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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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diesem Wege steigen, wo das Verdienst zur Thür
hinausgewiesen wird. Warum läßt es sich ausweisen?
Warum greift es nicht zu den Mitteln, welche die
Vorsehung ihm bot! Ist das nicht vielmehr Hochmuth,
vielleicht der impertinenteste Dünkel, sich nur selbst
genügen zu wollen? Sollen wir nicht klug sein wie
die Schlangen! Und was Klugheit! Grassirt nicht unter
diesen Menschen die Manie zu protegiren! Sie
locken uns; wir brauchen nur zuzugreifen. Es ist
der Kitzel des Stolzes und der Armseligkeit derer,
die aus sich nichts machen können, Andre zu erheben,
die sich ihnen fügen, ihren Launen schmeicheln, in
ihre Gedanken hineinlügen. So entstanden Schulen,
künstlerische, philosophische, religiöse, so erwuchs das
Königthum zu der mythischen Größe. Man erhob
sich, weil man Kleinere unter sich groß werden
ließ. Man unterließ den Pyramidenbau, weil man
inne ward, daß man doch nicht über die Wolken
dringe; aber je mehr Abstufungen man zu seinen
Füßen betrachtete, um so erhabener dünkte man sich
selbst. Es ist ihr Spielzeug, warum erfassen wir es
nicht, und lassen sie spielen zu unserm Zwecke!"

Die Baronin Eitelbach fuhr vorüber. Der Ritt¬
meister grüßte sie in feierlich militärischer Haltung. Sie
erwiederte den Gruß in derselben Art. Er sah
seinen Vater lächeln. Es war ja ein Allerwelts¬
geheimniß. Was hatte die halben noch im Nebel¬
schleier verborgenen Dirigenten zu dem frevelhaften
Spiel veranlaßt? Man nannte hochgestellte Personen.

dieſem Wege ſteigen, wo das Verdienſt zur Thür
hinausgewieſen wird. Warum läßt es ſich ausweiſen?
Warum greift es nicht zu den Mitteln, welche die
Vorſehung ihm bot! Iſt das nicht vielmehr Hochmuth,
vielleicht der impertinenteſte Dünkel, ſich nur ſelbſt
genügen zu wollen? Sollen wir nicht klug ſein wie
die Schlangen! Und was Klugheit! Graſſirt nicht unter
dieſen Menſchen die Manie zu protegiren! Sie
locken uns; wir brauchen nur zuzugreifen. Es iſt
der Kitzel des Stolzes und der Armſeligkeit derer,
die aus ſich nichts machen können, Andre zu erheben,
die ſich ihnen fügen, ihren Launen ſchmeicheln, in
ihre Gedanken hineinlügen. So entſtanden Schulen,
künſtleriſche, philoſophiſche, religiöſe, ſo erwuchs das
Königthum zu der mythiſchen Größe. Man erhob
ſich, weil man Kleinere unter ſich groß werden
ließ. Man unterließ den Pyramidenbau, weil man
inne ward, daß man doch nicht über die Wolken
dringe; aber je mehr Abſtufungen man zu ſeinen
Füßen betrachtete, um ſo erhabener dünkte man ſich
ſelbſt. Es iſt ihr Spielzeug, warum erfaſſen wir es
nicht, und laſſen ſie ſpielen zu unſerm Zwecke!“

Die Baronin Eitelbach fuhr vorüber. Der Ritt¬
meiſter grüßte ſie in feierlich militäriſcher Haltung. Sie
erwiederte den Gruß in derſelben Art. Er ſah
ſeinen Vater lächeln. Es war ja ein Allerwelts¬
geheimniß. Was hatte die halben noch im Nebel¬
ſchleier verborgenen Dirigenten zu dem frevelhaften
Spiel veranlaßt? Man nannte hochgeſtellte Perſonen.

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[213/0223] dieſem Wege ſteigen, wo das Verdienſt zur Thür hinausgewieſen wird. Warum läßt es ſich ausweiſen? Warum greift es nicht zu den Mitteln, welche die Vorſehung ihm bot! Iſt das nicht vielmehr Hochmuth, vielleicht der impertinenteſte Dünkel, ſich nur ſelbſt genügen zu wollen? Sollen wir nicht klug ſein wie die Schlangen! Und was Klugheit! Graſſirt nicht unter dieſen Menſchen die Manie zu protegiren! Sie locken uns; wir brauchen nur zuzugreifen. Es iſt der Kitzel des Stolzes und der Armſeligkeit derer, die aus ſich nichts machen können, Andre zu erheben, die ſich ihnen fügen, ihren Launen ſchmeicheln, in ihre Gedanken hineinlügen. So entſtanden Schulen, künſtleriſche, philoſophiſche, religiöſe, ſo erwuchs das Königthum zu der mythiſchen Größe. Man erhob ſich, weil man Kleinere unter ſich groß werden ließ. Man unterließ den Pyramidenbau, weil man inne ward, daß man doch nicht über die Wolken dringe; aber je mehr Abſtufungen man zu ſeinen Füßen betrachtete, um ſo erhabener dünkte man ſich ſelbſt. Es iſt ihr Spielzeug, warum erfaſſen wir es nicht, und laſſen ſie ſpielen zu unſerm Zwecke!“ Die Baronin Eitelbach fuhr vorüber. Der Ritt¬ meiſter grüßte ſie in feierlich militäriſcher Haltung. Sie erwiederte den Gruß in derſelben Art. Er ſah ſeinen Vater lächeln. Es war ja ein Allerwelts¬ geheimniß. Was hatte die halben noch im Nebel¬ ſchleier verborgenen Dirigenten zu dem frevelhaften Spiel veranlaßt? Man nannte hochgeſtellte Perſonen.

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/223>, abgerufen am 24.11.2024.