diesen Adel eingebüßt. Es war plötzlich eine Ueber¬ zeugung, die ihn durchdrang. Aber war es nur Instinct gewesen, oder hatte sie systematisch gearbeitet? Mein Gott, ist es denn möglich, daß eine Frau systematisch an ein solches Geschäft geht! Es war wohl nur ein Gebilde des Argwohns, und doch -- alle ihre Handlungen -- und boten Erfahrung und Geschichte ihm nicht hundert Beispiele einer solchen Verführungslust bloß aus dem Gelüst zu verführen! Wie man dem Tobsüchtigen Wasserstürze giebt, hatte sie auf alle ihre warmen Gefühle einen Eisguß ge¬ schüttet. Das junge warme Herz, ja es sollte syste¬ matisch erkalten, vor der Zeit absterben, -- nicht an eignen bitteren Erfahrungen, an denen einer egoisti¬ schen Seele, die nicht mehr Liebe, Glauben, Hoffnung kannte. Ein blühendes Geschöpf, von der Natur mit allen Frühlingsregungen begabt, wollte sie zum aus¬ gebrannten Vulcan machen. War sie das selbst? -- Nein, etwas lebte doch in der Frau, ein geheimes Feuer -- Haß, Neid, eine stille Wollust des Egois¬ mus. Eine kaltherzige Egoistin ist zu Allem fähig -- So wollte sie Adelheid präpariren, zu einer Mitsün¬ derin, einer Verlorenen, Trostlosen.
Und er selbst! -- Stand er ohne Schuld da! Hatte ihn nicht längst eine Ahnung überschlichen, daß die Lupinus dies beabsichtigte? Und hatte er die Ahnung nicht aus dem Sinn geschlagen, und aus Eigennutz? War es nicht sein Wunsch gewesen, daß seine Braut dort aushalte, weil er in diesem Hause
dieſen Adel eingebüßt. Es war plötzlich eine Ueber¬ zeugung, die ihn durchdrang. Aber war es nur Inſtinct geweſen, oder hatte ſie ſyſtematiſch gearbeitet? Mein Gott, iſt es denn möglich, daß eine Frau ſyſtematiſch an ein ſolches Geſchäft geht! Es war wohl nur ein Gebilde des Argwohns, und doch — alle ihre Handlungen — und boten Erfahrung und Geſchichte ihm nicht hundert Beiſpiele einer ſolchen Verführungsluſt bloß aus dem Gelüſt zu verführen! Wie man dem Tobſüchtigen Waſſerſtürze giebt, hatte ſie auf alle ihre warmen Gefühle einen Eisguß ge¬ ſchüttet. Das junge warme Herz, ja es ſollte ſyſte¬ matiſch erkalten, vor der Zeit abſterben, — nicht an eignen bitteren Erfahrungen, an denen einer egoiſti¬ ſchen Seele, die nicht mehr Liebe, Glauben, Hoffnung kannte. Ein blühendes Geſchöpf, von der Natur mit allen Frühlingsregungen begabt, wollte ſie zum aus¬ gebrannten Vulcan machen. War ſie das ſelbſt? — Nein, etwas lebte doch in der Frau, ein geheimes Feuer — Haß, Neid, eine ſtille Wolluſt des Egois¬ mus. Eine kaltherzige Egoiſtin iſt zu Allem fähig — So wollte ſie Adelheid präpariren, zu einer Mitſün¬ derin, einer Verlorenen, Troſtloſen.
Und er ſelbſt! — Stand er ohne Schuld da! Hatte ihn nicht längſt eine Ahnung überſchlichen, daß die Lupinus dies beabſichtigte? Und hatte er die Ahnung nicht aus dem Sinn geſchlagen, und aus Eigennutz? War es nicht ſein Wunſch geweſen, daß ſeine Braut dort aushalte, weil er in dieſem Hauſe
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dieſen Adel eingebüßt. Es war plötzlich eine Ueber¬
zeugung, die ihn durchdrang. Aber war es nur
Inſtinct geweſen, oder hatte ſie ſyſtematiſch gearbeitet?
Mein Gott, iſt es denn möglich, daß eine Frau
ſyſtematiſch an ein ſolches Geſchäft geht! Es war
wohl nur ein Gebilde des Argwohns, und doch —
alle ihre Handlungen — und boten Erfahrung und
Geſchichte ihm nicht hundert Beiſpiele einer ſolchen
Verführungsluſt bloß aus dem Gelüſt zu verführen!
Wie man dem Tobſüchtigen Waſſerſtürze giebt, hatte
ſie auf alle ihre warmen Gefühle einen Eisguß ge¬
ſchüttet. Das junge warme Herz, ja es ſollte ſyſte¬
matiſch erkalten, vor der Zeit abſterben, — nicht an
eignen bitteren Erfahrungen, an denen einer egoiſti¬
ſchen Seele, die nicht mehr Liebe, Glauben, Hoffnung
kannte. Ein blühendes Geſchöpf, von der Natur mit
allen Frühlingsregungen begabt, wollte ſie zum aus¬
gebrannten Vulcan machen. War ſie das ſelbſt? —
Nein, etwas lebte doch in der Frau, ein geheimes
Feuer — Haß, Neid, eine ſtille Wolluſt des Egois¬
mus. Eine kaltherzige Egoiſtin iſt zu Allem fähig —
So wollte ſie Adelheid präpariren, zu einer Mitſün¬
derin, einer Verlorenen, Troſtloſen.
Und er ſelbſt! — Stand er ohne Schuld da!
Hatte ihn nicht längſt eine Ahnung überſchlichen, daß
die Lupinus dies beabſichtigte? Und hatte er die
Ahnung nicht aus dem Sinn geſchlagen, und aus
Eigennutz? War es nicht ſein Wunſch geweſen, daß
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/231>, abgerufen am 24.11.2024.
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