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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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"Solche Präsentiments in Ehren, aber was
Ihren Geschmack anbetrifft --"

"Mein Herr!"

"Sie wollen doch nicht mit mir eine Kugel
wechseln! Da Sie das Präsentiment haben, leben
zu bleiben, müßte ich fallen, und wenn ich fiele,
was würde aus den Liebesbriefen, die ich zu be¬
stellen habe, aus den Seufzern, die ich affectiren,
aus den Vermummungen und Händedrücken, die ich
am stillen Abend effectuiren soll? Parbleu, Herr
von Wandel, wissen Sie, daß Sie mir einen Cri¬
minalprozeß auf die Schultern laden? Das wird
ja eine Halsbandgeschichte. Wie die La Mothe
können Sie mich an den Pranger stellen. Solche
Comödienfarcen en vue und ich soll glauben, daß
Sie an den Rand der Ewigkeit denken!"

"Ce ne sont que des services d'amitie. Nichts
von Eigennutz."

"Eigennutz, ein abscheuliches Wort, wo wir nur
des interets kennen. Von Interessen und Nutznießung
ist die Rede, est-ce qu'on parle d'un mariage --!
Und warum einem Fremden, dem Rittmeister, ein
Glück aufdringen, und mit dreifacher Anstrengung,
was Sie mit halber Anstrengung selbst genießen
könnten! Und eine beaute sans pareille pour
s'amuser
, und ein Leierkasten, den man nur zu stimmen
braucht, und er flötet Liebeslieder, wie Sie wollen,
von Dur bis Moll. Warum denn nun für einen Dritten
ihn stimmen! Ein Götterspaß, ein solches Weib für

„Solche Präſentiments in Ehren, aber was
Ihren Geſchmack anbetrifft —“

„Mein Herr!“

„Sie wollen doch nicht mit mir eine Kugel
wechſeln! Da Sie das Präſentiment haben, leben
zu bleiben, müßte ich fallen, und wenn ich fiele,
was würde aus den Liebesbriefen, die ich zu be¬
ſtellen habe, aus den Seufzern, die ich affectiren,
aus den Vermummungen und Händedrücken, die ich
am ſtillen Abend effectuiren ſoll? Parbleu, Herr
von Wandel, wiſſen Sie, daß Sie mir einen Cri¬
minalprozeß auf die Schultern laden? Das wird
ja eine Halsbandgeſchichte. Wie die La Mothe
können Sie mich an den Pranger ſtellen. Solche
Comödienfarcen en vue und ich ſoll glauben, daß
Sie an den Rand der Ewigkeit denken!“

Ce ne sont que des services d'amitié. Nichts
von Eigennutz.“

„Eigennutz, ein abſcheuliches Wort, wo wir nur
des intérêts kennen. Von Intereſſen und Nutznießung
iſt die Rede, est-ce qu'on parle d'un mariage —!
Und warum einem Fremden, dem Rittmeiſter, ein
Glück aufdringen, und mit dreifacher Anſtrengung,
was Sie mit halber Anſtrengung ſelbſt genießen
könnten! Und eine beauté sans pareille pour
s'amuser
, und ein Leierkaſten, den man nur zu ſtimmen
braucht, und er flötet Liebeslieder, wie Sie wollen,
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[262/0272] „Solche Präſentiments in Ehren, aber was Ihren Geſchmack anbetrifft —“ „Mein Herr!“ „Sie wollen doch nicht mit mir eine Kugel wechſeln! Da Sie das Präſentiment haben, leben zu bleiben, müßte ich fallen, und wenn ich fiele, was würde aus den Liebesbriefen, die ich zu be¬ ſtellen habe, aus den Seufzern, die ich affectiren, aus den Vermummungen und Händedrücken, die ich am ſtillen Abend effectuiren ſoll? Parbleu, Herr von Wandel, wiſſen Sie, daß Sie mir einen Cri¬ minalprozeß auf die Schultern laden? Das wird ja eine Halsbandgeſchichte. Wie die La Mothe können Sie mich an den Pranger ſtellen. Solche Comödienfarcen en vue und ich ſoll glauben, daß Sie an den Rand der Ewigkeit denken!“ „Ce ne sont que des services d'amitié. Nichts von Eigennutz.“ „Eigennutz, ein abſcheuliches Wort, wo wir nur des intérêts kennen. Von Intereſſen und Nutznießung iſt die Rede, est-ce qu'on parle d'un mariage —! Und warum einem Fremden, dem Rittmeiſter, ein Glück aufdringen, und mit dreifacher Anſtrengung, was Sie mit halber Anſtrengung ſelbſt genießen könnten! Und eine beauté sans pareille pour s'amuser, und ein Leierkaſten, den man nur zu ſtimmen braucht, und er flötet Liebeslieder, wie Sie wollen, von Dur bis Moll. Warum denn nun für einen Dritten ihn ſtimmen! Ein Götterſpaß, ein ſolches Weib für

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/272>, abgerufen am 27.11.2024.