Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.Der Landtstörtzer. bestellte er den König Midam zu einen arbi-trum oder Schidtsrichter/ weil aber Midas ein vngeschickter grober König war/ vnnd wider den Apollinem erkennte vnnd vrtheil- te/ so setzte Apollo jhm lange Eselsohren an/ zum zeichen vnnd gedächtnuß/ daß er hin- füran ein desto bessere gelegenheit haben sol- te/ die musicalische Jnstrumenten vnnd to- nos desto besser von einander zu vnderschei- den. Gleichwol sagen andere/ daß durch deß Königs Midae lange Eselsohren nichts anders bedeut wirdt/ als daß etliche Köni- ge vnnd Fürsten sich/ wie die Esel/ von jh- ren Schmaichlern vnnd Vnderthauen bey den Ohren lupffen/ vnd dermassen vmbziehen vnd narren lassen/ dz dieselbigen keinen schnal- ler vmb jre Gebott geben. Was aber die stimm deß Esels belangt/ ist dieselbe dermassen hell vnd klar/ daß sie vber ein halbe meil wegs gar wol gehört werden kan/ vnd derwegen treflich wol in die Orgel taugt. Vber oberzehltes alles hat der Esel die tu- vnd
Der Landtſtoͤrtzer. beſtellte er den Koͤnig Midam zu einen arbi-trum oder Schidtsrichter/ weil aber Midas ein vngeſchickter grober Koͤnig war/ vnnd wider den Apollinem erkennte vnnd vrtheil- te/ ſo ſetzte Apollo jhm lange Eſelsohren an/ zum zeichen vnnd gedaͤchtnuß/ daß er hin- fuͤran ein deſto beſſere gelegenheit haben ſol- te/ die muſicaliſche Jnſtrumenten vnnd to- nos deſto beſſer von einander zu vnderſchei- den. Gleichwol ſagen andere/ daß durch deß Koͤnigs Midæ lange Eſelsohren nichts anders bedeut wirdt/ als daß etliche Koͤni- ge vnnd Fuͤrſten ſich/ wie die Eſel/ von jh- ren Schmaichlern vnnd Vnderthauen bey den Ohren lupffen/ vnd dermaſſen vmbziehen vñ narꝛen laſſen/ dz dieſelbigen keinen ſchnal- ler vmb jre Gebott geben. Was aber die ſtim̃ deß Eſels belangt/ iſt dieſelbe dermaſſen hell vñ klar/ daß ſie vber ein halbe meil wegs gar wol gehoͤrt werden kan/ vnd derwegen treflich wol in die Orgel taugt. Vber oberzehltes alles hat der Eſel die tu- vnd
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Der Landtſtoͤrtzer.
beſtellte er den Koͤnig Midam zu einen arbi-
trum oder Schidtsrichter/ weil aber Midas
ein vngeſchickter grober Koͤnig war/ vnnd
wider den Apollinem erkennte vnnd vrtheil-
te/ ſo ſetzte Apollo jhm lange Eſelsohren an/
zum zeichen vnnd gedaͤchtnuß/ daß er hin-
fuͤran ein deſto beſſere gelegenheit haben ſol-
te/ die muſicaliſche Jnſtrumenten vnnd to-
nos deſto beſſer von einander zu vnderſchei-
den. Gleichwol ſagen andere/ daß durch
deß Koͤnigs Midæ lange Eſelsohren nichts
anders bedeut wirdt/ als daß etliche Koͤni-
ge vnnd Fuͤrſten ſich/ wie die Eſel/ von jh-
ren Schmaichlern vnnd Vnderthauen bey
den Ohren lupffen/ vnd dermaſſen vmbziehen
vñ narꝛen laſſen/ dz dieſelbigen keinen ſchnal-
ler vmb jre Gebott geben. Was aber die ſtim̃
deß Eſels belangt/ iſt dieſelbe dermaſſen hell vñ
klar/ daß ſie vber ein halbe meil wegs gar wol
gehoͤrt werden kan/ vnd derwegen treflich wol
in die Orgel taugt.
Vber oberzehltes alles hat der Eſel die tu-
gendt der arbeitſeligkeit/ vnnd iſt allen Hof-
leuthen ein Spiegel vnd Exempel der gedult
vnd
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