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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
die Zung: Die zung ist ein sonderbare art der
Waffen/ in der alle andere Waffen gefunden
werden: Sie ist ein scharpffschneidendes
Schwerdt/ welches gewetzt wird an dem stein
der Falsch heit/ vnd zwar dermassen scharpff/
daß (wie der weise Mann spricht) vil Leut
seynd gefallen durchs Schwerdt/ aber vil-
mehr durch die Zung. Das wird nun bedeut
durch das obbemeldte hieroglyphicum der
dreyen Schwerdter/ welche ein Mann im
mund hat: Das erste Schwerdt wird genennt
gladius iniquus, ein boßhafftigs Schwerdt/
dasselbe beschediget auff dreyerley weiß/ Erst-
lich/ wann einer die geheimnuß seines Nech-
sten offentlich an Tag bringt/ vnd jhne vor
den Leuten zuschanden machet. Am andern/
wann er seinen Nechsten etwas zeihet/ wel-
ches er nit gethan hat: Drittens/ wann er
Famoßlibell oder Paßquillen wider jhn ma-
chet vnd außbraitet.

Das ander Schwerdt heist gladius astu-
tus,
ein listiges Schwerdt/ wann nemlich ei-
ner seinem Nechsten die Ehr heimmlich oder
durch list benimbt/ vnd solches beschicht auff
dreyerley weiß: Erstlich/ wann er vmb eines

ande-
Q q

Hirnſchleiffer.
die Zung: Die zung iſt ein ſonderbare art der
Waffen/ in der alle andere Waffen gefunden
werden: Sie iſt ein ſcharpffſchneidendes
Schwerdt/ welches gewetzt wird an dem ſtein
der Falſch heit/ vnd zwar dermaſſen ſcharpff/
daß (wie der weiſe Mann ſpricht) vil Leut
ſeynd gefallen durchs Schwerdt/ aber vil-
mehr durch die Zung. Das wird nun bedeut
durch das obbemeldte hieroglyphicum der
dreyen Schwerdter/ welche ein Mann im
mund hat: Das erſte Schwerdt wird geneñt
gladius iniquus, ein boßhafftigs Schwerdt/
daſſelbe beſchediget auff dreyerley weiß/ Erſt-
lich/ wann einer die geheimnuß ſeines Nech-
ſten offentlich an Tag bringt/ vnd jhne vor
den Leuten zuſchanden machet. Am andern/
wann er ſeinen Nechſten etwas zeihet/ wel-
ches er nit gethan hat: Drittens/ wann er
Famoßlibell oder Paßquillen wider jhn ma-
chet vnd außbraitet.

Das ander Schwerdt heiſt gladius aſtu-
tus,
ein liſtiges Schwerdt/ wann nemlich ei-
ner ſeinem Nechſten die Ehr heim̃lich oder
durch liſt benimbt/ vnd ſolches beſchicht auff
dreyerley weiß: Erſtlich/ wann er vmb eines

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[610[609]/0625] Hirnſchleiffer. die Zung: Die zung iſt ein ſonderbare art der Waffen/ in der alle andere Waffen gefunden werden: Sie iſt ein ſcharpffſchneidendes Schwerdt/ welches gewetzt wird an dem ſtein der Falſch heit/ vnd zwar dermaſſen ſcharpff/ daß (wie der weiſe Mann ſpricht) vil Leut ſeynd gefallen durchs Schwerdt/ aber vil- mehr durch die Zung. Das wird nun bedeut durch das obbemeldte hieroglyphicum der dreyen Schwerdter/ welche ein Mann im mund hat: Das erſte Schwerdt wird geneñt gladius iniquus, ein boßhafftigs Schwerdt/ daſſelbe beſchediget auff dreyerley weiß/ Erſt- lich/ wann einer die geheimnuß ſeines Nech- ſten offentlich an Tag bringt/ vnd jhne vor den Leuten zuſchanden machet. Am andern/ wann er ſeinen Nechſten etwas zeihet/ wel- ches er nit gethan hat: Drittens/ wann er Famoßlibell oder Paßquillen wider jhn ma- chet vnd außbraitet. Das ander Schwerdt heiſt gladius aſtu- tus, ein liſtiges Schwerdt/ wann nemlich ei- ner ſeinem Nechſten die Ehr heim̃lich oder durch liſt benimbt/ vnd ſolches beſchicht auff dreyerley weiß: Erſtlich/ wann er vmb eines ande- Q q

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 610[609]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/625>, abgerufen am 23.11.2024.