, wie er den Andern fortstieß, verredete, denuncirte, wie er, kaum daß er die Unterwerfung unterzeichnet, auch schon um die Belohnung petitionirte; wie sie, die Stolzen, Hoch¬ gemuthen, mit Ahnen von Odin und aus dem Cheruskerwalde, seinen Satrapen um die gestickten Rockschöße tänzelten, froh eines Händedrucks, und wenn sein Vater auch ein Stallknecht gewesen! Ihre Elsteraugen verschmerzten auch einen Sporentritt um die Erlaubniß, mit zugreifen zu dürfen, wo sie ausgeschüttet lagen, zu Füßen des Giganten, die Klöster, Stifte, Städte, Schlösser, Abteien. O, wie er lächelte, das gelbe, schöne Gesicht mit den klugen durchdringenden Augen, als er mit der Fußspitze ihnen die Erlaubniß zustieß, und sie stürzten hin und rafften. "Waren das meine Feinde!" sprach der Apoll mit dem Satanslächeln. Wer das sah --"
"O weh, seufzte Adelheid mit abgewandtem Gesicht, er hat auch den Glauben an sein Vaterland verloren."
"Klage die Grüfte an! sprach er dumpf vor sich hin. Die da haben's verschuldet."
Sie sah ihn mit tiefer Wehmuth an, und eine helle Thräne fiel aus ihren Wimpern. Sie galt nicht dem Vaterlande. Saß er nicht da wie eine schöne Ruine, ein Verschwender am letzten Rest
der kleinen Hohen und Höchſten, wie ſich jeder ent¬ ſchuldigte, ſeine Veneration auf dem Präſentirteller vor dem Unüberwindlichen hinhielt, wie er den Andern fortſtieß, verredete, denuncirte, wie er, kaum daß er die Unterwerfung unterzeichnet, auch ſchon um die Belohnung petitionirte; wie ſie, die Stolzen, Hoch¬ gemuthen, mit Ahnen von Odin und aus dem Cheruskerwalde, ſeinen Satrapen um die geſtickten Rockſchöße tänzelten, froh eines Händedrucks, und wenn ſein Vater auch ein Stallknecht geweſen! Ihre Elſteraugen verſchmerzten auch einen Sporentritt um die Erlaubniß, mit zugreifen zu dürfen, wo ſie ausgeſchüttet lagen, zu Füßen des Giganten, die Klöſter, Stifte, Städte, Schlöſſer, Abteien. O, wie er lächelte, das gelbe, ſchöne Geſicht mit den klugen durchdringenden Augen, als er mit der Fußſpitze ihnen die Erlaubniß zuſtieß, und ſie ſtürzten hin und rafften. „Waren das meine Feinde!“ ſprach der Apoll mit dem Satanslächeln. Wer das ſah —“
„O weh, ſeufzte Adelheid mit abgewandtem Geſicht, er hat auch den Glauben an ſein Vaterland verloren.“
„Klage die Grüfte an! ſprach er dumpf vor ſich hin. Die da haben's verſchuldet.“
Sie ſah ihn mit tiefer Wehmuth an, und eine helle Thräne fiel aus ihren Wimpern. Sie galt nicht dem Vaterlande. Saß er nicht da wie eine ſchöne Ruine, ein Verſchwender am letzten Reſt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0300"n="290"/>
der kleinen Hohen und Höchſten, wie ſich jeder ent¬<lb/>ſchuldigte, ſeine Veneration auf dem Präſentirteller<lb/>
vor dem Unüberwindlichen hinhielt, wie er den Andern<lb/>
fortſtieß, verredete, denuncirte, wie er, kaum daß er<lb/>
die Unterwerfung unterzeichnet, auch ſchon um die<lb/>
Belohnung petitionirte; wie ſie, die Stolzen, Hoch¬<lb/>
gemuthen, mit Ahnen von Odin und aus dem<lb/>
Cheruskerwalde, ſeinen Satrapen um die geſtickten<lb/>
Rockſchöße tänzelten, froh eines Händedrucks, und<lb/>
wenn ſein Vater auch ein Stallknecht geweſen! Ihre<lb/>
Elſteraugen verſchmerzten auch einen Sporentritt<lb/>
um die Erlaubniß, mit zugreifen zu dürfen, wo ſie<lb/>
ausgeſchüttet lagen, zu Füßen des Giganten, die<lb/>
Klöſter, Stifte, Städte, Schlöſſer, Abteien. O, wie<lb/>
er lächelte, das gelbe, ſchöne Geſicht mit den klugen<lb/>
durchdringenden Augen, als er mit der Fußſpitze<lb/>
ihnen die Erlaubniß zuſtieß, und ſie ſtürzten<lb/>
hin und rafften. „Waren <hirendition="#g">das</hi> meine Feinde!“<lb/>ſprach der Apoll mit dem Satanslächeln. Wer das<lb/>ſah —“</p><lb/><p>„O weh, ſeufzte Adelheid mit abgewandtem<lb/>
Geſicht, er hat auch den Glauben an ſein Vaterland<lb/>
verloren.“</p><lb/><p>„Klage die Grüfte an! ſprach er dumpf vor<lb/>ſich hin. Die da haben's verſchuldet.“</p><lb/><p>Sie ſah ihn mit tiefer Wehmuth an, und eine<lb/>
helle Thräne fiel aus ihren Wimpern. Sie galt<lb/>
nicht dem Vaterlande. Saß er nicht da wie eine<lb/>ſchöne Ruine, ein Verſchwender am letzten Reſt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[290/0300]
der kleinen Hohen und Höchſten, wie ſich jeder ent¬
ſchuldigte, ſeine Veneration auf dem Präſentirteller
vor dem Unüberwindlichen hinhielt, wie er den Andern
fortſtieß, verredete, denuncirte, wie er, kaum daß er
die Unterwerfung unterzeichnet, auch ſchon um die
Belohnung petitionirte; wie ſie, die Stolzen, Hoch¬
gemuthen, mit Ahnen von Odin und aus dem
Cheruskerwalde, ſeinen Satrapen um die geſtickten
Rockſchöße tänzelten, froh eines Händedrucks, und
wenn ſein Vater auch ein Stallknecht geweſen! Ihre
Elſteraugen verſchmerzten auch einen Sporentritt
um die Erlaubniß, mit zugreifen zu dürfen, wo ſie
ausgeſchüttet lagen, zu Füßen des Giganten, die
Klöſter, Stifte, Städte, Schlöſſer, Abteien. O, wie
er lächelte, das gelbe, ſchöne Geſicht mit den klugen
durchdringenden Augen, als er mit der Fußſpitze
ihnen die Erlaubniß zuſtieß, und ſie ſtürzten
hin und rafften. „Waren das meine Feinde!“
ſprach der Apoll mit dem Satanslächeln. Wer das
ſah —“
„O weh, ſeufzte Adelheid mit abgewandtem
Geſicht, er hat auch den Glauben an ſein Vaterland
verloren.“
„Klage die Grüfte an! ſprach er dumpf vor
ſich hin. Die da haben's verſchuldet.“
Sie ſah ihn mit tiefer Wehmuth an, und eine
helle Thräne fiel aus ihren Wimpern. Sie galt
nicht dem Vaterlande. Saß er nicht da wie eine
ſchöne Ruine, ein Verſchwender am letzten Reſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/300>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.