Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852."Wünsche es nicht, entgegnete sie. -- Und wo¬ "Du verlangst nicht nach Glanz und Reich¬ "Aber -- unterbrach sie ihn und schwieg plötz¬ Er ging mit einem stumm wehmüthigen Hände¬ An der Thür wandte er sich noch einmal um. Am zärtlichsten hatte die Baronin Eitelbach von „Wünſche es nicht, entgegnete ſie. — Und wo¬ „Du verlangſt nicht nach Glanz und Reich¬ „Aber — unterbrach ſie ihn und ſchwieg plötz¬ Er ging mit einem ſtumm wehmüthigen Hände¬ An der Thür wandte er ſich noch einmal um. Am zärtlichſten hatte die Baronin Eitelbach von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0044" n="34"/> <p>„Wünſche es nicht, entgegnete ſie. — Und wo¬<lb/> hin? So lieb ich meine Eltern habe, ſo fühle ich<lb/> doch, dahin paſſe ich nicht mehr.“</p><lb/> <p>„Du verlangſt nicht nach Glanz und Reich¬<lb/> thum —“</p><lb/> <p>„Aber — unterbrach ſie ihn und ſchwieg plötz¬<lb/> lich. Daran biſt Du auch ſchuld; warum haſt Du<lb/> aus mir eine andre gemacht, als ich war —“</p><lb/> <p>Er ging mit einem ſtumm wehmüthigen Hände¬<lb/> druck.</p><lb/> <p>An der Thür wandte er ſich noch einmal um.<lb/> Sie war ihm nachgeeilt und hielt den Kopf an ſeine<lb/> Bruſt: „Gieb den Muth nicht auf, Walter. Ich lerne<lb/> mich täglich mehr überwinden und es wird alles beſſer<lb/> werden — für uns beide.“</p><lb/> <p>Am zärtlichſten hatte die Baronin Eitelbach von<lb/> der Geheimräthin Abſchied genommen. Sie war ihr<lb/> unter Thränen um den Hals gefallen, und als die<lb/> Lupinus nach der Urſach fragte, ſagte die Baronin,<lb/> ſie wiſſe ſelbſt nicht, warum ſie eigentlich ſo gerührt<lb/> ſei, ob über das Unglück der armen Kinder, oder das<lb/> ihrer Freundin, der wieder ſo etwas begegnen müſſe,<lb/> oder die Unverſchämtheit der Charlotte! oder über<lb/> das Unglück, das überall in der Welt iſt, und wer<lb/> ein gutes Herz hätte, der thäte am beſten, wenn er<lb/> es ganz verſteckte. Darauf hatte die Lupinus mit<lb/> einem ſchweren Seufzer geantwortet: „Daß auch eine<lb/> ſo junge Frau ſchon ſolche Blicke in dieſes Meer der<lb/> Schmerzen und Täuſchungen wirft, das Welt heißt.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0044]
„Wünſche es nicht, entgegnete ſie. — Und wo¬
hin? So lieb ich meine Eltern habe, ſo fühle ich
doch, dahin paſſe ich nicht mehr.“
„Du verlangſt nicht nach Glanz und Reich¬
thum —“
„Aber — unterbrach ſie ihn und ſchwieg plötz¬
lich. Daran biſt Du auch ſchuld; warum haſt Du
aus mir eine andre gemacht, als ich war —“
Er ging mit einem ſtumm wehmüthigen Hände¬
druck.
An der Thür wandte er ſich noch einmal um.
Sie war ihm nachgeeilt und hielt den Kopf an ſeine
Bruſt: „Gieb den Muth nicht auf, Walter. Ich lerne
mich täglich mehr überwinden und es wird alles beſſer
werden — für uns beide.“
Am zärtlichſten hatte die Baronin Eitelbach von
der Geheimräthin Abſchied genommen. Sie war ihr
unter Thränen um den Hals gefallen, und als die
Lupinus nach der Urſach fragte, ſagte die Baronin,
ſie wiſſe ſelbſt nicht, warum ſie eigentlich ſo gerührt
ſei, ob über das Unglück der armen Kinder, oder das
ihrer Freundin, der wieder ſo etwas begegnen müſſe,
oder die Unverſchämtheit der Charlotte! oder über
das Unglück, das überall in der Welt iſt, und wer
ein gutes Herz hätte, der thäte am beſten, wenn er
es ganz verſteckte. Darauf hatte die Lupinus mit
einem ſchweren Seufzer geantwortet: „Daß auch eine
ſo junge Frau ſchon ſolche Blicke in dieſes Meer der
Schmerzen und Täuſchungen wirft, das Welt heißt.“
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