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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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"Hier braucht er keine Mamelucken, fiel Laforest
rasch ein. Im Vaterlande der Humanität schützt ihn
Ruhe und Ordnung. Er hat es oft gesagt, in Ber¬
lin würde er allein, ohne Waffen, ohne Begleitung
in der Dämmerung durch die Winkelgassen reiten."

"Ein ehrenvolles Attest für uns!" bemerkte
St. Real.

"Gewiß!" stimmten alle ein.

"Wenn es seine irdische Krone verlöre, hätte
Preußen auf die himmlische Anspruch, die den Fried¬
fertigen verheißen ist."

"Wir sind Feinde, Herr von Eisenhauch," wandte
sich Laforest zum Sprecher, während die Fürstin zum
Fenster hinaussah. "Feinde, aber in Einem kommen
Sie doch mit mir überein?"

"Ich gebe nichts auf."

"Auch nicht die Hoffnung, daß man hier noch
Politik machen kann?"

Der Jubel draußen galt dem Erscheinen des
ritterlichen Kaisers. Zwei Schritt begleitete die Fürstin
den Gesandten; seine Miene schien ihr noch etwas
mittheilen zu wollen.

"Was soll's noch, Excellenz! Die Orlogfahne
flattert."

"Sie kann wieder abgenommen werden."

"Jetzt nicht mehr."

"Aber später."

"Die Kluft ist zu groß."

"Ueber die tiefste weiß die Diplomatie Brücken

„Hier braucht er keine Mamelucken, fiel Laforeſt
raſch ein. Im Vaterlande der Humanität ſchützt ihn
Ruhe und Ordnung. Er hat es oft geſagt, in Ber¬
lin würde er allein, ohne Waffen, ohne Begleitung
in der Dämmerung durch die Winkelgaſſen reiten.“

„Ein ehrenvolles Atteſt für uns!“ bemerkte
St. Real.

„Gewiß!“ ſtimmten alle ein.

„Wenn es ſeine irdiſche Krone verlöre, hätte
Preußen auf die himmliſche Anſpruch, die den Fried¬
fertigen verheißen iſt.“

„Wir ſind Feinde, Herr von Eiſenhauch,“ wandte
ſich Laforeſt zum Sprecher, während die Fürſtin zum
Fenſter hinausſah. „Feinde, aber in Einem kommen
Sie doch mit mir überein?“

„Ich gebe nichts auf.“

„Auch nicht die Hoffnung, daß man hier noch
Politik machen kann?“

Der Jubel draußen galt dem Erſcheinen des
ritterlichen Kaiſers. Zwei Schritt begleitete die Fürſtin
den Geſandten; ſeine Miene ſchien ihr noch etwas
mittheilen zu wollen.

„Was ſoll's noch, Excellenz! Die Orlogfahne
flattert.“

„Sie kann wieder abgenommen werden.“

„Jetzt nicht mehr.“

„Aber ſpäter.“

„Die Kluft iſt zu groß.“

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[110/0120] „Hier braucht er keine Mamelucken, fiel Laforeſt raſch ein. Im Vaterlande der Humanität ſchützt ihn Ruhe und Ordnung. Er hat es oft geſagt, in Ber¬ lin würde er allein, ohne Waffen, ohne Begleitung in der Dämmerung durch die Winkelgaſſen reiten.“ „Ein ehrenvolles Atteſt für uns!“ bemerkte St. Real. „Gewiß!“ ſtimmten alle ein. „Wenn es ſeine irdiſche Krone verlöre, hätte Preußen auf die himmliſche Anſpruch, die den Fried¬ fertigen verheißen iſt.“ „Wir ſind Feinde, Herr von Eiſenhauch,“ wandte ſich Laforeſt zum Sprecher, während die Fürſtin zum Fenſter hinausſah. „Feinde, aber in Einem kommen Sie doch mit mir überein?“ „Ich gebe nichts auf.“ „Auch nicht die Hoffnung, daß man hier noch Politik machen kann?“ Der Jubel draußen galt dem Erſcheinen des ritterlichen Kaiſers. Zwei Schritt begleitete die Fürſtin den Geſandten; ſeine Miene ſchien ihr noch etwas mittheilen zu wollen. „Was ſoll's noch, Excellenz! Die Orlogfahne flattert.“ „Sie kann wieder abgenommen werden.“ „Jetzt nicht mehr.“ „Aber ſpäter.“ „Die Kluft iſt zu groß.“ „Ueber die tiefſte weiß die Diplomatie Brücken

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/120>, abgerufen am 25.11.2024.