"Sie ist ja die Wittwe seines Compagnons -- hunderttausend Thaler baar außer dem halben Ge¬ schäft! Wäre Herr Braunbiegler vor acht Jahren ge¬ storben, hätte er mich gar nicht geheirathet, das sagt er mir und jedem tausend Mal. Er hätte das Ge¬ schäft in einer Hand und die Tuchlieferung fürs Militair allein."
Ein Lächeln schwebte über das Gesicht der Für¬ stin: "So denken die Männer, und von uns fordern sie Hingebung und Treue! -- Was ich sagen wollte, es kommt Ihnen also jetzt alles darauf an, den guten Rittmeister von seinem Irrthum zu curiren. Wie wäre es denn -- es ist nur ein Einfall -- Sie glauben nicht, daß er sich noch einmal auf den Weg macht?"
"Mein Gott, er muß ja ausmarschiren. Das ists ja."
"Richtig! Wir wäre es denn, wenn Sie sich auf den Weg machten! Ich meine, wenn Sie ihm entgegenkämen, natürlich in allen Ehren. Sie könnten ihn zu sich rufen lassen; das möchte aber falsch aus¬ gelegt werden, und vielleicht käme er auch nicht. Sie müßten etwas recht eclatantes thun, das eblouirt die Männer. Ich hoffe Sie verstehn mich nicht falsch. Wenn Sie ihn in der Caserne aufsuchten, ich meine nicht heimlich, sondern in Ihrer Equipage, den Be¬ dienten hinter sich, die Welt würde das freilich nicht gut heißen --"
"Sie meinten also -- ?"
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„Sie iſt ja die Wittwe ſeines Compagnons — hunderttauſend Thaler baar außer dem halben Ge¬ ſchäft! Wäre Herr Braunbiegler vor acht Jahren ge¬ ſtorben, hätte er mich gar nicht geheirathet, das ſagt er mir und jedem tauſend Mal. Er hätte das Ge¬ ſchäft in einer Hand und die Tuchlieferung fürs Militair allein.“
Ein Lächeln ſchwebte über das Geſicht der Für¬ ſtin: „So denken die Männer, und von uns fordern ſie Hingebung und Treue! — Was ich ſagen wollte, es kommt Ihnen alſo jetzt alles darauf an, den guten Rittmeiſter von ſeinem Irrthum zu curiren. Wie wäre es denn — es iſt nur ein Einfall — Sie glauben nicht, daß er ſich noch einmal auf den Weg macht?“
„Mein Gott, er muß ja ausmarſchiren. Das iſts ja.“
„Richtig! Wir wäre es denn, wenn Sie ſich auf den Weg machten! Ich meine, wenn Sie ihm entgegenkämen, natürlich in allen Ehren. Sie könnten ihn zu ſich rufen laſſen; das möchte aber falſch aus¬ gelegt werden, und vielleicht käme er auch nicht. Sie müßten etwas recht eclatantes thun, das eblouirt die Männer. Ich hoffe Sie verſtehn mich nicht falſch. Wenn Sie ihn in der Caſerne aufſuchten, ich meine nicht heimlich, ſondern in Ihrer Equipage, den Be¬ dienten hinter ſich, die Welt würde das freilich nicht gut heißen —“
„Sie meinten alſo — ?“
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„Sie iſt ja die Wittwe ſeines Compagnons —
hunderttauſend Thaler baar außer dem halben Ge¬
ſchäft! Wäre Herr Braunbiegler vor acht Jahren ge¬
ſtorben, hätte er mich gar nicht geheirathet, das ſagt
er mir und jedem tauſend Mal. Er hätte das Ge¬
ſchäft in einer Hand und die Tuchlieferung fürs
Militair allein.“
Ein Lächeln ſchwebte über das Geſicht der Für¬
ſtin: „So denken die Männer, und von uns fordern
ſie Hingebung und Treue! — Was ich ſagen wollte,
es kommt Ihnen alſo jetzt alles darauf an, den guten
Rittmeiſter von ſeinem Irrthum zu curiren. Wie
wäre es denn — es iſt nur ein Einfall — Sie
glauben nicht, daß er ſich noch einmal auf den Weg
macht?“
„Mein Gott, er muß ja ausmarſchiren. Das
iſts ja.“
„Richtig! Wir wäre es denn, wenn Sie ſich
auf den Weg machten! Ich meine, wenn Sie ihm
entgegenkämen, natürlich in allen Ehren. Sie könnten
ihn zu ſich rufen laſſen; das möchte aber falſch aus¬
gelegt werden, und vielleicht käme er auch nicht. Sie
müßten etwas recht eclatantes thun, das eblouirt die
Männer. Ich hoffe Sie verſtehn mich nicht falſch.
Wenn Sie ihn in der Caſerne aufſuchten, ich meine
nicht heimlich, ſondern in Ihrer Equipage, den Be¬
dienten hinter ſich, die Welt würde das freilich nicht
gut heißen —“
„Sie meinten alſo — ?“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/189>, abgerufen am 08.07.2024.
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