A gesagt muß B sagen. Keine Retiraden! Hemmschuhe meinethalben. Ersinnen Sie was. Warum ging Ihr verfluchter psychologischer Prozeß auch mit Sieben¬ meilenstiefeln? Etwas von Rendezvous auf Redouten, oder im Mondenschein, wo man zusehen kann. Dann Hindernisse! Wenn Eitelbach nicht will, so werden Sie ja schon Ehrenwächter finden. Kann man nicht eine Prinzessin, oder die Königin für die Tugend der Baronin interessiren. Grausame Trennungen, überraschendes Wiedersehen!"
"Er könnte wie Leander zur Hero schwimmen! Die Spree ist nur nicht breit genug."
"Imagination, meine Herren! Sie können sich in einer Kutsche ein Rendezvous geben, sie wird als verdächtig angehalten, beide auf die Wache gebracht."
"Nur nicht auf die Wache! Das ist ein zu hä߬ licher Eclat!" rief der Kammerherr.
"Oder er steigt zu ihr ein. Der Nachtwächter entdeckt die Leiter, Lärm wird gemacht, man sucht nach Dieben."
"Wünschen Sie, daß er mit Madames Bewil¬ ligung eingestiegen ist?" fragte Wandel.
"Besser nicht. Nein, er muß es in toller Leiden¬ schaft thun. Sie muß außer sich sein. Man kann sie ja vorher wieder ein Bischen gegen ihn einge¬ nommen haben. Sie wird empört, daß er ihren Ruf aufs Spiel setzt. In tugendhafter Entrüstung befiehlt sie ihm, sich nie wieder vor ihr sehen zu lassen. Er stürzt ihr zu Füßen, hilft nichts, er muß wieder zum
II. 20
A geſagt muß B ſagen. Keine Retiraden! Hemmſchuhe meinethalben. Erſinnen Sie was. Warum ging Ihr verfluchter pſychologiſcher Prozeß auch mit Sieben¬ meilenſtiefeln? Etwas von Rendezvous auf Redouten, oder im Mondenſchein, wo man zuſehen kann. Dann Hinderniſſe! Wenn Eitelbach nicht will, ſo werden Sie ja ſchon Ehrenwächter finden. Kann man nicht eine Prinzeſſin, oder die Königin für die Tugend der Baronin intereſſiren. Grauſame Trennungen, überraſchendes Wiederſehen!“
„Er könnte wie Leander zur Hero ſchwimmen! Die Spree iſt nur nicht breit genug.“
„Imagination, meine Herren! Sie können ſich in einer Kutſche ein Rendezvous geben, ſie wird als verdächtig angehalten, beide auf die Wache gebracht.“
„Nur nicht auf die Wache! Das iſt ein zu hä߬ licher Eclat!“ rief der Kammerherr.
„Oder er ſteigt zu ihr ein. Der Nachtwächter entdeckt die Leiter, Lärm wird gemacht, man ſucht nach Dieben.“
„Wünſchen Sie, daß er mit Madames Bewil¬ ligung eingeſtiegen iſt?“ fragte Wandel.
„Beſſer nicht. Nein, er muß es in toller Leiden¬ ſchaft thun. Sie muß außer ſich ſein. Man kann ſie ja vorher wieder ein Bischen gegen ihn einge¬ nommen haben. Sie wird empört, daß er ihren Ruf aufs Spiel ſetzt. In tugendhafter Entrüſtung befiehlt ſie ihm, ſich nie wieder vor ihr ſehen zu laſſen. Er ſtürzt ihr zu Füßen, hilft nichts, er muß wieder zum
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A geſagt muß B ſagen. Keine Retiraden! Hemmſchuhe
meinethalben. Erſinnen Sie was. Warum ging Ihr
verfluchter pſychologiſcher Prozeß auch mit Sieben¬
meilenſtiefeln? Etwas von Rendezvous auf Redouten,
oder im Mondenſchein, wo man zuſehen kann. Dann
Hinderniſſe! Wenn Eitelbach nicht will, ſo werden
Sie ja ſchon Ehrenwächter finden. Kann man nicht
eine Prinzeſſin, oder die Königin für die Tugend
der Baronin intereſſiren. Grauſame Trennungen,
überraſchendes Wiederſehen!“
„Er könnte wie Leander zur Hero ſchwimmen!
Die Spree iſt nur nicht breit genug.“
„Imagination, meine Herren! Sie können ſich
in einer Kutſche ein Rendezvous geben, ſie wird als
verdächtig angehalten, beide auf die Wache gebracht.“
„Nur nicht auf die Wache! Das iſt ein zu hä߬
licher Eclat!“ rief der Kammerherr.
„Oder er ſteigt zu ihr ein. Der Nachtwächter
entdeckt die Leiter, Lärm wird gemacht, man ſucht
nach Dieben.“
„Wünſchen Sie, daß er mit Madames Bewil¬
ligung eingeſtiegen iſt?“ fragte Wandel.
„Beſſer nicht. Nein, er muß es in toller Leiden¬
ſchaft thun. Sie muß außer ſich ſein. Man kann
ſie ja vorher wieder ein Bischen gegen ihn einge¬
nommen haben. Sie wird empört, daß er ihren Ruf
aufs Spiel ſetzt. In tugendhafter Entrüſtung befiehlt
ſie ihm, ſich nie wieder vor ihr ſehen zu laſſen. Er
ſtürzt ihr zu Füßen, hilft nichts, er muß wieder zum
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/315>, abgerufen am 16.07.2024.
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