Achtes Kapitel. Der wirkliche und der nichtwirkliche Geheimrath.
Die Gedanken des Wirklichen wurden durch die Erscheinung des Geheimrathes unterbrochen, mit dem unsere Geschichte anfängt. Auch Lupinus war ein anderer in seinem Hause als -- wir ihn hier wieder¬ sehen. Die süßesten Falten glätteten sein volles Ge¬ sicht und die Glätte ging über die sanft gepuderte Stirn bis an den Schopf. Lächelnd der Mund, das Auge, den Hut in der Hand, hatte er an der Thür seine respectvolle Verbeugung gemacht, um, den Dreiecker an die Brust gedrückt, mit einer Bewegung, welche an die der Maus erinnern konnte, auf den Wirklichen zu sich in Bewegung zu setzen:
"Mein theuerster Gönner!"
Der Wirkliche hatte die Bewegung vorausgesehen, und vor dem Händedruck, der ihm drohte, sich hinter einem Lehnstuhl verschanzt, den er mit der Linken faßte und bewegte, um sich gelegentlich darauf zu stützen, während er mit der Rechten sich auch gelegent¬ lich bewegte. Der wirkliche schien während dieses
Achtes Kapitel. Der wirkliche und der nichtwirkliche Geheimrath.
Die Gedanken des Wirklichen wurden durch die Erſcheinung des Geheimrathes unterbrochen, mit dem unſere Geſchichte anfängt. Auch Lupinus war ein anderer in ſeinem Hauſe als — wir ihn hier wieder¬ ſehen. Die ſüßeſten Falten glätteten ſein volles Ge¬ ſicht und die Glätte ging über die ſanft gepuderte Stirn bis an den Schopf. Lächelnd der Mund, das Auge, den Hut in der Hand, hatte er an der Thür ſeine reſpectvolle Verbeugung gemacht, um, den Dreiecker an die Bruſt gedrückt, mit einer Bewegung, welche an die der Maus erinnern konnte, auf den Wirklichen zu ſich in Bewegung zu ſetzen:
„Mein theuerſter Gönner!“
Der Wirkliche hatte die Bewegung vorausgeſehen, und vor dem Händedruck, der ihm drohte, ſich hinter einem Lehnſtuhl verſchanzt, den er mit der Linken faßte und bewegte, um ſich gelegentlich darauf zu ſtützen, während er mit der Rechten ſich auch gelegent¬ lich bewegte. Der wirkliche ſchien während dieſes
<TEI><text><body><pbfacs="#f0115"n="[101]"/><divn="1"><head>Achtes Kapitel.<lb/><hirendition="#b">Der wirkliche und der nichtwirkliche Geheimrath.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die Gedanken des Wirklichen wurden durch die<lb/>
Erſcheinung des Geheimrathes unterbrochen, mit dem<lb/>
unſere Geſchichte anfängt. Auch Lupinus war ein<lb/>
anderer in ſeinem Hauſe als — wir ihn hier wieder¬<lb/>ſehen. Die ſüßeſten Falten glätteten ſein volles Ge¬<lb/>ſicht und die Glätte ging über die ſanft gepuderte<lb/>
Stirn bis an den Schopf. Lächelnd der Mund, das<lb/>
Auge, den Hut in der Hand, hatte er an der Thür<lb/>ſeine reſpectvolle Verbeugung gemacht, um, den<lb/>
Dreiecker an die Bruſt gedrückt, mit einer Bewegung,<lb/>
welche an die der Maus erinnern konnte, auf den<lb/>
Wirklichen zu ſich in Bewegung zu ſetzen:</p><lb/><p>„Mein theuerſter Gönner!“</p><lb/><p>Der Wirkliche hatte die Bewegung vorausgeſehen,<lb/>
und vor dem Händedruck, der ihm drohte, ſich hinter<lb/>
einem Lehnſtuhl verſchanzt, den er mit der Linken<lb/>
faßte und bewegte, um ſich gelegentlich darauf zu<lb/>ſtützen, während er mit der Rechten ſich auch gelegent¬<lb/>
lich bewegte. Der wirkliche ſchien während dieſes<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[101]/0115]
Achtes Kapitel.
Der wirkliche und der nichtwirkliche Geheimrath.
Die Gedanken des Wirklichen wurden durch die
Erſcheinung des Geheimrathes unterbrochen, mit dem
unſere Geſchichte anfängt. Auch Lupinus war ein
anderer in ſeinem Hauſe als — wir ihn hier wieder¬
ſehen. Die ſüßeſten Falten glätteten ſein volles Ge¬
ſicht und die Glätte ging über die ſanft gepuderte
Stirn bis an den Schopf. Lächelnd der Mund, das
Auge, den Hut in der Hand, hatte er an der Thür
ſeine reſpectvolle Verbeugung gemacht, um, den
Dreiecker an die Bruſt gedrückt, mit einer Bewegung,
welche an die der Maus erinnern konnte, auf den
Wirklichen zu ſich in Bewegung zu ſetzen:
„Mein theuerſter Gönner!“
Der Wirkliche hatte die Bewegung vorausgeſehen,
und vor dem Händedruck, der ihm drohte, ſich hinter
einem Lehnſtuhl verſchanzt, den er mit der Linken
faßte und bewegte, um ſich gelegentlich darauf zu
ſtützen, während er mit der Rechten ſich auch gelegent¬
lich bewegte. Der wirkliche ſchien während dieſes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. [101]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/115>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.