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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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"So steckt immer noch ein Viertel drin, und das
kann man so langsam rausziehen, bis es zu spät
und der Krieg an der Donau vorüber ist. Bona¬
parte hat Wien genommen, weißt Du das schon?
Die beiden Russischen Heere, unter Kutusow und
Buxhövden werden Mühe haben sich um Olmütz
zu vereinigen. Die Nachricht kam eben auf der
Börse an."

"Wien genommen! rief Walter. Und Haugwitz?"

"Hat sich von Bonaparte hinschicken lassen, weil
in Wien ein Gesandter am besten aufgehoben ist. Der
Kaiser hat sehr viel Rücksichten gegen ihn gehabt,
fand es unschicklich, daß ein Preußischer Minister und
Diplomat sich im Heerestroß mitschleppen lasse."

"Und Haugwitz ließ sich fortschicken?"

"Was wird er nicht! Er liebt die Commodität.
Sehr langsam reist er schon, damit ihm kein Unglück
widerfahre. Und hat gewiß Recht gehabt, ein Un¬
glück, was unserm Premierminister zustieße, wäre
ja eines für den ganzen Staat!"

"Und er traf ihn --"

"In Brünn gerade bei den Vorbereitungen zu
einer neuen Schlacht. Da hatte Napoleon natürlich
keine Zeit sich mit ihm zu unterhalten. Wenn ich
zur Messe in Leipzig bin und meine Bude vollsteht
von Juden, Türken und Armeniern, wo es einen
Handel gilt um alle meine Waaren, und die Spitz¬
buben wollen mich übers Ohr hauen, oder ich will
sie, was bei einem Kaufmann auf eins rauskommt,

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„So ſteckt immer noch ein Viertel drin, und das
kann man ſo langſam rausziehen, bis es zu ſpät
und der Krieg an der Donau vorüber iſt. Bona¬
parte hat Wien genommen, weißt Du das ſchon?
Die beiden Ruſſiſchen Heere, unter Kutuſow und
Buxhövden werden Mühe haben ſich um Olmütz
zu vereinigen. Die Nachricht kam eben auf der
Börſe an.“

„Wien genommen! rief Walter. Und Haugwitz?“

„Hat ſich von Bonaparte hinſchicken laſſen, weil
in Wien ein Geſandter am beſten aufgehoben iſt. Der
Kaiſer hat ſehr viel Rückſichten gegen ihn gehabt,
fand es unſchicklich, daß ein Preußiſcher Miniſter und
Diplomat ſich im Heerestroß mitſchleppen laſſe.“

„Und Haugwitz ließ ſich fortſchicken?“

„Was wird er nicht! Er liebt die Commodität.
Sehr langſam reiſt er ſchon, damit ihm kein Unglück
widerfahre. Und hat gewiß Recht gehabt, ein Un¬
glück, was unſerm Premierminiſter zuſtieße, wäre
ja eines für den ganzen Staat!“

„Und er traf ihn —“

„In Brünn gerade bei den Vorbereitungen zu
einer neuen Schlacht. Da hatte Napoleon natürlich
keine Zeit ſich mit ihm zu unterhalten. Wenn ich
zur Meſſe in Leipzig bin und meine Bude vollſteht
von Juden, Türken und Armeniern, wo es einen
Handel gilt um alle meine Waaren, und die Spitz¬
buben wollen mich übers Ohr hauen, oder ich will
ſie, was bei einem Kaufmann auf eins rauskommt,

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[227/0237] „So ſteckt immer noch ein Viertel drin, und das kann man ſo langſam rausziehen, bis es zu ſpät und der Krieg an der Donau vorüber iſt. Bona¬ parte hat Wien genommen, weißt Du das ſchon? Die beiden Ruſſiſchen Heere, unter Kutuſow und Buxhövden werden Mühe haben ſich um Olmütz zu vereinigen. Die Nachricht kam eben auf der Börſe an.“ „Wien genommen! rief Walter. Und Haugwitz?“ „Hat ſich von Bonaparte hinſchicken laſſen, weil in Wien ein Geſandter am beſten aufgehoben iſt. Der Kaiſer hat ſehr viel Rückſichten gegen ihn gehabt, fand es unſchicklich, daß ein Preußiſcher Miniſter und Diplomat ſich im Heerestroß mitſchleppen laſſe.“ „Und Haugwitz ließ ſich fortſchicken?“ „Was wird er nicht! Er liebt die Commodität. Sehr langſam reiſt er ſchon, damit ihm kein Unglück widerfahre. Und hat gewiß Recht gehabt, ein Un¬ glück, was unſerm Premierminiſter zuſtieße, wäre ja eines für den ganzen Staat!“ „Und er traf ihn —“ „In Brünn gerade bei den Vorbereitungen zu einer neuen Schlacht. Da hatte Napoleon natürlich keine Zeit ſich mit ihm zu unterhalten. Wenn ich zur Meſſe in Leipzig bin und meine Bude vollſteht von Juden, Türken und Armeniern, wo es einen Handel gilt um alle meine Waaren, und die Spitz¬ buben wollen mich übers Ohr hauen, oder ich will ſie, was bei einem Kaufmann auf eins rauskommt, 15*

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/237>, abgerufen am 28.11.2024.