Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.Wandel bewunderte die Laune der Fürstin und "Mir ist immer bange, wenn Sie etwas an¬ "Erlaucht vergessen, daß die Chemie die schönsten "Bis sie nicht die Schminke erfindet, die einen "Sie fordern zu viel. Den Schein des Lebens "Was sie geleistet hat, fiel die Fürstin ein, und Wandel senkte die Augen: "Hippokratische Züge." "Qu'importe! Schmeckt der Blumenhonig den "Der Schmetterling weiß freilich nicht, wie lang Wandel bewunderte die Laune der Fürſtin und „Mir iſt immer bange, wenn Sie etwas an¬ „Erlaucht vergeſſen, daß die Chemie die ſchönſten „Bis ſie nicht die Schminke erfindet, die einen „Sie fordern zu viel. Den Schein des Lebens „Was ſie geleiſtet hat, fiel die Fürſtin ein, und Wandel ſenkte die Augen: „Hippokratiſche Züge.“ „Qu'importe! Schmeckt der Blumenhonig den „Der Schmetterling weiß freilich nicht, wie lang <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0271" n="261"/> <p>Wandel bewunderte die Laune der Fürſtin und<lb/> die Farben ihrer Stickerei. Sie ſtieß halb muthwillig<lb/> ſeine Hand fort.</p><lb/> <p>„Mir iſt immer bange, wenn Sie etwas an¬<lb/> faſſen, daß die Farbe ausgeht. Haben Sie nicht<lb/> wieder eine chemiſche Tinktur an der Hand kleben?“</p><lb/> <p>„Erlaucht vergeſſen, daß die Chemie die ſchönſten<lb/> Färbeſtoffe präparirt.“</p><lb/> <p>„Bis ſie nicht die Schminke erfindet, die einen<lb/> Todten lebendig macht, geb' ich nichts auf Ihre<lb/> Wiſſenſchaft.“</p><lb/> <p>„Sie fordern zu viel. Den Schein des Lebens<lb/> herzuſtellen, gilt doch für das höchſte —“</p><lb/> <p>„Was ſie geleiſtet hat, fiel die Fürſtin ein, und<lb/> eben darum haſſe ich ſie. Eine ſcheinbare Tugend,<lb/> ein ſcheinbarer Reichthum, ein anſcheinend blühender<lb/> Staat, und Alles übertünchte Gräber — durch Ihre<lb/> Chemie. — Was fixiren Sie Adelheid's Freund?“</p><lb/> <p>Wandel ſenkte die Augen: „Hippokratiſche Züge.“</p><lb/> <p>„<hi rendition="#aq">Qu'importe</hi>! Schmeckt der Blumenhonig den<lb/> Schmetterlingen darum weniger ſüß, weil ſie nur<lb/> ein Schmetterlingsleben führen?“</p><lb/> <p>„Der Schmetterling weiß freilich nicht, wie lang<lb/> ſein Lebensfaden ihm zugemeſſen iſt, aber — der<lb/> Legationsrath beugte ſich näher zur Fürſtin — aber,<lb/> ich kann Ihnen nicht verhehlen, man begreift meine<lb/> erlauchte Freundin nicht. Sie begünſtigen das Ver¬<lb/> hältniß, und thun nichts, ihm eine Zukunft zu<lb/> ſichern.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [261/0271]
Wandel bewunderte die Laune der Fürſtin und
die Farben ihrer Stickerei. Sie ſtieß halb muthwillig
ſeine Hand fort.
„Mir iſt immer bange, wenn Sie etwas an¬
faſſen, daß die Farbe ausgeht. Haben Sie nicht
wieder eine chemiſche Tinktur an der Hand kleben?“
„Erlaucht vergeſſen, daß die Chemie die ſchönſten
Färbeſtoffe präparirt.“
„Bis ſie nicht die Schminke erfindet, die einen
Todten lebendig macht, geb' ich nichts auf Ihre
Wiſſenſchaft.“
„Sie fordern zu viel. Den Schein des Lebens
herzuſtellen, gilt doch für das höchſte —“
„Was ſie geleiſtet hat, fiel die Fürſtin ein, und
eben darum haſſe ich ſie. Eine ſcheinbare Tugend,
ein ſcheinbarer Reichthum, ein anſcheinend blühender
Staat, und Alles übertünchte Gräber — durch Ihre
Chemie. — Was fixiren Sie Adelheid's Freund?“
Wandel ſenkte die Augen: „Hippokratiſche Züge.“
„Qu'importe! Schmeckt der Blumenhonig den
Schmetterlingen darum weniger ſüß, weil ſie nur
ein Schmetterlingsleben führen?“
„Der Schmetterling weiß freilich nicht, wie lang
ſein Lebensfaden ihm zugemeſſen iſt, aber — der
Legationsrath beugte ſich näher zur Fürſtin — aber,
ich kann Ihnen nicht verhehlen, man begreift meine
erlauchte Freundin nicht. Sie begünſtigen das Ver¬
hältniß, und thun nichts, ihm eine Zukunft zu
ſichern.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |