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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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Rahel Levin ein Collegium Philosophicum aus Ver¬
zweiflung sich bestellt."

"Sind damit Ihre Novitäten zu Ende?"

"Der Einfluß der auswärtigen Mächte ist damit
paralysirt."

"Wer denkt an das! -- Im Innern droht der
Feind, Bovillard -- Stein wird ins Ministerium
treten."

"Der Freiherr von Stein!"

"Stein vom Stein!"

Der Geheimrath war ein Mann, der sich nicht
leicht aus der Fassung bringen ließ. Der Minister
konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er sein ver¬
längertes Gesicht sah.

"Wer hätte es noch vorgestern erwartet! Man
hat dem Könige seine außerordentlichen Verdienste in
Westphalen, seine Rechtschaffenheit, seinen graden
Sinn, seine hohe Geburt unterbreitet, man hat --"

"Wer?"

"Ein guter Freund von uns, Bovillard. Wer
anders als Beyme."

"Ist Beyme toll?"

"Man sagt, er hätte zuweilen Gewissensscrupel,
daß er sich uns so unbedingt anschließt."

"Die Schrullen vom Kammergericht. Was habe
ich mir Mühe gegeben, ihn davon los zu bringen."

"Es ist mit den Juristen, wie mit Ihren Puppen
und Vogelscheuchen, Bovillard. In der Regel sind
sie trefflich zu nutzen, wenn man ihr Formelwesen

Rahel Levin ein Collegium Philoſophicum aus Ver¬
zweiflung ſich beſtellt.“

„Sind damit Ihre Novitäten zu Ende?“

„Der Einfluß der auswärtigen Mächte iſt damit
paralyſirt.“

„Wer denkt an das! — Im Innern droht der
Feind, Bovillard — Stein wird ins Miniſterium
treten.“

„Der Freiherr von Stein!“

„Stein vom Stein!“

Der Geheimrath war ein Mann, der ſich nicht
leicht aus der Faſſung bringen ließ. Der Miniſter
konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er ſein ver¬
längertes Geſicht ſah.

„Wer hätte es noch vorgeſtern erwartet! Man
hat dem Könige ſeine außerordentlichen Verdienſte in
Weſtphalen, ſeine Rechtſchaffenheit, ſeinen graden
Sinn, ſeine hohe Geburt unterbreitet, man hat —“

„Wer?“

„Ein guter Freund von uns, Bovillard. Wer
anders als Beyme.“

„Iſt Beyme toll?“

„Man ſagt, er hätte zuweilen Gewiſſensſcrupel,
daß er ſich uns ſo unbedingt anſchließt.“

„Die Schrullen vom Kammergericht. Was habe
ich mir Mühe gegeben, ihn davon los zu bringen.“

„Es iſt mit den Juriſten, wie mit Ihren Puppen
und Vogelſcheuchen, Bovillard. In der Regel ſind
ſie trefflich zu nutzen, wenn man ihr Formelweſen

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[242/0256] Rahel Levin ein Collegium Philoſophicum aus Ver¬ zweiflung ſich beſtellt.“ „Sind damit Ihre Novitäten zu Ende?“ „Der Einfluß der auswärtigen Mächte iſt damit paralyſirt.“ „Wer denkt an das! — Im Innern droht der Feind, Bovillard — Stein wird ins Miniſterium treten.“ „Der Freiherr von Stein!“ „Stein vom Stein!“ Der Geheimrath war ein Mann, der ſich nicht leicht aus der Faſſung bringen ließ. Der Miniſter konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er ſein ver¬ längertes Geſicht ſah. „Wer hätte es noch vorgeſtern erwartet! Man hat dem Könige ſeine außerordentlichen Verdienſte in Weſtphalen, ſeine Rechtſchaffenheit, ſeinen graden Sinn, ſeine hohe Geburt unterbreitet, man hat —“ „Wer?“ „Ein guter Freund von uns, Bovillard. Wer anders als Beyme.“ „Iſt Beyme toll?“ „Man ſagt, er hätte zuweilen Gewiſſensſcrupel, daß er ſich uns ſo unbedingt anſchließt.“ „Die Schrullen vom Kammergericht. Was habe ich mir Mühe gegeben, ihn davon los zu bringen.“ „Es iſt mit den Juriſten, wie mit Ihren Puppen und Vogelſcheuchen, Bovillard. In der Regel ſind ſie trefflich zu nutzen, wenn man ihr Formelweſen

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/256>, abgerufen am 24.11.2024.