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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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Ehre genug geschehen sei? Man hätte es für ritter¬
lich gehalten, wenn --"

"Ein Roturier ein Cavalier sein könnte, unter¬
brach ihn Bovillard. Qu' importe! Er hat gehandelt,
wie man uns vorwirft, daß wir handeln, wir nutzen
den Vortheil nicht, der uns in die Hände gespielt
ward. -- Wandel, sie haben vielleicht recht. Vive la
generosite!
"

"Die Secundanten erklärten, nach einer längern
Berathung, die Sache für ausgeglichen. Der Fleck
am Aermel, den die Hand gemacht, sei durch den
Säbel reparirt."

"Der ihn loshieb! fiel Bovillard ein und gähnte.
Legationsrath, was wären wir ohne den Witz in
Ehren- und Staatssachen! Die Welt wäre längst
bankrott ohne die Kunst der Auslegung. Der Starke
wirft sein Wort wie Brennus Schwert auf die Gold¬
wage; aber der Schwache muß das Körnchen Mutter¬
witz wie der Goldschläger breit schlagen, um die Risse
in der Logik und die falschen Raisonnements zu über¬
kleben."

"Und das Volk gafft doch das Goldblech an, als
wär's massiv."

"Wozu wär's das Volk und wir die Gescheiten!
-- Um eine Liebschaft war ja wohl die Affaire?
Das Mädchen kann gute Geschäfte machen, es kommt
en vogue!"

"Mehr Anwartschaft hätte der junge Gelehrte
darauf, der, wie man sagt, aus Galanterie, oder wie

Ehre genug geſchehen ſei? Man hätte es für ritter¬
lich gehalten, wenn —“

„Ein Roturier ein Cavalier ſein könnte, unter¬
brach ihn Bovillard. Qu' importe! Er hat gehandelt,
wie man uns vorwirft, daß wir handeln, wir nutzen
den Vortheil nicht, der uns in die Hände geſpielt
ward. — Wandel, ſie haben vielleicht recht. Vive la
générosité!

„Die Secundanten erklärten, nach einer längern
Berathung, die Sache für ausgeglichen. Der Fleck
am Aermel, den die Hand gemacht, ſei durch den
Säbel reparirt.“

„Der ihn loshieb! fiel Bovillard ein und gähnte.
Legationsrath, was wären wir ohne den Witz in
Ehren- und Staatsſachen! Die Welt wäre längſt
bankrott ohne die Kunſt der Auslegung. Der Starke
wirft ſein Wort wie Brennus Schwert auf die Gold¬
wage; aber der Schwache muß das Körnchen Mutter¬
witz wie der Goldſchläger breit ſchlagen, um die Riſſe
in der Logik und die falſchen Raiſonnements zu über¬
kleben.“

„Und das Volk gafft doch das Goldblech an, als
wär's maſſiv.“

„Wozu wär's das Volk und wir die Geſcheiten!
— Um eine Liebſchaft war ja wohl die Affaire?
Das Mädchen kann gute Geſchäfte machen, es kommt
en vogue!“

„Mehr Anwartſchaft hätte der junge Gelehrte
darauf, der, wie man ſagt, aus Galanterie, oder wie

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[6/0016] Ehre genug geſchehen ſei? Man hätte es für ritter¬ lich gehalten, wenn —“ „Ein Roturier ein Cavalier ſein könnte, unter¬ brach ihn Bovillard. Qu' importe! Er hat gehandelt, wie man uns vorwirft, daß wir handeln, wir nutzen den Vortheil nicht, der uns in die Hände geſpielt ward. — Wandel, ſie haben vielleicht recht. Vive la générosité!“ „Die Secundanten erklärten, nach einer längern Berathung, die Sache für ausgeglichen. Der Fleck am Aermel, den die Hand gemacht, ſei durch den Säbel reparirt.“ „Der ihn loshieb! fiel Bovillard ein und gähnte. Legationsrath, was wären wir ohne den Witz in Ehren- und Staatsſachen! Die Welt wäre längſt bankrott ohne die Kunſt der Auslegung. Der Starke wirft ſein Wort wie Brennus Schwert auf die Gold¬ wage; aber der Schwache muß das Körnchen Mutter¬ witz wie der Goldſchläger breit ſchlagen, um die Riſſe in der Logik und die falſchen Raiſonnements zu über¬ kleben.“ „Und das Volk gafft doch das Goldblech an, als wär's maſſiv.“ „Wozu wär's das Volk und wir die Geſcheiten! — Um eine Liebſchaft war ja wohl die Affaire? Das Mädchen kann gute Geſchäfte machen, es kommt en vogue!“ „Mehr Anwartſchaft hätte der junge Gelehrte darauf, der, wie man ſagt, aus Galanterie, oder wie

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/16>, abgerufen am 23.11.2024.