melte sich wieder der milde Glanz der Zuversicht von vorhin.
"Weshalb vor dem Freunde ein Geheimniß. Ich liebe und ich hoffe. -- Nun schütte Deine Phi¬ lippica aus gegen meinen Egoismus, ich will ver¬ suchen ob ich dem Hagelschauer widerstehe und doch noch etwas von mir rette --"
"Wenn wir auch ein verschieden Facit zögen, die letzte Rechnung schließt jeder doch nur mit sich ab. Du thust recht. Dir steht's an der Stirn ge¬ schrieben, daß Du zum guten Bürger geboren bist, an meiner stand etwas von Cains Zeichen. -- Hast Du Dich mit Deinem Vater ausgesöhnt?"
"Unsere Trennung ist wohl keine fürs Leben."
"Fandst Du die Cousine, Mamsell Schlarbaum, jetzt liebenswürdiger?"
"Ein gutes Mädchen, aber noch weniger, als der Dichter in ihrer Brust einen Wiederhall gefunden hätte, würden es die Töne, die jetzt in meiner klingen."
"Eine politische Schwärmerin hast Du doch nicht zur Hausfrau gewählt?"
"Sie ist ein deutsches Mädchen --"
"Und liebt Dich?"
Walter schwieg, dann reichte er dem Freunde die Hand: "Ich hoffe es. -- Nun von Dir. Du kamst in Geschäften. Womit kann ich Dir zu Dienst sein?"
"Mit nichts."
"Du wolltest von mir?"
melte ſich wieder der milde Glanz der Zuverſicht von vorhin.
„Weshalb vor dem Freunde ein Geheimniß. Ich liebe und ich hoffe. — Nun ſchütte Deine Phi¬ lippica aus gegen meinen Egoismus, ich will ver¬ ſuchen ob ich dem Hagelſchauer widerſtehe und doch noch etwas von mir rette —“
„Wenn wir auch ein verſchieden Facit zögen, die letzte Rechnung ſchließt jeder doch nur mit ſich ab. Du thuſt recht. Dir ſteht's an der Stirn ge¬ ſchrieben, daß Du zum guten Bürger geboren biſt, an meiner ſtand etwas von Cains Zeichen. — Haſt Du Dich mit Deinem Vater ausgeſöhnt?“
„Unſere Trennung iſt wohl keine fürs Leben.“
„Fandſt Du die Couſine, Mamſell Schlarbaum, jetzt liebenswürdiger?“
„Ein gutes Mädchen, aber noch weniger, als der Dichter in ihrer Bruſt einen Wiederhall gefunden hätte, würden es die Töne, die jetzt in meiner klingen.“
„Eine politiſche Schwärmerin haſt Du doch nicht zur Hausfrau gewählt?“
„Sie iſt ein deutſches Mädchen —“
„Und liebt Dich?“
Walter ſchwieg, dann reichte er dem Freunde die Hand: „Ich hoffe es. — Nun von Dir. Du kamſt in Geſchäften. Womit kann ich Dir zu Dienſt ſein?“
„Mit nichts.“
„Du wollteſt von mir?“
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melte ſich wieder der milde Glanz der Zuverſicht von
vorhin.
„Weshalb vor dem Freunde ein Geheimniß.
Ich liebe und ich hoffe. — Nun ſchütte Deine Phi¬
lippica aus gegen meinen Egoismus, ich will ver¬
ſuchen ob ich dem Hagelſchauer widerſtehe und doch
noch etwas von mir rette —“
„Wenn wir auch ein verſchieden Facit zögen,
die letzte Rechnung ſchließt jeder doch nur mit ſich
ab. Du thuſt recht. Dir ſteht's an der Stirn ge¬
ſchrieben, daß Du zum guten Bürger geboren biſt,
an meiner ſtand etwas von Cains Zeichen. — Haſt
Du Dich mit Deinem Vater ausgeſöhnt?“
„Unſere Trennung iſt wohl keine fürs Leben.“
„Fandſt Du die Couſine, Mamſell Schlarbaum,
jetzt liebenswürdiger?“
„Ein gutes Mädchen, aber noch weniger, als
der Dichter in ihrer Bruſt einen Wiederhall gefunden
hätte, würden es die Töne, die jetzt in meiner
klingen.“
„Eine politiſche Schwärmerin haſt Du doch nicht
zur Hausfrau gewählt?“
„Sie iſt ein deutſches Mädchen —“
„Und liebt Dich?“
Walter ſchwieg, dann reichte er dem Freunde die
Hand: „Ich hoffe es. — Nun von Dir. Du kamſt
in Geſchäften. Womit kann ich Dir zu Dienſt ſein?“
„Mit nichts.“
„Du wollteſt von mir?“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/193>, abgerufen am 08.07.2024.
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