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Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

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Der Landtstörtzer.
gleichwol bey meiner Köchin zwey Kinder er-
worben/ aber an jetzo hab ich nimmer mit jhr
zuschaffen/ sondern ich lebe mit jhr wie ein
Bruder mit seiner Schwester/ kan ich derwe-
gen also verfahren? Der D. Schuster ant-
wortet: Ja. Aber kein ruhe hat er in solchen
Schuhen/ Dann sein Gewissen spricht zu
jhm: Sihe/ du bist nicht sicher/ du hast ein
grosse anlaß zum sündigen bey dir/ Fewer vnd
Stroh wann es zusammen kombt/ brinnt gern:
Gib ferrner kein ärgernuß/ laß die Huer fah-
ren.

Es kombt ein Fresser zum D. Schuster
sprechendt: Es ist gleichwol an jetzo inn der
Fasten zeit/ zu dern man fasten/ betten vnnd
Buß thun soll/ aber doch vermeine ich/ daß
ich gar wol könne selig werden/ wann ich schon
in dem Nonnen Closter ein Täntzl thue/ vnnd
mit den München biß vber halbenacht sauffe/
dann dises seind nit newe Schuch/ sonder alte:
dann vor deß H. Gregorij zeiten ists also ge-
wesen? darauff antworten etliche Doctores
calciatores
od' Schuster/ daß es wol sein kön-
ne/ seytemal der allgemeine Jrrthumb ein ius

vnd

Der Landtſtoͤrtzer.
gleichwol bey meiner Koͤchin zwey Kinder er-
worben/ aber an jetzo hab ich nimmer mit jhr
zuſchaffen/ ſondern ich lebe mit jhr wie ein
Bruder mit ſeiner Schweſter/ kan ich derwe-
gen alſo verfahren? Der D. Schuſter ant-
wortet: Ja. Aber kein ruhe hat er in ſolchen
Schuhen/ Dann ſein Gewiſſen ſpricht zu
jhm: Sihe/ du biſt nicht ſicher/ du haſt ein
groſſe anlaß zum ſuͤndigen bey dir/ Fewer vnd
Stroh wann es zuſam̃en kombt/ brinnt gern:
Gib ferꝛner kein aͤrgernuß/ laß die Huer fah-
ren.

Es kombt ein Freſſer zum D. Schuſter
ſprechendt: Es iſt gleichwol an jetzo inn der
Faſten zeit/ zu dern man faſten/ betten vnnd
Buß thun ſoll/ aber doch vermeine ich/ daß
ich gar wol koͤnne ſelig werden/ wañ ich ſchon
in dem Nonnen Cloſter ein Taͤntzl thue/ vnnd
mit den Muͤnchen biß vber halbenacht ſauffe/
dañ diſes ſeind nit newe Schuch/ ſonder alte:
dann vor deß H. Gregorij zeiten iſts alſo ge-
weſen? darauff antworten etliche Doctores
calciatores
od’ Schuſteꝛ/ daß es wol ſein koͤn-
ne/ ſeytemal der allgemeine Jrꝛthumb ein ius

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[624/0646] Der Landtſtoͤrtzer. gleichwol bey meiner Koͤchin zwey Kinder er- worben/ aber an jetzo hab ich nimmer mit jhr zuſchaffen/ ſondern ich lebe mit jhr wie ein Bruder mit ſeiner Schweſter/ kan ich derwe- gen alſo verfahren? Der D. Schuſter ant- wortet: Ja. Aber kein ruhe hat er in ſolchen Schuhen/ Dann ſein Gewiſſen ſpricht zu jhm: Sihe/ du biſt nicht ſicher/ du haſt ein groſſe anlaß zum ſuͤndigen bey dir/ Fewer vnd Stroh wann es zuſam̃en kombt/ brinnt gern: Gib ferꝛner kein aͤrgernuß/ laß die Huer fah- ren. Es kombt ein Freſſer zum D. Schuſter ſprechendt: Es iſt gleichwol an jetzo inn der Faſten zeit/ zu dern man faſten/ betten vnnd Buß thun ſoll/ aber doch vermeine ich/ daß ich gar wol koͤnne ſelig werden/ wañ ich ſchon in dem Nonnen Cloſter ein Taͤntzl thue/ vnnd mit den Muͤnchen biß vber halbenacht ſauffe/ dañ diſes ſeind nit newe Schuch/ ſonder alte: dann vor deß H. Gregorij zeiten iſts alſo ge- weſen? darauff antworten etliche Doctores calciatores od’ Schuſteꝛ/ daß es wol ſein koͤn- ne/ ſeytemal der allgemeine Jrꝛthumb ein ius vnd

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Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/646>, abgerufen am 18.05.2024.