Rücken das Recht der Gastfreundschaft verletzen, müßte ich den Stuhl vor die Thür setzen."
Sie hatte sich umgewandt. An der Thür holte Adelheid sie ein. Sie preßte die Hand der Geheim¬ räthin an die Lippen und bedeckte sie mit heißen Thränen: "O verzeihen Sie mir, ich bin ein undank¬ bares Geschöpf, aber -- nicht so undankbar, -- nein aus Ihrem Hause ist er nicht, er ist nie über Ihre Schwelle getreten, er darf nicht über Ihre Schwelle treten."
Mit dem Lichtstrahl, der plötzlich in der Lupinus aufschoß, fiel ein schwerer Stein von ihrem Herzen. Es war ein erstes, wohlgefälliges Lächeln, das über ihre Lippen schwebte. Sie hatte an den Legations¬ rath gedacht, jetzt schämte sie sich fast, daß sie an ihn denken können.
Sie zupfte Adelheid am Ohr: "Nimm Dich in Acht! -- So verräth man sich. -- Ich hoffe, Du hast Dich gegen ihn nicht verrathen? -- Doch wie kam er ins Haus?" -- Plötzlich stand der fremde Bediente vor ihren Augen, dessen blitzende Augen sie am Abende erschreckt. "Ich werde künftig dafür sorgen, daß man keine Verkleidungen in meinem Hause aufführt, und Du -- nun das hängt von Dir ab -- Es ist spät, wir wollen zu Bette gehen."
Dem späten Einschlafen der Geheimräthin gingen Träume vorauf, die wir nicht begleiten. Nur ein¬ mal schrie und fuhr sie auf. Sie hatte von der Folter geträumt; ihre Glieder wurden zerschlagen.
11 *
Rücken das Recht der Gaſtfreundſchaft verletzen, müßte ich den Stuhl vor die Thür ſetzen.“
Sie hatte ſich umgewandt. An der Thür holte Adelheid ſie ein. Sie preßte die Hand der Geheim¬ räthin an die Lippen und bedeckte ſie mit heißen Thränen: „O verzeihen Sie mir, ich bin ein undank¬ bares Geſchöpf, aber — nicht ſo undankbar, — nein aus Ihrem Hauſe iſt er nicht, er iſt nie über Ihre Schwelle getreten, er darf nicht über Ihre Schwelle treten.“
Mit dem Lichtſtrahl, der plötzlich in der Lupinus aufſchoß, fiel ein ſchwerer Stein von ihrem Herzen. Es war ein erſtes, wohlgefälliges Lächeln, das über ihre Lippen ſchwebte. Sie hatte an den Legations¬ rath gedacht, jetzt ſchämte ſie ſich faſt, daß ſie an ihn denken können.
Sie zupfte Adelheid am Ohr: „Nimm Dich in Acht! — So verräth man ſich. — Ich hoffe, Du haſt Dich gegen ihn nicht verrathen? — Doch wie kam er ins Haus?“ — Plötzlich ſtand der fremde Bediente vor ihren Augen, deſſen blitzende Augen ſie am Abende erſchreckt. „Ich werde künftig dafür ſorgen, daß man keine Verkleidungen in meinem Hauſe aufführt, und Du — nun das hängt von Dir ab — Es iſt ſpät, wir wollen zu Bette gehen.“
Dem ſpäten Einſchlafen der Geheimräthin gingen Träume vorauf, die wir nicht begleiten. Nur ein¬ mal ſchrie und fuhr ſie auf. Sie hatte von der Folter geträumt; ihre Glieder wurden zerſchlagen.
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Rücken das Recht der Gaſtfreundſchaft verletzen, müßte
ich den Stuhl vor die Thür ſetzen.“
Sie hatte ſich umgewandt. An der Thür holte
Adelheid ſie ein. Sie preßte die Hand der Geheim¬
räthin an die Lippen und bedeckte ſie mit heißen
Thränen: „O verzeihen Sie mir, ich bin ein undank¬
bares Geſchöpf, aber — nicht ſo undankbar, — nein
aus Ihrem Hauſe iſt er nicht, er iſt nie über Ihre
Schwelle getreten, er darf nicht über Ihre Schwelle
treten.“
Mit dem Lichtſtrahl, der plötzlich in der Lupinus
aufſchoß, fiel ein ſchwerer Stein von ihrem Herzen.
Es war ein erſtes, wohlgefälliges Lächeln, das über
ihre Lippen ſchwebte. Sie hatte an den Legations¬
rath gedacht, jetzt ſchämte ſie ſich faſt, daß ſie an ihn
denken können.
Sie zupfte Adelheid am Ohr: „Nimm Dich in
Acht! — So verräth man ſich. — Ich hoffe, Du
haſt Dich gegen ihn nicht verrathen? — Doch wie
kam er ins Haus?“ — Plötzlich ſtand der fremde
Bediente vor ihren Augen, deſſen blitzende Augen
ſie am Abende erſchreckt. „Ich werde künftig dafür
ſorgen, daß man keine Verkleidungen in meinem Hauſe
aufführt, und Du — nun das hängt von Dir ab —
Es iſt ſpät, wir wollen zu Bette gehen.“
Dem ſpäten Einſchlafen der Geheimräthin gingen
Träume vorauf, die wir nicht begleiten. Nur ein¬
mal ſchrie und fuhr ſie auf. Sie hatte von der
Folter geträumt; ihre Glieder wurden zerſchlagen.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/173>, abgerufen am 08.07.2024.
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