zückten zuweilen auf, und warfen ihm einen theil¬ nehmenden Blick zu. Aber die Saiten seiner Seele waren nicht gestimmt für die Töne, die Walter's Bogen strich. -- Er schwieg einen Augenblick, dann entstieg ein gähnender Seufzer der Brust, der Ko¬ bold saß auf der Lippe, und griff das letzte Wort auf: "Zum Steinewerfen haben sie allenfalls noch Muth; wenn's auch nicht Schädel trifft, doch Fensterscheiben. Wenn nicht die des französischen Gesandten, doch der Schauspielerin ihre, die er unterhält"
Walter sah ihn wehmüthig an: "Haften, schwe¬ ben, kräuseln denn Louis Bovillards sämmtliche Ge¬ danken heut nur noch bei den Gensd'armerieofficieren? Der Louis Bovillard, der einmal auf der Winds¬ braut reitend, nach den Strahlen der Sonne griff! Und heut noch an persönliches sich klammern, in einer Zeit, wo der Einzelne nur Luft zum Athmen findet, wenn er sich versenkt ins Allgemeine."
"Das ist Lüge, glaub's mir, pure Lüge. Wir kriechen nicht aus unserer Haut. Es ist alles per¬ sönlich, unser Appetit und unsre Begeisterung, unser Haß und unsre Liebe. -- Auch Dir ist was Ange¬ nehmes im Traum begegnet, darum träumst Du jetzt für die Menschheit und für den Staat Seiner Ma¬ jestät des Königs von Preußen."
Der frohe Zug um Walters Lippen, sein heller Blick sprach für Louis Behauptung. Ein deutliches Ja beantwortete sie: "Ich träume einen schönen Traum, und darum gehe ich mit Muth an mein Werk."
zückten zuweilen auf, und warfen ihm einen theil¬ nehmenden Blick zu. Aber die Saiten ſeiner Seele waren nicht geſtimmt für die Töne, die Walter's Bogen ſtrich. — Er ſchwieg einen Augenblick, dann entſtieg ein gähnender Seufzer der Bruſt, der Ko¬ bold ſaß auf der Lippe, und griff das letzte Wort auf: „Zum Steinewerfen haben ſie allenfalls noch Muth; wenn's auch nicht Schädel trifft, doch Fenſterſcheiben. Wenn nicht die des franzöſiſchen Geſandten, doch der Schauſpielerin ihre, die er unterhält“
Walter ſah ihn wehmüthig an: „Haften, ſchwe¬ ben, kräuſeln denn Louis Bovillards ſämmtliche Ge¬ danken heut nur noch bei den Gensd'armerieofficieren? Der Louis Bovillard, der einmal auf der Winds¬ braut reitend, nach den Strahlen der Sonne griff! Und heut noch an perſönliches ſich klammern, in einer Zeit, wo der Einzelne nur Luft zum Athmen findet, wenn er ſich verſenkt ins Allgemeine.“
„Das iſt Lüge, glaub's mir, pure Lüge. Wir kriechen nicht aus unſerer Haut. Es iſt alles per¬ ſönlich, unſer Appetit und unſre Begeiſterung, unſer Haß und unſre Liebe. — Auch Dir iſt was Ange¬ nehmes im Traum begegnet, darum träumſt Du jetzt für die Menſchheit und für den Staat Seiner Ma¬ jeſtät des Königs von Preußen.“
Der frohe Zug um Walters Lippen, ſein heller Blick ſprach für Louis Behauptung. Ein deutliches Ja beantwortete ſie: „Ich träume einen ſchönen Traum, und darum gehe ich mit Muth an mein Werk.“
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zückten zuweilen auf, und warfen ihm einen theil¬
nehmenden Blick zu. Aber die Saiten ſeiner Seele
waren nicht geſtimmt für die Töne, die Walter's
Bogen ſtrich. — Er ſchwieg einen Augenblick, dann
entſtieg ein gähnender Seufzer der Bruſt, der Ko¬
bold ſaß auf der Lippe, und griff das letzte Wort auf:
„Zum Steinewerfen haben ſie allenfalls noch Muth;
wenn's auch nicht Schädel trifft, doch Fenſterſcheiben.
Wenn nicht die des franzöſiſchen Geſandten, doch
der Schauſpielerin ihre, die er unterhält“
Walter ſah ihn wehmüthig an: „Haften, ſchwe¬
ben, kräuſeln denn Louis Bovillards ſämmtliche Ge¬
danken heut nur noch bei den Gensd'armerieofficieren?
Der Louis Bovillard, der einmal auf der Winds¬
braut reitend, nach den Strahlen der Sonne griff!
Und heut noch an perſönliches ſich klammern, in einer
Zeit, wo der Einzelne nur Luft zum Athmen findet,
wenn er ſich verſenkt ins Allgemeine.“
„Das iſt Lüge, glaub's mir, pure Lüge. Wir
kriechen nicht aus unſerer Haut. Es iſt alles per¬
ſönlich, unſer Appetit und unſre Begeiſterung, unſer
Haß und unſre Liebe. — Auch Dir iſt was Ange¬
nehmes im Traum begegnet, darum träumſt Du jetzt
für die Menſchheit und für den Staat Seiner Ma¬
jeſtät des Königs von Preußen.“
Der frohe Zug um Walters Lippen, ſein heller
Blick ſprach für Louis Behauptung. Ein deutliches
Ja beantwortete ſie: „Ich träume einen ſchönen
Traum, und darum gehe ich mit Muth an mein Werk.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/191>, abgerufen am 27.11.2024.
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