Leben lang 'ne alte Jungfer geblieben wäre, wenn sie nicht aus ihres Vaters Hause kam."
Der letzte Theil ihrer Rede wurde wohl über¬ hört, denn die jungen Mädchen kamen jetzt zurück. Sie hatten unter sich ausgemacht, nichts von dem Abenteuer zu erwähnen. Jülli und Karoline spran¬ gen als wäre nichts vorgefallen, Adelheid ging lang¬ samer und bückte sich oft. Schlug ihr das Gewissen, daß sie etwas nicht Erlaubtes gethan, oder daß sie darauf eingegangen, es zu verschweigen? Die Auf¬ forderung, für das Abendessen zu sorgen, war ihr willkommen. Im Hause schlüpfte sie rasch in die dunkle Hinterkammer und setzte den Fuß auf den Schemel, um mit einigen Flachsfäden aus dem Spinnrocken den Strumpf fest zu binden. War es die alte Wanduhr oder ihr Herz, das so laut schlug? Ein heiseres Gelächter schallte plötzlich hinter ihr. Die Alte hatte sich aufgerichtet, und stierte sie mit dem unheimlichen Gesichtsausdruck an: "Verloren -- Strumpfband verloren! -- hi! hi! hi! Das bedeutet was. -- Der's fand, wird sich freuen. Hi, hi, hi!" -- Das junge Mädchen floh, wie vor dem Spottgesang böser Geister.
Die Satte mit dicker Milch fand kein so frohes Publikum um sich versammelt als der Milchreis zu Mittag. Die Kinder waren müde, die jungen Mädchen in Gedanken, die Aelteren hatten sich ausgesprochen. Alle drückte die Schwüle des Tages, der zum Abend geworden.
Leben lang 'ne alte Jungfer geblieben wäre, wenn ſie nicht aus ihres Vaters Hauſe kam.“
Der letzte Theil ihrer Rede wurde wohl über¬ hört, denn die jungen Mädchen kamen jetzt zurück. Sie hatten unter ſich ausgemacht, nichts von dem Abenteuer zu erwähnen. Jülli und Karoline ſpran¬ gen als wäre nichts vorgefallen, Adelheid ging lang¬ ſamer und bückte ſich oft. Schlug ihr das Gewiſſen, daß ſie etwas nicht Erlaubtes gethan, oder daß ſie darauf eingegangen, es zu verſchweigen? Die Auf¬ forderung, für das Abendeſſen zu ſorgen, war ihr willkommen. Im Hauſe ſchlüpfte ſie raſch in die dunkle Hinterkammer und ſetzte den Fuß auf den Schemel, um mit einigen Flachsfäden aus dem Spinnrocken den Strumpf feſt zu binden. War es die alte Wanduhr oder ihr Herz, das ſo laut ſchlug? Ein heiſeres Gelächter ſchallte plötzlich hinter ihr. Die Alte hatte ſich aufgerichtet, und ſtierte ſie mit dem unheimlichen Geſichtsausdruck an: „Verloren — Strumpfband verloren! — hi! hi! hi! Das bedeutet was. — Der's fand, wird ſich freuen. Hi, hi, hi!“ — Das junge Mädchen floh, wie vor dem Spottgeſang böſer Geiſter.
Die Satte mit dicker Milch fand kein ſo frohes Publikum um ſich verſammelt als der Milchreis zu Mittag. Die Kinder waren müde, die jungen Mädchen in Gedanken, die Aelteren hatten ſich ausgeſprochen. Alle drückte die Schwüle des Tages, der zum Abend geworden.
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Leben lang 'ne alte Jungfer geblieben wäre, wenn
ſie nicht aus ihres Vaters Hauſe kam.“
Der letzte Theil ihrer Rede wurde wohl über¬
hört, denn die jungen Mädchen kamen jetzt zurück.
Sie hatten unter ſich ausgemacht, nichts von dem
Abenteuer zu erwähnen. Jülli und Karoline ſpran¬
gen als wäre nichts vorgefallen, Adelheid ging lang¬
ſamer und bückte ſich oft. Schlug ihr das Gewiſſen,
daß ſie etwas nicht Erlaubtes gethan, oder daß ſie
darauf eingegangen, es zu verſchweigen? Die Auf¬
forderung, für das Abendeſſen zu ſorgen, war ihr
willkommen. Im Hauſe ſchlüpfte ſie raſch in die
dunkle Hinterkammer und ſetzte den Fuß auf den
Schemel, um mit einigen Flachsfäden aus dem
Spinnrocken den Strumpf feſt zu binden. War es
die alte Wanduhr oder ihr Herz, das ſo laut ſchlug?
Ein heiſeres Gelächter ſchallte plötzlich hinter ihr.
Die Alte hatte ſich aufgerichtet, und ſtierte ſie mit
dem unheimlichen Geſichtsausdruck an: „Verloren —
Strumpfband verloren! — hi! hi! hi! Das bedeutet
was. — Der's fand, wird ſich freuen. Hi, hi, hi!“ —
Das junge Mädchen floh, wie vor dem Spottgeſang
böſer Geiſter.
Die Satte mit dicker Milch fand kein ſo frohes
Publikum um ſich verſammelt als der Milchreis zu
Mittag. Die Kinder waren müde, die jungen Mädchen
in Gedanken, die Aelteren hatten ſich ausgeſprochen.
Alle drückte die Schwüle des Tages, der zum Abend
geworden.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/204>, abgerufen am 24.11.2024.
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