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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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den Staat zu dem, daß er Männer bedarf, nicht
Automaten. Ist dies Bewußtsein da, dann werden
sich auch die Männer finden."

"Also Du willst jetzt noch nicht mit zur Cousine?"

"Zur Theaterstunde bin ich in ihrer Wohnung."

"Grüß mir die Mamsell Alltag. -- So ein
affairirter Mensch! Muß Trost und Hülfe da bringen
und da auch, bei hübschen Mädchen. -- A propos!
rief der Vater den Sohn zurück, was das Bewußt¬
sein anlangt, wärs nicht besser, wenn die Bürger
es zuerst kriegten? Wenn da erst viele, wie Du zu
sagen beliebtest, Männer geworden, dann käme der
Staat, meine ich, von selbst zum Bewußtsein, daß
er ihrer bedarf. Denke ein Bischen darüber nach!"

Der Alte war fort. Als Walter in die Jäger¬
straße einbog, rollte der Lupinussche Wagen heran.
An der Seite der Geheimräthin saß Adelheid, geputzt
wie ihre Pflegemutter, aber ihre Wangen schienen
vor Freude zu glühen, wie er sie nie gesehen. Als
die Damen ihn erblickten, lächelte die Geheimräthin
ihn schelmisch an, und wandte sich mit einer lieb¬
kosenden Bewegung zu ihrer Pflegetochter. Es kam
ihm sogar vor, als küßten sie sich; gewiß hörte er,
als der Wagen vorüberrollte, ein lautes Gelächter.

"Was war das!" rief er. "Ein Herz und eine
Seele nach diesem Brief! Und sie ruft mich nicht
heran, wo sie sehen muß, daß ich zu ihr will." Er
starrte dem Wagen nach, wie in Erwartung, daß
er halten, Adelheid sich herausbiegen und ihn rufen

den Staat zu dem, daß er Männer bedarf, nicht
Automaten. Iſt dies Bewußtſein da, dann werden
ſich auch die Männer finden.“

„Alſo Du willſt jetzt noch nicht mit zur Couſine?“

„Zur Theaterſtunde bin ich in ihrer Wohnung.“

„Grüß mir die Mamſell Alltag. — So ein
affairirter Menſch! Muß Troſt und Hülfe da bringen
und da auch, bei hübſchen Mädchen. — A propos!
rief der Vater den Sohn zurück, was das Bewußt¬
ſein anlangt, wärs nicht beſſer, wenn die Bürger
es zuerſt kriegten? Wenn da erſt viele, wie Du zu
ſagen beliebteſt, Männer geworden, dann käme der
Staat, meine ich, von ſelbſt zum Bewußtſein, daß
er ihrer bedarf. Denke ein Bischen darüber nach!“

Der Alte war fort. Als Walter in die Jäger¬
ſtraße einbog, rollte der Lupinusſche Wagen heran.
An der Seite der Geheimräthin ſaß Adelheid, geputzt
wie ihre Pflegemutter, aber ihre Wangen ſchienen
vor Freude zu glühen, wie er ſie nie geſehen. Als
die Damen ihn erblickten, lächelte die Geheimräthin
ihn ſchelmiſch an, und wandte ſich mit einer lieb¬
koſenden Bewegung zu ihrer Pflegetochter. Es kam
ihm ſogar vor, als küßten ſie ſich; gewiß hörte er,
als der Wagen vorüberrollte, ein lautes Gelächter.

„Was war das!“ rief er. „Ein Herz und eine
Seele nach dieſem Brief! Und ſie ruft mich nicht
heran, wo ſie ſehen muß, daß ich zu ihr will.“ Er
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[238/0248] den Staat zu dem, daß er Männer bedarf, nicht Automaten. Iſt dies Bewußtſein da, dann werden ſich auch die Männer finden.“ „Alſo Du willſt jetzt noch nicht mit zur Couſine?“ „Zur Theaterſtunde bin ich in ihrer Wohnung.“ „Grüß mir die Mamſell Alltag. — So ein affairirter Menſch! Muß Troſt und Hülfe da bringen und da auch, bei hübſchen Mädchen. — A propos! rief der Vater den Sohn zurück, was das Bewußt¬ ſein anlangt, wärs nicht beſſer, wenn die Bürger es zuerſt kriegten? Wenn da erſt viele, wie Du zu ſagen beliebteſt, Männer geworden, dann käme der Staat, meine ich, von ſelbſt zum Bewußtſein, daß er ihrer bedarf. Denke ein Bischen darüber nach!“ Der Alte war fort. Als Walter in die Jäger¬ ſtraße einbog, rollte der Lupinusſche Wagen heran. An der Seite der Geheimräthin ſaß Adelheid, geputzt wie ihre Pflegemutter, aber ihre Wangen ſchienen vor Freude zu glühen, wie er ſie nie geſehen. Als die Damen ihn erblickten, lächelte die Geheimräthin ihn ſchelmiſch an, und wandte ſich mit einer lieb¬ koſenden Bewegung zu ihrer Pflegetochter. Es kam ihm ſogar vor, als küßten ſie ſich; gewiß hörte er, als der Wagen vorüberrollte, ein lautes Gelächter. „Was war das!“ rief er. „Ein Herz und eine Seele nach dieſem Brief! Und ſie ruft mich nicht heran, wo ſie ſehen muß, daß ich zu ihr will.“ Er ſtarrte dem Wagen nach, wie in Erwartung, daß er halten, Adelheid ſich herausbiegen und ihn rufen

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/248>, abgerufen am 22.11.2024.