es sprüht immer etwas Sinnvolles, Angenehmes. Wenn eine der Damen sich auf die Finger klopfte, beneide¬ ten die Genien sie um den Schmerz, den eine edle Seele bei einem Liebeswerk empfindet."
"Und die Damen erwiderten die Galanterieen?"
"Es scheint wirklich ein Pfingstgeist in unsre Lands¬ männinnen gefahren. Denken Sie, selbst die Eitel¬ bach, wie berauscht von seiner Nähe, ward witzig. Sie sprach etwas, was im Hesperus stehen könnte."
"Oder vielleicht schon darin steht."
"Gleich viel, es ist eine Magie, die Alle in seiner Gegenwart über sich selbst erhebt. Ich ließ ihm durch Adelheid ein Bouquet überreichen."
"Gewiß mit Worten, die im Titan ihren Ehren¬ platz fänden."
"Es war, meine ich, keine üble Phrase, eine Phan¬ tasie, die mir am Morgen eingefallen war. Sie hatte sie auch ganz gut auswendig gelernt, eine Art Streck¬ vers -- Sie trug einen Kornblumenkranz im Haar."
"Kornblumen! --"
"Natürlich künstliche. Die Kornblumenzeit ist ja vorüber. Sie sollte mir recht natürlich kind¬ lich aussehen. Aber sie sprach so hölzern, ich möchte sagen gedehnt. Mir ward schon ängstlich zu Muthe, und sie war kaum in der Mitte, als die Eitelbach den Schrei ausstieß. Sie nämlich war es, die sich mit dem Hammer auf den Finger geklopft hatte. Da sprang Jean Paul vom Sopha und küßte ihr das Blut vom Finger."
es ſprüht immer etwas Sinnvolles, Angenehmes. Wenn eine der Damen ſich auf die Finger klopfte, beneide¬ ten die Genien ſie um den Schmerz, den eine edle Seele bei einem Liebeswerk empfindet.“
„Und die Damen erwiderten die Galanterieen?“
„Es ſcheint wirklich ein Pfingſtgeiſt in unſre Lands¬ männinnen gefahren. Denken Sie, ſelbſt die Eitel¬ bach, wie berauſcht von ſeiner Nähe, ward witzig. Sie ſprach etwas, was im Hesperus ſtehen könnte.“
„Oder vielleicht ſchon darin ſteht.“
„Gleich viel, es iſt eine Magie, die Alle in ſeiner Gegenwart über ſich ſelbſt erhebt. Ich ließ ihm durch Adelheid ein Bouquet überreichen.“
„Gewiß mit Worten, die im Titan ihren Ehren¬ platz fänden.“
„Es war, meine ich, keine üble Phraſe, eine Phan¬ taſie, die mir am Morgen eingefallen war. Sie hatte ſie auch ganz gut auswendig gelernt, eine Art Streck¬ vers — Sie trug einen Kornblumenkranz im Haar.“
„Kornblumen! —“
„Natürlich künſtliche. Die Kornblumenzeit iſt ja vorüber. Sie ſollte mir recht natürlich kind¬ lich ausſehen. Aber ſie ſprach ſo hölzern, ich möchte ſagen gedehnt. Mir ward ſchon ängſtlich zu Muthe, und ſie war kaum in der Mitte, als die Eitelbach den Schrei ausſtieß. Sie nämlich war es, die ſich mit dem Hammer auf den Finger geklopft hatte. Da ſprang Jean Paul vom Sopha und küßte ihr das Blut vom Finger.“
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es ſprüht immer etwas Sinnvolles, Angenehmes. Wenn
eine der Damen ſich auf die Finger klopfte, beneide¬
ten die Genien ſie um den Schmerz, den eine edle
Seele bei einem Liebeswerk empfindet.“
„Und die Damen erwiderten die Galanterieen?“
„Es ſcheint wirklich ein Pfingſtgeiſt in unſre Lands¬
männinnen gefahren. Denken Sie, ſelbſt die Eitel¬
bach, wie berauſcht von ſeiner Nähe, ward witzig.
Sie ſprach etwas, was im Hesperus ſtehen könnte.“
„Oder vielleicht ſchon darin ſteht.“
„Gleich viel, es iſt eine Magie, die Alle in
ſeiner Gegenwart über ſich ſelbſt erhebt. Ich ließ
ihm durch Adelheid ein Bouquet überreichen.“
„Gewiß mit Worten, die im Titan ihren Ehren¬
platz fänden.“
„Es war, meine ich, keine üble Phraſe, eine Phan¬
taſie, die mir am Morgen eingefallen war. Sie hatte
ſie auch ganz gut auswendig gelernt, eine Art Streck¬
vers — Sie trug einen Kornblumenkranz im Haar.“
„Kornblumen! —“
„Natürlich künſtliche. Die Kornblumenzeit iſt
ja vorüber. Sie ſollte mir recht natürlich kind¬
lich ausſehen. Aber ſie ſprach ſo hölzern, ich
möchte ſagen gedehnt. Mir ward ſchon ängſtlich zu
Muthe, und ſie war kaum in der Mitte, als die
Eitelbach den Schrei ausſtieß. Sie nämlich war es,
die ſich mit dem Hammer auf den Finger geklopft
hatte. Da ſprang Jean Paul vom Sopha und
küßte ihr das Blut vom Finger.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/46>, abgerufen am 16.07.2024.
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