Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

den andern? Verdanke ich das etwa Ihrer Güte,
mein Herr Rittmeister?"

"Nur Ihrer eigenen Position, sagte der Ritt¬
meister sich officiös verbeugend. Wir wußten ja
nicht, mit wem wir die Ehre hatten. -- Ausdrücklich
ist Herr von Bovillard verhaftet worden, weil er sich
einer Thätlichkeit und Herausforderung gegen eine
diplomatische Person zu Schulden kommen lassen,
welche in expressen Angelegenheiten ihres Souverains
in Berlin war. Wegen Verletzung des Völker¬
rechts."

Der Attache sah verwundert auf seinen Be¬
gleiter, während der Rittmeister ein höhnisches Lächeln
kaum unterdrücken konnte."

"Wäre es möglich, rief Herr von Wandel, leicht
an die Stirn schlagend. Ich bin allerdings auch
hier so zu sagen im Character eines Envoye, um die
Beschleunigung einer Prozeßangelegenheit zu ver¬
suchen. Indeß wer konnte das wissen, und die ganze
Sache ist ja eine Bagatelle. Der Fürst --"

"Von Bentheim-Schlotz-Baben-Oberstein," sagte
der Rittmeister.

"Der zu mediatisiren vergessen ward! lachte
Herr von Marvilliers auf. Was hat denn der
hier für Geschäfte, wenn er nicht inzwischen mediati¬
sirt ist!"

"Das sind die diplomatischen Geheimnisse Ihres
Freundes, in die wir kein Recht haben, einzudringen,
sagte der Rittmeister. Die indeß unserem Freunde

den andern? Verdanke ich das etwa Ihrer Güte,
mein Herr Rittmeiſter?“

„Nur Ihrer eigenen Poſition, ſagte der Ritt¬
meiſter ſich officiös verbeugend. Wir wußten ja
nicht, mit wem wir die Ehre hatten. — Ausdrücklich
iſt Herr von Bovillard verhaftet worden, weil er ſich
einer Thätlichkeit und Herausforderung gegen eine
diplomatiſche Perſon zu Schulden kommen laſſen,
welche in expreſſen Angelegenheiten ihres Souverains
in Berlin war. Wegen Verletzung des Völker¬
rechts.“

Der Attaché ſah verwundert auf ſeinen Be¬
gleiter, während der Rittmeiſter ein höhniſches Lächeln
kaum unterdrücken konnte.“

„Wäre es möglich, rief Herr von Wandel, leicht
an die Stirn ſchlagend. Ich bin allerdings auch
hier ſo zu ſagen im Character eines Envoyé, um die
Beſchleunigung einer Prozeßangelegenheit zu ver¬
ſuchen. Indeß wer konnte das wiſſen, und die ganze
Sache iſt ja eine Bagatelle. Der Fürſt —“

„Von Bentheim-Schlotz-Baben-Oberſtein,“ ſagte
der Rittmeiſter.

„Der zu mediatiſiren vergeſſen ward! lachte
Herr von Marvilliers auf. Was hat denn der
hier für Geſchäfte, wenn er nicht inzwiſchen mediati¬
ſirt iſt!“

„Das ſind die diplomatiſchen Geheimniſſe Ihres
Freundes, in die wir kein Recht haben, einzudringen,
ſagte der Rittmeiſter. Die indeß unſerem Freunde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0275" n="265"/>
den andern? Verdanke ich das etwa Ihrer Güte,<lb/>
mein Herr Rittmei&#x017F;ter?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nur Ihrer eigenen Po&#x017F;ition, &#x017F;agte der Ritt¬<lb/>
mei&#x017F;ter &#x017F;ich officiös verbeugend. Wir wußten ja<lb/>
nicht, mit wem wir die Ehre hatten. &#x2014; Ausdrücklich<lb/>
i&#x017F;t Herr von Bovillard verhaftet worden, weil er &#x017F;ich<lb/>
einer Thätlichkeit und Herausforderung gegen eine<lb/>
diplomati&#x017F;che Per&#x017F;on zu Schulden kommen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
welche in expre&#x017F;&#x017F;en Angelegenheiten ihres Souverains<lb/>
in Berlin war. Wegen Verletzung des Völker¬<lb/>
rechts.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Attach<hi rendition="#aq">é</hi> &#x017F;ah verwundert auf &#x017F;einen Be¬<lb/>
gleiter, während der Rittmei&#x017F;ter ein höhni&#x017F;ches Lächeln<lb/>
kaum unterdrücken konnte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wäre es möglich, rief Herr von Wandel, leicht<lb/>
an die Stirn &#x017F;chlagend. Ich bin allerdings auch<lb/>
hier &#x017F;o zu &#x017F;agen im Character eines Envoy<hi rendition="#aq">é</hi>, um die<lb/>
Be&#x017F;chleunigung einer Prozeßangelegenheit zu ver¬<lb/>
&#x017F;uchen. Indeß wer konnte das wi&#x017F;&#x017F;en, und die ganze<lb/>
Sache i&#x017F;t ja eine Bagatelle. Der Für&#x017F;t &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Von Bentheim-Schlotz-Baben-Ober&#x017F;tein,&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
der Rittmei&#x017F;ter.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der zu mediati&#x017F;iren verge&#x017F;&#x017F;en ward! lachte<lb/>
Herr von Marvilliers auf. Was hat denn der<lb/>
hier für Ge&#x017F;chäfte, wenn er nicht inzwi&#x017F;chen mediati¬<lb/>
&#x017F;irt i&#x017F;t!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das &#x017F;ind die diplomati&#x017F;chen Geheimni&#x017F;&#x017F;e Ihres<lb/>
Freundes, in die wir kein Recht haben, einzudringen,<lb/>
&#x017F;agte der Rittmei&#x017F;ter. Die indeß un&#x017F;erem Freunde<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0275] den andern? Verdanke ich das etwa Ihrer Güte, mein Herr Rittmeiſter?“ „Nur Ihrer eigenen Poſition, ſagte der Ritt¬ meiſter ſich officiös verbeugend. Wir wußten ja nicht, mit wem wir die Ehre hatten. — Ausdrücklich iſt Herr von Bovillard verhaftet worden, weil er ſich einer Thätlichkeit und Herausforderung gegen eine diplomatiſche Perſon zu Schulden kommen laſſen, welche in expreſſen Angelegenheiten ihres Souverains in Berlin war. Wegen Verletzung des Völker¬ rechts.“ Der Attaché ſah verwundert auf ſeinen Be¬ gleiter, während der Rittmeiſter ein höhniſches Lächeln kaum unterdrücken konnte.“ „Wäre es möglich, rief Herr von Wandel, leicht an die Stirn ſchlagend. Ich bin allerdings auch hier ſo zu ſagen im Character eines Envoyé, um die Beſchleunigung einer Prozeßangelegenheit zu ver¬ ſuchen. Indeß wer konnte das wiſſen, und die ganze Sache iſt ja eine Bagatelle. Der Fürſt —“ „Von Bentheim-Schlotz-Baben-Oberſtein,“ ſagte der Rittmeiſter. „Der zu mediatiſiren vergeſſen ward! lachte Herr von Marvilliers auf. Was hat denn der hier für Geſchäfte, wenn er nicht inzwiſchen mediati¬ ſirt iſt!“ „Das ſind die diplomatiſchen Geheimniſſe Ihres Freundes, in die wir kein Recht haben, einzudringen, ſagte der Rittmeiſter. Die indeß unſerem Freunde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/275
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/275>, abgerufen am 17.05.2024.