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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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"Der ist glücklich!" seufzte Louis.

"Glücklich!" Sie blickte ihn vorwurfsvoll an.

"Ist's die Lerche nicht, die in den Morgen¬
nebeln nach der Sonne steigt. Ist's der Träumer
nicht, der die ganze Menschheit an die Brust schließen
möchte! Ich möchte sie lieber erwürgen!"

"Sprich nicht so. Das ist der Rest Deiner
Krankheit."

"Vielleicht ein anderer Rest! -- Er blickte starr
vor sich nieder. Bin ich nicht ein Feuerbrand,
bestimmt, was er anrührt, zu zerstören! Sie hatten's
mir verhehlt, aber ich erfuhr es, als ich geboren
ward hab ich meine Mutter umgebracht. Der Zer¬
störungstrieb war die Mitgift an meiner Wiege,
und hat sie nicht in meinem Leben lustig gewuchert!
Meinen Vater -- doch davon still. Ich ward ein
wüster Mensch auf der Universität, nicht ganz so
schlecht als Andere, aber indem ich gegen die Schlechten
losging, ward ich ein Störenfried unter den Guten.
Die Guten sagen, um das Leben gut zu machen,
muß man sich vertragen lernen, auch mit dem
Schlechten. Ich habe es nie gelernt. -- Ich habe
in's Leben gerast. Ich wollte Niemand vernichten,
und wie Viele habe ich zertreten. Kennst Du denn
mein Leben, Adelheid? Soll ich das Alles heraus¬
ziehen aus dem Sumpfe, denn zwischen uns muß
Wahrheit sein. Wie sie mich aus den Häusern ge¬
stoßen, auf der Straße mir auswichen, mit den
Fingern auf mich gezeigt, bis --"

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Der iſt glücklich!“ ſeufzte Louis.

„Glücklich!“ Sie blickte ihn vorwurfsvoll an.

„Iſt's die Lerche nicht, die in den Morgen¬
nebeln nach der Sonne ſteigt. Iſt's der Träumer
nicht, der die ganze Menſchheit an die Bruſt ſchließen
möchte! Ich möchte ſie lieber erwürgen!“

„Sprich nicht ſo. Das iſt der Reſt Deiner
Krankheit.“

„Vielleicht ein anderer Reſt! — Er blickte ſtarr
vor ſich nieder. Bin ich nicht ein Feuerbrand,
beſtimmt, was er anrührt, zu zerſtören! Sie hatten's
mir verhehlt, aber ich erfuhr es, als ich geboren
ward hab ich meine Mutter umgebracht. Der Zer¬
ſtörungstrieb war die Mitgift an meiner Wiege,
und hat ſie nicht in meinem Leben luſtig gewuchert!
Meinen Vater — doch davon ſtill. Ich ward ein
wüſter Menſch auf der Univerſität, nicht ganz ſo
ſchlecht als Andere, aber indem ich gegen die Schlechten
losging, ward ich ein Störenfried unter den Guten.
Die Guten ſagen, um das Leben gut zu machen,
muß man ſich vertragen lernen, auch mit dem
Schlechten. Ich habe es nie gelernt. — Ich habe
in's Leben geraſt. Ich wollte Niemand vernichten,
und wie Viele habe ich zertreten. Kennſt Du denn
mein Leben, Adelheid? Soll ich das Alles heraus¬
ziehen aus dem Sumpfe, denn zwiſchen uns muß
Wahrheit ſein. Wie ſie mich aus den Häuſern ge¬
ſtoßen, auf der Straße mir auswichen, mit den
Fingern auf mich gezeigt, bis —“

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[275/0285] „Der iſt glücklich!“ ſeufzte Louis. „Glücklich!“ Sie blickte ihn vorwurfsvoll an. „Iſt's die Lerche nicht, die in den Morgen¬ nebeln nach der Sonne ſteigt. Iſt's der Träumer nicht, der die ganze Menſchheit an die Bruſt ſchließen möchte! Ich möchte ſie lieber erwürgen!“ „Sprich nicht ſo. Das iſt der Reſt Deiner Krankheit.“ „Vielleicht ein anderer Reſt! — Er blickte ſtarr vor ſich nieder. Bin ich nicht ein Feuerbrand, beſtimmt, was er anrührt, zu zerſtören! Sie hatten's mir verhehlt, aber ich erfuhr es, als ich geboren ward hab ich meine Mutter umgebracht. Der Zer¬ ſtörungstrieb war die Mitgift an meiner Wiege, und hat ſie nicht in meinem Leben luſtig gewuchert! Meinen Vater — doch davon ſtill. Ich ward ein wüſter Menſch auf der Univerſität, nicht ganz ſo ſchlecht als Andere, aber indem ich gegen die Schlechten losging, ward ich ein Störenfried unter den Guten. Die Guten ſagen, um das Leben gut zu machen, muß man ſich vertragen lernen, auch mit dem Schlechten. Ich habe es nie gelernt. — Ich habe in's Leben geraſt. Ich wollte Niemand vernichten, und wie Viele habe ich zertreten. Kennſt Du denn mein Leben, Adelheid? Soll ich das Alles heraus¬ ziehen aus dem Sumpfe, denn zwiſchen uns muß Wahrheit ſein. Wie ſie mich aus den Häuſern ge¬ ſtoßen, auf der Straße mir auswichen, mit den Fingern auf mich gezeigt, bis —“ 18*

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/285>, abgerufen am 23.11.2024.