schwunden, aber die Equipage der Fürstin Gargazin stand vor der Thür.
Er war muthig eingetreten. Von der Treppe kam ihm die Fürstin entgegen. Sie fuhr verwundert zurück: "Wirklich Sie! Nun, in der That, das nenne ich Muth."
Er hatte sich verbeugt, er war muthig geblieben.
Sie war verschwunden. Auf der halben Treppe begegnete ihm der Legationsrath. Als Wandel ihn erblickt, blieb er stehen, lüftete etwas den Hut, und öffnete den Mund, um -- doch zu schweigen. Aber als Dohleneck auf der nächsten Stufe war, hörte er seinen Namen:
"Was soll's?"
"Mein Herr Rittmeister, sagte Wandel, ich hege nicht die Anmaßung zu glauben, daß Sie in mir einige Theilnahme für Sie vermuthen, indeß erlauben Sie die Frage: Wollen Sie zur Frau Baronin?"
"Wenn es Sie nicht incommodirt," hatte Doh¬ leneck erwiedert.
"So vergönnen Sie mir wenigstens die Bitte, zu bedenken, welchem Empfang Sie sich aussetzen. Ihro Erlaucht, die Fürstin, muß Ihnen ja begegnet sein; sollte sie nichts gesagt haben?"
"Nichts was mich angeht," hatte der Rittmeister erwiedert.
"Sie sind der Herr Ihrer Handlungen! ver¬ beugte sich der Legationsrath. Aber -- setzte er mit unterdrückter Stimme hinzu -- ich glaube ebenso
ſchwunden, aber die Equipage der Fürſtin Gargazin ſtand vor der Thür.
Er war muthig eingetreten. Von der Treppe kam ihm die Fürſtin entgegen. Sie fuhr verwundert zurück: „Wirklich Sie! Nun, in der That, das nenne ich Muth.“
Er hatte ſich verbeugt, er war muthig geblieben.
Sie war verſchwunden. Auf der halben Treppe begegnete ihm der Legationsrath. Als Wandel ihn erblickt, blieb er ſtehen, lüftete etwas den Hut, und öffnete den Mund, um — doch zu ſchweigen. Aber als Dohleneck auf der nächſten Stufe war, hörte er ſeinen Namen:
„Was ſoll's?“
„Mein Herr Rittmeiſter, ſagte Wandel, ich hege nicht die Anmaßung zu glauben, daß Sie in mir einige Theilnahme für Sie vermuthen, indeß erlauben Sie die Frage: Wollen Sie zur Frau Baronin?“
„Wenn es Sie nicht incommodirt,“ hatte Doh¬ leneck erwiedert.
„So vergönnen Sie mir wenigſtens die Bitte, zu bedenken, welchem Empfang Sie ſich ausſetzen. Ihro Erlaucht, die Fürſtin, muß Ihnen ja begegnet ſein; ſollte ſie nichts geſagt haben?“
„Nichts was mich angeht,“ hatte der Rittmeiſter erwiedert.
„Sie ſind der Herr Ihrer Handlungen! ver¬ beugte ſich der Legationsrath. Aber — ſetzte er mit unterdrückter Stimme hinzu — ich glaube ebenſo
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ſchwunden, aber die Equipage der Fürſtin Gargazin
ſtand vor der Thür.
Er war muthig eingetreten. Von der Treppe
kam ihm die Fürſtin entgegen. Sie fuhr verwundert
zurück: „Wirklich Sie! Nun, in der That, das nenne
ich Muth.“
Er hatte ſich verbeugt, er war muthig geblieben.
Sie war verſchwunden. Auf der halben Treppe
begegnete ihm der Legationsrath. Als Wandel ihn
erblickt, blieb er ſtehen, lüftete etwas den Hut, und
öffnete den Mund, um — doch zu ſchweigen. Aber
als Dohleneck auf der nächſten Stufe war, hörte er
ſeinen Namen:
„Was ſoll's?“
„Mein Herr Rittmeiſter, ſagte Wandel, ich hege
nicht die Anmaßung zu glauben, daß Sie in mir
einige Theilnahme für Sie vermuthen, indeß erlauben
Sie die Frage: Wollen Sie zur Frau Baronin?“
„Wenn es Sie nicht incommodirt,“ hatte Doh¬
leneck erwiedert.
„So vergönnen Sie mir wenigſtens die Bitte,
zu bedenken, welchem Empfang Sie ſich ausſetzen.
Ihro Erlaucht, die Fürſtin, muß Ihnen ja begegnet
ſein; ſollte ſie nichts geſagt haben?“
„Nichts was mich angeht,“ hatte der Rittmeiſter
erwiedert.
„Sie ſind der Herr Ihrer Handlungen! ver¬
beugte ſich der Legationsrath. Aber — ſetzte er mit
unterdrückter Stimme hinzu — ich glaube ebenſo
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/86>, abgerufen am 16.02.2025.
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