auch nur zum Nothwendigsten. Ja wären wir wie in England. --"
"Keine Neuerungen! unterbrachen ihn beide Collegen wie im Chorus, mit einer Bewegung, als wollten sie sich die Ohren zuhalten. Und Neuerungen in diesem gefährlichen Augenblick, liebster College Büsching!"
"Und wann denn! sagte der College mit Ruhe. Weiß denn Einer von uns, was uns die nächste Zeit bringt! Jetzt ziehen wir ins Feld, vielleicht auch nicht; aber beendet, meine werthen Collegen, ist, auch im glücklichsten Falle, damit die Sache nicht. Gesetzt, was ich aus Herzensgrunde wünsche und glaube, wir schlagen ihn; damit haben wir ihn nicht über¬ wunden. Dies Frankreich hat in seinem größten Elend, und immer im Augenblick, wo wir es für ganz vernichtet hielten, wunderbar neue Kräfte aus sich selbst entwickelt. Es kommt keiner gegen es auf, wenn er nicht auch Neues in sich findet, sich aus sich selbst herausspinnt."
"Aber der Bürger, liebster Büsching, was soll der damit! Wenn der erst suchen soll, was dem Staate noth thut, ist die Verwirrung voll."
"Er weiß sich in den kleinsten, eigenen Angelegen¬ heiten nicht zu helfen, setzte der andere hinzu. Ein Spiel in den Händen der Advocaten, möchte er doch noch in der einfachsten Schuld- oder Hypotheken¬ sache von jedem Rath haben. Und er sollte Rath geben!"
auch nur zum Nothwendigſten. Ja wären wir wie in England. —“
„Keine Neuerungen! unterbrachen ihn beide Collegen wie im Chorus, mit einer Bewegung, als wollten ſie ſich die Ohren zuhalten. Und Neuerungen in dieſem gefährlichen Augenblick, liebſter College Büſching!“
„Und wann denn! ſagte der College mit Ruhe. Weiß denn Einer von uns, was uns die nächſte Zeit bringt! Jetzt ziehen wir ins Feld, vielleicht auch nicht; aber beendet, meine werthen Collegen, iſt, auch im glücklichſten Falle, damit die Sache nicht. Geſetzt, was ich aus Herzensgrunde wünſche und glaube, wir ſchlagen ihn; damit haben wir ihn nicht über¬ wunden. Dies Frankreich hat in ſeinem größten Elend, und immer im Augenblick, wo wir es für ganz vernichtet hielten, wunderbar neue Kräfte aus ſich ſelbſt entwickelt. Es kommt keiner gegen es auf, wenn er nicht auch Neues in ſich findet, ſich aus ſich ſelbſt herausſpinnt.“
„Aber der Bürger, liebſter Büſching, was ſoll der damit! Wenn der erſt ſuchen ſoll, was dem Staate noth thut, iſt die Verwirrung voll.“
„Er weiß ſich in den kleinſten, eigenen Angelegen¬ heiten nicht zu helfen, ſetzte der andere hinzu. Ein Spiel in den Händen der Advocaten, möchte er doch noch in der einfachſten Schuld- oder Hypotheken¬ ſache von jedem Rath haben. Und er ſollte Rath geben!“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0201"n="191"/>
auch nur zum Nothwendigſten. Ja wären wir wie<lb/>
in England. —“</p><lb/><p>„Keine Neuerungen! unterbrachen ihn beide<lb/>
Collegen wie im Chorus, mit einer Bewegung, als<lb/>
wollten ſie ſich die Ohren zuhalten. Und Neuerungen<lb/>
in dieſem gefährlichen Augenblick, liebſter College<lb/>
Büſching!“</p><lb/><p>„Und wann denn! ſagte der College mit Ruhe.<lb/>
Weiß denn Einer von uns, was uns die nächſte<lb/>
Zeit bringt! Jetzt ziehen wir ins Feld, vielleicht<lb/>
auch nicht; aber beendet, meine werthen Collegen,<lb/>
iſt, auch im glücklichſten Falle, damit die Sache nicht.<lb/>
Geſetzt, was ich aus Herzensgrunde wünſche und glaube,<lb/>
wir ſchlagen ihn; damit haben wir ihn nicht über¬<lb/>
wunden. Dies Frankreich hat in ſeinem größten<lb/>
Elend, und immer im Augenblick, wo wir es für<lb/>
ganz vernichtet hielten, wunderbar neue Kräfte aus<lb/>ſich ſelbſt entwickelt. Es kommt keiner gegen es auf,<lb/>
wenn er nicht auch Neues in ſich findet, ſich aus<lb/>ſich ſelbſt herausſpinnt.“</p><lb/><p>„Aber der Bürger, liebſter Büſching, was ſoll<lb/>
der damit! Wenn der erſt ſuchen ſoll, was dem<lb/>
Staate noth thut, iſt die Verwirrung voll.“</p><lb/><p>„Er weiß ſich in den kleinſten, eigenen Angelegen¬<lb/>
heiten nicht zu helfen, ſetzte der andere hinzu. Ein<lb/>
Spiel in den Händen der Advocaten, möchte er<lb/>
doch noch in der einfachſten Schuld- oder Hypotheken¬<lb/>ſache von jedem Rath haben. Und <hirendition="#g">er</hi>ſollte Rath<lb/>
geben!“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[191/0201]
auch nur zum Nothwendigſten. Ja wären wir wie
in England. —“
„Keine Neuerungen! unterbrachen ihn beide
Collegen wie im Chorus, mit einer Bewegung, als
wollten ſie ſich die Ohren zuhalten. Und Neuerungen
in dieſem gefährlichen Augenblick, liebſter College
Büſching!“
„Und wann denn! ſagte der College mit Ruhe.
Weiß denn Einer von uns, was uns die nächſte
Zeit bringt! Jetzt ziehen wir ins Feld, vielleicht
auch nicht; aber beendet, meine werthen Collegen,
iſt, auch im glücklichſten Falle, damit die Sache nicht.
Geſetzt, was ich aus Herzensgrunde wünſche und glaube,
wir ſchlagen ihn; damit haben wir ihn nicht über¬
wunden. Dies Frankreich hat in ſeinem größten
Elend, und immer im Augenblick, wo wir es für
ganz vernichtet hielten, wunderbar neue Kräfte aus
ſich ſelbſt entwickelt. Es kommt keiner gegen es auf,
wenn er nicht auch Neues in ſich findet, ſich aus
ſich ſelbſt herausſpinnt.“
„Aber der Bürger, liebſter Büſching, was ſoll
der damit! Wenn der erſt ſuchen ſoll, was dem
Staate noth thut, iſt die Verwirrung voll.“
„Er weiß ſich in den kleinſten, eigenen Angelegen¬
heiten nicht zu helfen, ſetzte der andere hinzu. Ein
Spiel in den Händen der Advocaten, möchte er
doch noch in der einfachſten Schuld- oder Hypotheken¬
ſache von jedem Rath haben. Und er ſollte Rath
geben!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/201>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.