das sind eigentlich neidische und schlechte Gemüther, die ihn schlecht machen. Mein König ist mein König, und das sage ich grade raus, wer das nicht sagt, der ist nicht mein Mann. Sehn Sie, mein Herr Geheimrath, oder was Sie sind -- "
"Kriegsrath," sagte der Kriegsrath.
"O Sie werden auch noch Geheimrath werden, das seh ich Ihnen an der Stirne an. Also mein Herr Kriegsrath, sind Sie nicht auch der Meinung, daß die jetzigen jungen Leute gar nicht mehr sind wie sonst? Nein, was raisonniren sie, und Alles wollen sie besser wissen. Ich bin eine gute Royalistin, ich liebe meinen König und sein Haus, und wer das nicht thut, der kann mir zu Hause bleiben. Da waren wir doch ein Herz und eine Seele, der Herr Prediger und ich, alle Obrigkeit kommt von Gott, und wenn er nach Berlin kommt, wird er bei mir logiren. Und wie gern wäre ich gestern schon rein gefahren, denn man richtet doch gern sein Haus ein zu solchem Festtage. Nun schadet es aber nicht. Wir tranken schon gestern bei Predigers auf seine Ge¬ sundheit, und nun ward mir wieder das Glück unter solcher charmanten, lieben Familie diesen schönsten Festtag für jeden Preußen zuzubringen."
Der Kriegsrath war anfänglich nicht ganz gut gestimmt; diese Stimmung war überwunden. Er pfropfte die letzte Flasche auf: "Erlauben Sie mir auch, meine verehrte Madam, ehe der Kaffee kommt,
das ſind eigentlich neidiſche und ſchlechte Gemüther, die ihn ſchlecht machen. Mein König iſt mein König, und das ſage ich grade raus, wer das nicht ſagt, der iſt nicht mein Mann. Sehn Sie, mein Herr Geheimrath, oder was Sie ſind — “
„Kriegsrath,“ ſagte der Kriegsrath.
„O Sie werden auch noch Geheimrath werden, das ſeh ich Ihnen an der Stirne an. Alſo mein Herr Kriegsrath, ſind Sie nicht auch der Meinung, daß die jetzigen jungen Leute gar nicht mehr ſind wie ſonſt? Nein, was raiſonniren ſie, und Alles wollen ſie beſſer wiſſen. Ich bin eine gute Royaliſtin, ich liebe meinen König und ſein Haus, und wer das nicht thut, der kann mir zu Hauſe bleiben. Da waren wir doch ein Herz und eine Seele, der Herr Prediger und ich, alle Obrigkeit kommt von Gott, und wenn er nach Berlin kommt, wird er bei mir logiren. Und wie gern wäre ich geſtern ſchon rein gefahren, denn man richtet doch gern ſein Haus ein zu ſolchem Feſttage. Nun ſchadet es aber nicht. Wir tranken ſchon geſtern bei Predigers auf ſeine Ge¬ ſundheit, und nun ward mir wieder das Glück unter ſolcher charmanten, lieben Familie dieſen ſchönſten Feſttag für jeden Preußen zuzubringen.“
Der Kriegsrath war anfänglich nicht ganz gut geſtimmt; dieſe Stimmung war überwunden. Er pfropfte die letzte Flaſche auf: „Erlauben Sie mir auch, meine verehrte Madam, ehe der Kaffee kommt,
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das ſind eigentlich neidiſche und ſchlechte Gemüther,
die ihn ſchlecht machen. Mein König iſt mein König,
und das ſage ich grade raus, wer das nicht ſagt,
der iſt nicht mein Mann. Sehn Sie, mein Herr
Geheimrath, oder was Sie ſind — “
„Kriegsrath,“ ſagte der Kriegsrath.
„O Sie werden auch noch Geheimrath werden,
das ſeh ich Ihnen an der Stirne an. Alſo mein
Herr Kriegsrath, ſind Sie nicht auch der Meinung,
daß die jetzigen jungen Leute gar nicht mehr ſind wie
ſonſt? Nein, was raiſonniren ſie, und Alles wollen
ſie beſſer wiſſen. Ich bin eine gute Royaliſtin, ich
liebe meinen König und ſein Haus, und wer das
nicht thut, der kann mir zu Hauſe bleiben. Da
waren wir doch ein Herz und eine Seele, der Herr
Prediger und ich, alle Obrigkeit kommt von Gott,
und wenn er nach Berlin kommt, wird er bei mir
logiren. Und wie gern wäre ich geſtern ſchon rein
gefahren, denn man richtet doch gern ſein Haus ein
zu ſolchem Feſttage. Nun ſchadet es aber nicht. Wir
tranken ſchon geſtern bei Predigers auf ſeine Ge¬
ſundheit, und nun ward mir wieder das Glück unter
ſolcher charmanten, lieben Familie dieſen ſchönſten
Feſttag für jeden Preußen zuzubringen.“
Der Kriegsrath war anfänglich nicht ganz gut
geſtimmt; dieſe Stimmung war überwunden. Er
pfropfte die letzte Flaſche auf: „Erlauben Sie mir
auch, meine verehrte Madam, ehe der Kaffee kommt,
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/166>, abgerufen am 15.01.2025.
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