Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweites Kapitel.
Das Intermezzo.

Das Familienereigniß, welches den Aufstand
verursacht, war auch für die näher Angehörigen kein
eben interessantes. Die Lupinusschen Kinder, bei der
Aufmerksamkeit, welche Prinz Louis und die Reiter
verursachten, sich selbst überlassen, waren über die
Reste des Chocolatentisches hergefallen. Knabe und
Mädchen hatten um die Wette "gestopft", um die
Zeit zu nutzen, wo man sie nicht beobachtete, und Fritz
es angemessen gefunden, auf die Chocolate und das
viele Zuckergebäck einige Gläser süßen Weines zu
gießen. Mit der Schilderung der Wirkungen, die
sich hier zeigten, verschonen wir unsere Leser. Char¬
lottens Aufschrei galt dem traurigen Anblick, den
Malwine verursachte, die leichenblaß mit blauen Lippen,
gläsernen Augen und krampfhaften Bewegungen auf
dem Stuhle lag. Fritz saß, als die andern ein¬
traten, noch wie ein Kobold auf dem Tisch, und
machte den Versuch, mit grinsendem Gesichte aus der
Flasche, die er in der einen Hand hielt, das Glas

Zweites Kapitel.
Das Intermezzo.

Das Familienereigniß, welches den Aufſtand
verurſacht, war auch für die näher Angehörigen kein
eben intereſſantes. Die Lupinusſchen Kinder, bei der
Aufmerkſamkeit, welche Prinz Louis und die Reiter
verurſachten, ſich ſelbſt überlaſſen, waren über die
Reſte des Chocolatentiſches hergefallen. Knabe und
Mädchen hatten um die Wette „geſtopft“, um die
Zeit zu nutzen, wo man ſie nicht beobachtete, und Fritz
es angemeſſen gefunden, auf die Chocolate und das
viele Zuckergebäck einige Gläſer ſüßen Weines zu
gießen. Mit der Schilderung der Wirkungen, die
ſich hier zeigten, verſchonen wir unſere Leſer. Char¬
lottens Aufſchrei galt dem traurigen Anblick, den
Malwine verurſachte, die leichenblaß mit blauen Lippen,
gläſernen Augen und krampfhaften Bewegungen auf
dem Stuhle lag. Fritz ſaß, als die andern ein¬
traten, noch wie ein Kobold auf dem Tiſch, und
machte den Verſuch, mit grinſendem Geſichte aus der
Flaſche, die er in der einen Hand hielt, das Glas

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0035" n="[25]"/>
      <div n="1">
        <head>Zweites Kapitel.<lb/><hi rendition="#b #g">Das Intermezzo.</hi><lb/></head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Das Familienereigniß, welches den Auf&#x017F;tand<lb/>
verur&#x017F;acht, war auch für die näher Angehörigen kein<lb/>
eben intere&#x017F;&#x017F;antes. Die Lupinus&#x017F;chen Kinder, bei der<lb/>
Aufmerk&#x017F;amkeit, welche Prinz Louis und die Reiter<lb/>
verur&#x017F;achten, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t überla&#x017F;&#x017F;en, waren über die<lb/>
Re&#x017F;te des Chocolatenti&#x017F;ches hergefallen. Knabe und<lb/>
Mädchen hatten um die Wette &#x201E;ge&#x017F;topft&#x201C;, um die<lb/>
Zeit zu nutzen, wo man &#x017F;ie nicht beobachtete, und Fritz<lb/>
es angeme&#x017F;&#x017F;en gefunden, auf die Chocolate und das<lb/>
viele Zuckergebäck einige Glä&#x017F;er &#x017F;üßen Weines zu<lb/>
gießen. Mit der Schilderung der Wirkungen, die<lb/>
&#x017F;ich hier zeigten, ver&#x017F;chonen wir un&#x017F;ere Le&#x017F;er. Char¬<lb/>
lottens Auf&#x017F;chrei galt dem traurigen Anblick, den<lb/>
Malwine verur&#x017F;achte, die leichenblaß mit blauen Lippen,<lb/>
glä&#x017F;ernen Augen und krampfhaften Bewegungen auf<lb/>
dem Stuhle lag. Fritz &#x017F;aß, als die andern ein¬<lb/>
traten, noch wie ein Kobold auf dem Ti&#x017F;ch, und<lb/>
machte den Ver&#x017F;uch, mit grin&#x017F;endem Ge&#x017F;ichte aus der<lb/>
Fla&#x017F;che, die er in der einen Hand hielt, das Glas<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[25]/0035] Zweites Kapitel. Das Intermezzo. Das Familienereigniß, welches den Aufſtand verurſacht, war auch für die näher Angehörigen kein eben intereſſantes. Die Lupinusſchen Kinder, bei der Aufmerkſamkeit, welche Prinz Louis und die Reiter verurſachten, ſich ſelbſt überlaſſen, waren über die Reſte des Chocolatentiſches hergefallen. Knabe und Mädchen hatten um die Wette „geſtopft“, um die Zeit zu nutzen, wo man ſie nicht beobachtete, und Fritz es angemeſſen gefunden, auf die Chocolate und das viele Zuckergebäck einige Gläſer ſüßen Weines zu gießen. Mit der Schilderung der Wirkungen, die ſich hier zeigten, verſchonen wir unſere Leſer. Char¬ lottens Aufſchrei galt dem traurigen Anblick, den Malwine verurſachte, die leichenblaß mit blauen Lippen, gläſernen Augen und krampfhaften Bewegungen auf dem Stuhle lag. Fritz ſaß, als die andern ein¬ traten, noch wie ein Kobold auf dem Tiſch, und machte den Verſuch, mit grinſendem Geſichte aus der Flaſche, die er in der einen Hand hielt, das Glas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/35
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. [25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/35>, abgerufen am 27.11.2024.