Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

gen auch Alter, da ist was los. Sonst hättest Du
auch nicht so schnell nachgegeben."

Der Kriegsrath sah seine Frau scharf an, aber
nicht unfreundlich: "Christine es ist was los, --
eigentlich soll man Frauen so was nicht sagen, bis
es gewiß ist, aber ich weiß, Du plauderst nicht. Der
Geheimrath Lupinus von der Vogtei --"

"Wird cassirt, fiel sie ein, weil die Gefangenen
die Fensterscheiben eingeschlagen haben."

"Es ist möglich, daß er sein Amt verliert, oder
seine Entlassung nehmen muß, corrigirte der Kriegs¬
rath. In diesem Falle gedenkt Seine Excellenz, der
Herr Justizminister -- "

"Dir -- Dir, Mann! rief sie verwundert. Siehst
Du wohl, was Connexionen machen! Ich weiß es
von mehr als Einem, wie Dir der Herr Justizmi¬
nister gewogen sind."

"Ich verdanke ihm meine Stellung, das weiß
ich. Eigentlich wäre das nun nicht meines Amtes,
noch ist's meine Carriere; aber Excellenz haben die
gute Meinung von mir, daß ich der rechte Mann
wäre, um dort die Zucht und Ordnung herzustellen."

"Und Du nimmst sie doch an?"

"Still! gebot ein fast drohender Blick. Die Sache
mit Lupinus ist noch nicht entschieden. Und wenn,
soll ich mir wieder neue Neider und Feinde machen?
Denn wie Viele, Würdigere, würden um mich zurück¬
gesetzt!"

Die Frau Kriegsräthin wußte sehr viel Gründe,

9*

gen auch Alter, da iſt was los. Sonſt hätteſt Du
auch nicht ſo ſchnell nachgegeben.“

Der Kriegsrath ſah ſeine Frau ſcharf an, aber
nicht unfreundlich: „Chriſtine es iſt was los, —
eigentlich ſoll man Frauen ſo was nicht ſagen, bis
es gewiß iſt, aber ich weiß, Du plauderſt nicht. Der
Geheimrath Lupinus von der Vogtei —“

„Wird caſſirt, fiel ſie ein, weil die Gefangenen
die Fenſterſcheiben eingeſchlagen haben.“

„Es iſt möglich, daß er ſein Amt verliert, oder
ſeine Entlaſſung nehmen muß, corrigirte der Kriegs¬
rath. In dieſem Falle gedenkt Seine Excellenz, der
Herr Juſtizminiſter — “

„Dir — Dir, Mann! rief ſie verwundert. Siehſt
Du wohl, was Connexionen machen! Ich weiß es
von mehr als Einem, wie Dir der Herr Juſtizmi¬
niſter gewogen ſind.“

„Ich verdanke ihm meine Stellung, das weiß
ich. Eigentlich wäre das nun nicht meines Amtes,
noch iſt's meine Carriere; aber Excellenz haben die
gute Meinung von mir, daß ich der rechte Mann
wäre, um dort die Zucht und Ordnung herzuſtellen.“

„Und Du nimmſt ſie doch an?“

„Still! gebot ein faſt drohender Blick. Die Sache
mit Lupinus iſt noch nicht entſchieden. Und wenn,
ſoll ich mir wieder neue Neider und Feinde machen?
Denn wie Viele, Würdigere, würden um mich zurück¬
geſetzt!“

Die Frau Kriegsräthin wußte ſehr viel Gründe,

9*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="131"/>
gen auch Alter, da i&#x017F;t was los. Son&#x017F;t hätte&#x017F;t Du<lb/>
auch nicht &#x017F;o &#x017F;chnell nachgegeben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Kriegsrath &#x017F;ah &#x017F;eine Frau &#x017F;charf an, aber<lb/>
nicht unfreundlich: &#x201E;Chri&#x017F;tine es i&#x017F;t was los, &#x2014;<lb/>
eigentlich &#x017F;oll man Frauen &#x017F;o was nicht &#x017F;agen, bis<lb/>
es gewiß i&#x017F;t, aber ich weiß, Du plauder&#x017F;t nicht. Der<lb/>
Geheimrath Lupinus von der Vogtei &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wird ca&#x017F;&#x017F;irt, fiel &#x017F;ie ein, weil die Gefangenen<lb/>
die Fen&#x017F;ter&#x017F;cheiben einge&#x017F;chlagen haben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es i&#x017F;t möglich, daß er &#x017F;ein Amt verliert, oder<lb/>
&#x017F;eine Entla&#x017F;&#x017F;ung nehmen muß, corrigirte der Kriegs¬<lb/>
rath. In die&#x017F;em Falle gedenkt Seine Excellenz, der<lb/>
Herr Ju&#x017F;tizmini&#x017F;ter &#x2014; &#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Dir &#x2014; Dir, Mann! rief &#x017F;ie verwundert. Sieh&#x017F;t<lb/>
Du wohl, was Connexionen machen! Ich weiß es<lb/>
von mehr als Einem, wie Dir der Herr Ju&#x017F;tizmi¬<lb/>
ni&#x017F;ter gewogen &#x017F;ind.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich verdanke ihm meine Stellung, das weiß<lb/>
ich. Eigentlich wäre das nun nicht meines Amtes,<lb/>
noch i&#x017F;t's meine Carriere; aber Excellenz haben die<lb/>
gute Meinung von mir, daß ich der rechte Mann<lb/>
wäre, um dort die Zucht und Ordnung herzu&#x017F;tellen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und Du nimm&#x017F;t &#x017F;ie doch an?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Still! gebot ein fa&#x017F;t drohender Blick. Die Sache<lb/>
mit Lupinus i&#x017F;t noch nicht ent&#x017F;chieden. Und wenn,<lb/>
&#x017F;oll ich mir wieder neue Neider und Feinde machen?<lb/>
Denn wie Viele, Würdigere, würden um mich zurück¬<lb/>
ge&#x017F;etzt!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Frau Kriegsräthin wußte &#x017F;ehr viel Gründe,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">9*<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0145] gen auch Alter, da iſt was los. Sonſt hätteſt Du auch nicht ſo ſchnell nachgegeben.“ Der Kriegsrath ſah ſeine Frau ſcharf an, aber nicht unfreundlich: „Chriſtine es iſt was los, — eigentlich ſoll man Frauen ſo was nicht ſagen, bis es gewiß iſt, aber ich weiß, Du plauderſt nicht. Der Geheimrath Lupinus von der Vogtei —“ „Wird caſſirt, fiel ſie ein, weil die Gefangenen die Fenſterſcheiben eingeſchlagen haben.“ „Es iſt möglich, daß er ſein Amt verliert, oder ſeine Entlaſſung nehmen muß, corrigirte der Kriegs¬ rath. In dieſem Falle gedenkt Seine Excellenz, der Herr Juſtizminiſter — “ „Dir — Dir, Mann! rief ſie verwundert. Siehſt Du wohl, was Connexionen machen! Ich weiß es von mehr als Einem, wie Dir der Herr Juſtizmi¬ niſter gewogen ſind.“ „Ich verdanke ihm meine Stellung, das weiß ich. Eigentlich wäre das nun nicht meines Amtes, noch iſt's meine Carriere; aber Excellenz haben die gute Meinung von mir, daß ich der rechte Mann wäre, um dort die Zucht und Ordnung herzuſtellen.“ „Und Du nimmſt ſie doch an?“ „Still! gebot ein faſt drohender Blick. Die Sache mit Lupinus iſt noch nicht entſchieden. Und wenn, ſoll ich mir wieder neue Neider und Feinde machen? Denn wie Viele, Würdigere, würden um mich zurück¬ geſetzt!“ Die Frau Kriegsräthin wußte ſehr viel Gründe, 9*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/145
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/145>, abgerufen am 23.11.2024.