wenn Gruppen sich um sie bildeten, nur mit Achsel¬ zucken.
Auch vornehme Damen standen an den geöffneten Fenstern. Neugierig schweiften die Blicke der Fürstin Gargazin über den Platz, und sie hörte nur halb, was der Kammerherr von St. Real erzählte. Er war im Schloß gewesen und hatte aus dem Vor¬ zimmer einen flüchtigen Blick auf das häusliche Glück im Schooß des Heiligthums geworfen.
"Was helfen uns Familienscenen, Kammerherr!"
"Seine Majestät der Kaiser ließen zwei der königlichen Kinder auf Ihren Knieen reiten. Ihre Majestät die Königin blickte mit verklärter Mutter¬ freude auf das Bild."
"Das glaube ich; aber der König?"
"Stand die Hände auf dem Rücken daneben."
"Ernst wie immer?"
"Nein, Seine Majestät lächelten. Alle meinten, das werde eine Unite, die nie zerreißen kann."
"Aber andern die Geduld, warf die Fürstin ein. Die Einigkeit da gefällt mir besser. Sehn Sie, Haugwitz mit dem Erzherzog Arm in Arm."
"Sie scheinen in ein sehr ernsthaftes Gespräch verwickelt," bemerkte ein Dritter am Fenster.
"Und Blücher schlägt hinter ihnen mit den Füßen den Takt. Er kann seine Freude kaum verbergen."
"Er sollte nur den Säbel nicht so klirren lassen! Lombard flankirt umher. Ihm ist's nicht recht. Er möchte gar zu gern Haugwitz einen Wink geben."
wenn Gruppen ſich um ſie bildeten, nur mit Achſel¬ zucken.
Auch vornehme Damen ſtanden an den geöffneten Fenſtern. Neugierig ſchweiften die Blicke der Fürſtin Gargazin über den Platz, und ſie hörte nur halb, was der Kammerherr von St. Real erzählte. Er war im Schloß geweſen und hatte aus dem Vor¬ zimmer einen flüchtigen Blick auf das häusliche Glück im Schooß des Heiligthums geworfen.
„Was helfen uns Familienſcenen, Kammerherr!“
„Seine Majeſtät der Kaiſer ließen zwei der königlichen Kinder auf Ihren Knieen reiten. Ihre Majeſtät die Königin blickte mit verklärter Mutter¬ freude auf das Bild.“
„Das glaube ich; aber der König?“
„Stand die Hände auf dem Rücken daneben.“
„Ernſt wie immer?“
„Nein, Seine Majeſtät lächelten. Alle meinten, das werde eine Unité, die nie zerreißen kann.“
„Aber andern die Geduld, warf die Fürſtin ein. Die Einigkeit da gefällt mir beſſer. Sehn Sie, Haugwitz mit dem Erzherzog Arm in Arm.“
„Sie ſcheinen in ein ſehr ernſthaftes Geſpräch verwickelt,“ bemerkte ein Dritter am Fenſter.
„Und Blücher ſchlägt hinter ihnen mit den Füßen den Takt. Er kann ſeine Freude kaum verbergen.“
„Er ſollte nur den Säbel nicht ſo klirren laſſen! Lombard flankirt umher. Ihm iſt's nicht recht. Er möchte gar zu gern Haugwitz einen Wink geben.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0102"n="92"/>
wenn Gruppen ſich um ſie bildeten, nur mit Achſel¬<lb/>
zucken.</p><lb/><p>Auch vornehme Damen ſtanden an den geöffneten<lb/>
Fenſtern. Neugierig ſchweiften die Blicke der Fürſtin<lb/>
Gargazin über den Platz, und ſie hörte nur halb,<lb/>
was der Kammerherr von St. Real erzählte. Er<lb/>
war im Schloß geweſen und hatte aus dem Vor¬<lb/>
zimmer einen flüchtigen Blick auf das häusliche Glück<lb/>
im Schooß des Heiligthums geworfen.</p><lb/><p>„Was helfen uns Familienſcenen, Kammerherr!“</p><lb/><p>„Seine Majeſtät der Kaiſer ließen zwei der<lb/>
königlichen Kinder auf Ihren Knieen reiten. Ihre<lb/>
Majeſtät die Königin blickte mit verklärter Mutter¬<lb/>
freude auf das Bild.“</p><lb/><p>„Das glaube ich; aber der König?“</p><lb/><p>„Stand die Hände auf dem Rücken daneben.“</p><lb/><p>„Ernſt wie immer?“</p><lb/><p>„Nein, Seine Majeſtät lächelten. Alle meinten,<lb/>
das werde eine Unit<hirendition="#aq">é</hi>, die nie zerreißen kann.“</p><lb/><p>„Aber andern die Geduld, warf die Fürſtin ein.<lb/><hirendition="#g">Die</hi> Einigkeit <hirendition="#g">da</hi> gefällt mir beſſer. Sehn Sie,<lb/>
Haugwitz mit dem Erzherzog Arm in Arm.“</p><lb/><p>„Sie ſcheinen in ein ſehr ernſthaftes Geſpräch<lb/>
verwickelt,“ bemerkte ein Dritter am Fenſter.</p><lb/><p>„Und Blücher ſchlägt hinter ihnen mit den Füßen<lb/>
den Takt. Er kann ſeine Freude kaum verbergen.“</p><lb/><p>„Er ſollte nur den Säbel nicht ſo klirren laſſen!<lb/>
Lombard flankirt umher. Ihm iſt's nicht recht. Er<lb/>
möchte gar zu gern Haugwitz einen Wink geben.“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[92/0102]
wenn Gruppen ſich um ſie bildeten, nur mit Achſel¬
zucken.
Auch vornehme Damen ſtanden an den geöffneten
Fenſtern. Neugierig ſchweiften die Blicke der Fürſtin
Gargazin über den Platz, und ſie hörte nur halb,
was der Kammerherr von St. Real erzählte. Er
war im Schloß geweſen und hatte aus dem Vor¬
zimmer einen flüchtigen Blick auf das häusliche Glück
im Schooß des Heiligthums geworfen.
„Was helfen uns Familienſcenen, Kammerherr!“
„Seine Majeſtät der Kaiſer ließen zwei der
königlichen Kinder auf Ihren Knieen reiten. Ihre
Majeſtät die Königin blickte mit verklärter Mutter¬
freude auf das Bild.“
„Das glaube ich; aber der König?“
„Stand die Hände auf dem Rücken daneben.“
„Ernſt wie immer?“
„Nein, Seine Majeſtät lächelten. Alle meinten,
das werde eine Unité, die nie zerreißen kann.“
„Aber andern die Geduld, warf die Fürſtin ein.
Die Einigkeit da gefällt mir beſſer. Sehn Sie,
Haugwitz mit dem Erzherzog Arm in Arm.“
„Sie ſcheinen in ein ſehr ernſthaftes Geſpräch
verwickelt,“ bemerkte ein Dritter am Fenſter.
„Und Blücher ſchlägt hinter ihnen mit den Füßen
den Takt. Er kann ſeine Freude kaum verbergen.“
„Er ſollte nur den Säbel nicht ſo klirren laſſen!
Lombard flankirt umher. Ihm iſt's nicht recht. Er
möchte gar zu gern Haugwitz einen Wink geben.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/102>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.