Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.Rücken das Recht der Gastfreundschaft verletzen, müßte Sie hatte sich umgewandt. An der Thür holte Mit dem Lichtstrahl, der plötzlich in der Lupinus Sie zupfte Adelheid am Ohr: "Nimm Dich in Dem späten Einschlafen der Geheimräthin gingen 11 *
Rücken das Recht der Gaſtfreundſchaft verletzen, müßte Sie hatte ſich umgewandt. An der Thür holte Mit dem Lichtſtrahl, der plötzlich in der Lupinus Sie zupfte Adelheid am Ohr: „Nimm Dich in Dem ſpäten Einſchlafen der Geheimräthin gingen 11 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="163"/> Rücken das Recht der Gaſtfreundſchaft verletzen, müßte<lb/> ich den Stuhl vor die Thür ſetzen.“</p><lb/> <p>Sie hatte ſich umgewandt. An der Thür holte<lb/> Adelheid ſie ein. Sie preßte die Hand der Geheim¬<lb/> räthin an die Lippen und bedeckte ſie mit heißen<lb/> Thränen: „O verzeihen Sie mir, ich bin ein undank¬<lb/> bares Geſchöpf, aber — nicht ſo undankbar, — nein<lb/> aus Ihrem Hauſe iſt er nicht, er iſt nie über Ihre<lb/> Schwelle getreten, er darf nicht über Ihre Schwelle<lb/> treten.“</p><lb/> <p>Mit dem Lichtſtrahl, der plötzlich in der Lupinus<lb/> aufſchoß, fiel ein ſchwerer Stein von ihrem Herzen.<lb/> Es war ein erſtes, wohlgefälliges Lächeln, das über<lb/> ihre Lippen ſchwebte. Sie hatte an den Legations¬<lb/> rath gedacht, jetzt ſchämte ſie ſich faſt, daß ſie an ihn<lb/> denken können.</p><lb/> <p>Sie zupfte Adelheid am Ohr: „Nimm Dich in<lb/> Acht! — So verräth man ſich. — Ich hoffe, Du<lb/> haſt Dich gegen ihn nicht verrathen? — Doch wie<lb/> kam er ins Haus?“ — Plötzlich ſtand der fremde<lb/> Bediente vor ihren Augen, deſſen blitzende Augen<lb/> ſie am Abende erſchreckt. „Ich werde künftig dafür<lb/> ſorgen, daß man keine Verkleidungen in meinem Hauſe<lb/> aufführt, und Du — nun das hängt von Dir ab —<lb/> Es iſt ſpät, wir wollen zu Bette gehen.“</p><lb/> <p>Dem ſpäten Einſchlafen der Geheimräthin gingen<lb/> Träume vorauf, die wir nicht begleiten. Nur ein¬<lb/> mal ſchrie und fuhr ſie auf. Sie hatte von der<lb/> Folter geträumt; ihre Glieder wurden zerſchlagen.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">11 *<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0173]
Rücken das Recht der Gaſtfreundſchaft verletzen, müßte
ich den Stuhl vor die Thür ſetzen.“
Sie hatte ſich umgewandt. An der Thür holte
Adelheid ſie ein. Sie preßte die Hand der Geheim¬
räthin an die Lippen und bedeckte ſie mit heißen
Thränen: „O verzeihen Sie mir, ich bin ein undank¬
bares Geſchöpf, aber — nicht ſo undankbar, — nein
aus Ihrem Hauſe iſt er nicht, er iſt nie über Ihre
Schwelle getreten, er darf nicht über Ihre Schwelle
treten.“
Mit dem Lichtſtrahl, der plötzlich in der Lupinus
aufſchoß, fiel ein ſchwerer Stein von ihrem Herzen.
Es war ein erſtes, wohlgefälliges Lächeln, das über
ihre Lippen ſchwebte. Sie hatte an den Legations¬
rath gedacht, jetzt ſchämte ſie ſich faſt, daß ſie an ihn
denken können.
Sie zupfte Adelheid am Ohr: „Nimm Dich in
Acht! — So verräth man ſich. — Ich hoffe, Du
haſt Dich gegen ihn nicht verrathen? — Doch wie
kam er ins Haus?“ — Plötzlich ſtand der fremde
Bediente vor ihren Augen, deſſen blitzende Augen
ſie am Abende erſchreckt. „Ich werde künftig dafür
ſorgen, daß man keine Verkleidungen in meinem Hauſe
aufführt, und Du — nun das hängt von Dir ab —
Es iſt ſpät, wir wollen zu Bette gehen.“
Dem ſpäten Einſchlafen der Geheimräthin gingen
Träume vorauf, die wir nicht begleiten. Nur ein¬
mal ſchrie und fuhr ſie auf. Sie hatte von der
Folter geträumt; ihre Glieder wurden zerſchlagen.
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