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Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

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Der Landtstörtzer.
nen Pferdt/ sonder auff einem Esel: deßglei-
chen lesen wir von keinem einigen heiligen
Einsidler/ daß er in der Wüste oder Einöde
ein Pferdt hette bey sich gehabt/ sonder sie ha-
ben sich allzeit mit Eseln bedient.

Am andern bestehet die Güte deß Esels in
seiner demut/ dann weil dises holdselige Thier
begert von mennigklichen geliebt zu werden/
so erzeigt es sich gegen jederman demütig/ an-
nemblich vnd dienstbar. Er fragt auch nichts
nach köstlicher zierd/ oder stattlichen waaren/
sonder er läst sich beladen mit den allerschlim-
sten dingen vnd vnreinigkeiten/ er leydet vnd
geduldet alle schmach vnd schläg/ die man jm
zufüget/ vnd ist darneben nutzlich zu brauchen
im Krieg/ dann ob schon er von Natur nit krie-
gerisch noch hitzig/ sonder kalt vnnd fridsamb
ist/ so ist er doch darneben langsamb/ vnd die-
selbe langsambkeit ist nit allzeit schädlich im
Kriegswesen/ sonder vilmals ein vrsach deß
erhaltenen Siegs gewest/ wie zu sehen ist am
Fabio Maximo, qui cunctando restituit
rem.
Vnangesehen auch die Esel im Krieg
oder in der Schlacht nit feindtlich springen

vnd
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Der Landtſtoͤrtzer.
nen Pferdt/ ſonder auff einem Eſel: deßglei-
chen leſen wir von keinem einigen heiligen
Einſidler/ daß er in der Wuͤſte oder Einoͤde
ein Pferdt hette bey ſich gehabt/ ſonder ſie ha-
ben ſich allzeit mit Eſeln bedient.

Am andern beſtehet die Guͤte deß Eſels in
ſeiner demut/ dann weil diſes holdſelige Thier
begert von mennigklichen geliebt zu werden/
ſo erzeigt es ſich gegen jederman demuͤtig/ an-
nemblich vnd dienſtbar. Er fragt auch nichts
nach koͤſtlicher zierd/ oder ſtattlichen waaren/
ſonder er laͤſt ſich beladen mit den allerſchlim-
ſten dingen vnd vnreinigkeiten/ er leydet vnd
geduldet alle ſchmach vnd ſchlaͤg/ die man jm
zufuͤget/ vnd iſt darneben nutzlich zu brauchen
im Krieg/ dañ ob ſchon er von Natur nit krie-
geriſch noch hitzig/ ſonder kalt vnnd fridſamb
iſt/ ſo iſt er doch darneben langſamb/ vnd die-
ſelbe langſambkeit iſt nit allzeit ſchaͤdlich im
Kriegsweſen/ ſonder vilmals ein vrſach deß
erhaltenen Siegs geweſt/ wie zu ſehen iſt am
Fabio Maximo, qui cunctando reſtituit
rem.
Vnangeſehen auch die Eſel im Krieg
oder in der Schlacht nit feindtlich ſpringen

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[161/0183] Der Landtſtoͤrtzer. nen Pferdt/ ſonder auff einem Eſel: deßglei- chen leſen wir von keinem einigen heiligen Einſidler/ daß er in der Wuͤſte oder Einoͤde ein Pferdt hette bey ſich gehabt/ ſonder ſie ha- ben ſich allzeit mit Eſeln bedient. Am andern beſtehet die Guͤte deß Eſels in ſeiner demut/ dann weil diſes holdſelige Thier begert von mennigklichen geliebt zu werden/ ſo erzeigt es ſich gegen jederman demuͤtig/ an- nemblich vnd dienſtbar. Er fragt auch nichts nach koͤſtlicher zierd/ oder ſtattlichen waaren/ ſonder er laͤſt ſich beladen mit den allerſchlim- ſten dingen vnd vnreinigkeiten/ er leydet vnd geduldet alle ſchmach vnd ſchlaͤg/ die man jm zufuͤget/ vnd iſt darneben nutzlich zu brauchen im Krieg/ dañ ob ſchon er von Natur nit krie- geriſch noch hitzig/ ſonder kalt vnnd fridſamb iſt/ ſo iſt er doch darneben langſamb/ vnd die- ſelbe langſambkeit iſt nit allzeit ſchaͤdlich im Kriegsweſen/ ſonder vilmals ein vrſach deß erhaltenen Siegs geweſt/ wie zu ſehen iſt am Fabio Maximo, qui cunctando reſtituit rem. Vnangeſehen auch die Eſel im Krieg oder in der Schlacht nit feindtlich ſpringen vnd L

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Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/183>, abgerufen am 24.11.2024.