[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

werden/ begerest du/ daß dir die Kron auff den
Kopff gesetzt werde/ so must du sie zuuor in die
hand nemmen/ vnnd dapffer mit den henden
arbeiten. Ob schon alles schlecht/ gering vnd
wenig ist/ was die menschliche kräfft/ zu er-
langung der seligkeit vermögen/ so wil doch
Gott/ daß wir dasselbe modicum oder we-
nige hinzu setzen/ vnd vnsere schlechte vnd ge-
ringe substanz zum vnendlichen schatz Got-
tes legen/ damit zu einem solchen gesagt werde:
was Esaias am 3. Cap. sagt. Saget dem
gerechten/ er hab recht vnnd wol gelebt
vnd werds wol halten/ dann er wird die
früchte seiner werck essen: Als wolte er
sagen: Saget dem gerechten es ist alles guet
vnnd daß er sich nit förchte/ sonder im guten
fridlich vnd sicherlich verfahre/ es wird jhm
alles glücklich von statten gehen/ dann ich wil
jhm mein hilfliche hand bieten/ aber doch mit
dem beding/ daß er die früchte seiner werck
esse. Dann ob er schon vns zu der seligkeit er-
wöhlt hat/ ob schon er vns durch seine ver-
dienst vnnd durch die krafft seines köstlichen
Bluts/ die Glori verdient vnd erworben/ vnd
also das seinige darbey gethan hat/ so wil er

doch/

Pp 4

Hirnſchleiffer.

werden/ begereſt du/ daß dir die Kron auff den
Kopff geſetzt werde/ ſo muſt du ſie zuuor in die
hand nemmen/ vnnd dapffer mit den henden
arbeiten. Ob ſchon alles ſchlecht/ gering vnd
wenig iſt/ was die menſchliche kraͤfft/ zu er-
langung der ſeligkeit vermoͤgen/ ſo wil doch
Gott/ daß wir daſſelbe modicum oder we-
nige hinzu ſetzen/ vnd vnſere ſchlechte vnd ge-
ringe ſubſtanz zum vnendlichen ſchatz Got-
tes legen/ damit zu einem ſolchẽ geſagt werde:
was Eſaias am 3. Cap. ſagt. Saget dem
gerechten/ er hab recht vnnd wol gelebt
vnd werds wol halten/ dann er wird die
fruͤchte ſeiner werck eſſen: Als wolte er
ſagen: Saget dem gerechten es iſt alles guet
vnnd daß er ſich nit foͤrchte/ ſonder im guten
fridlich vnd ſicherlich verfahre/ es wird jhm
alles gluͤcklich von ſtatten gehen/ dann ich wil
jhm mein hilfliche hand bieten/ aber doch mit
dem beding/ daß er die fruͤchte ſeiner werck
eſſe. Dann ob er ſchon vns zu der ſeligkeit er-
woͤhlt hat/ ob ſchon er vns durch ſeine ver-
dienſt vnnd durch die krafft ſeines koͤſtlichen
Bluts/ die Glori verdient vnd erworben/ vnd
alſo das ſeinige darbey gethan hat/ ſo wil er

doch/

Pp 4

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0615" n="600[599]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
werden/ begere&#x017F;t du/ daß dir die Kron auff den<lb/>
Kopff ge&#x017F;etzt werde/ &#x017F;o mu&#x017F;t du &#x017F;ie zuuor in die<lb/>
hand nemmen/ vnnd dapffer mit den henden<lb/>
arbeiten. Ob &#x017F;chon alles &#x017F;chlecht/ gering vnd<lb/>
wenig i&#x017F;t/ was die men&#x017F;chliche kra&#x0364;fft/ zu er-<lb/>
langung der &#x017F;eligkeit vermo&#x0364;gen/ &#x017F;o wil doch<lb/>
Gott/ daß wir da&#x017F;&#x017F;elbe <hi rendition="#aq">modicum</hi> oder we-<lb/>
nige hinzu &#x017F;etzen/ vnd vn&#x017F;ere &#x017F;chlechte vnd ge-<lb/>
ringe <hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;tanz</hi> zum vnendlichen &#x017F;chatz Got-<lb/>
tes legen/ damit zu einem &#x017F;olche&#x0303; ge&#x017F;agt werde:<lb/>
was E&#x017F;aias am 3. Cap. &#x017F;agt. <hi rendition="#fr">Saget dem<lb/>
gerechten/ er hab recht vnnd wol gelebt<lb/>
vnd werds wol halten/ dann er wird die<lb/>
fru&#x0364;chte &#x017F;einer werck e&#x017F;&#x017F;en:</hi> Als wolte er<lb/>
&#x017F;agen: Saget dem gerechten es i&#x017F;t alles guet<lb/>
vnnd daß er &#x017F;ich nit fo&#x0364;rchte/ &#x017F;onder im guten<lb/>
fridlich vnd &#x017F;icherlich verfahre/ es wird jhm<lb/>
alles glu&#x0364;cklich von &#x017F;tatten gehen/ dann ich wil<lb/>
jhm mein hilfliche hand bieten/ aber doch mit<lb/>
dem beding/ <hi rendition="#fr">daß er die fru&#x0364;chte &#x017F;einer werck<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e.</hi> Dann ob er &#x017F;chon vns zu der &#x017F;eligkeit er-<lb/>
wo&#x0364;hlt hat/ ob &#x017F;chon er vns durch &#x017F;eine ver-<lb/>
dien&#x017F;t vnnd durch die krafft &#x017F;eines ko&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Bluts/ die Glori verdient vnd erworben/ vnd<lb/>
al&#x017F;o das &#x017F;einige darbey gethan hat/ &#x017F;o wil er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Pp 4</fw><fw place="bottom" type="catch">doch/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[600[599]/0615] Hirnſchleiffer. werden/ begereſt du/ daß dir die Kron auff den Kopff geſetzt werde/ ſo muſt du ſie zuuor in die hand nemmen/ vnnd dapffer mit den henden arbeiten. Ob ſchon alles ſchlecht/ gering vnd wenig iſt/ was die menſchliche kraͤfft/ zu er- langung der ſeligkeit vermoͤgen/ ſo wil doch Gott/ daß wir daſſelbe modicum oder we- nige hinzu ſetzen/ vnd vnſere ſchlechte vnd ge- ringe ſubſtanz zum vnendlichen ſchatz Got- tes legen/ damit zu einem ſolchẽ geſagt werde: was Eſaias am 3. Cap. ſagt. Saget dem gerechten/ er hab recht vnnd wol gelebt vnd werds wol halten/ dann er wird die fruͤchte ſeiner werck eſſen: Als wolte er ſagen: Saget dem gerechten es iſt alles guet vnnd daß er ſich nit foͤrchte/ ſonder im guten fridlich vnd ſicherlich verfahre/ es wird jhm alles gluͤcklich von ſtatten gehen/ dann ich wil jhm mein hilfliche hand bieten/ aber doch mit dem beding/ daß er die fruͤchte ſeiner werck eſſe. Dann ob er ſchon vns zu der ſeligkeit er- woͤhlt hat/ ob ſchon er vns durch ſeine ver- dienſt vnnd durch die krafft ſeines koͤſtlichen Bluts/ die Glori verdient vnd erworben/ vnd alſo das ſeinige darbey gethan hat/ ſo wil er doch/ Pp 4

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/615
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 600[599]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/615>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.