[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

machet/ daß wir gern gehorsamen/ woferrn
die feindtschafft in ein meidung der lastern
verkehrt wird/ woferrn die Lieb machet/ daß
wir in der Liebe Gottes entzündt werden/ wo-
ferrn die künheit vns vber alle betrübnussen
erhebet/ vnnd die großmütigkeit deß gemüts
erhelt/ damit es von den lastern nit vberwun-
den/ vnnd in die diensibarkeit gebracht werde.
Aber böß seyndt sie/ woferrn das widerspil
beschicht/ dann auß jhnen entspringt die Hof-
fart/ gailheit/ hinlessigkeit/ geldgeitz/ verbitte-
rung/ blindheit vnd vnwissenheit/ die lieb deß
zeitlichen vnnd die verhassung deß ewigen.
Obschon etwa im Menschen ein gnad oder
tugent verhanden were/ so kan doch ein einige
hefftige passion oder begirlichkeit alles ver-
derben vnd vmbstossen/ dann jhre Zeen seynd
wie eines Löwen Zeen/ vnd bringen die Seelen
der Menschen vmb/ wie schrecklich das brül-
len deß Löwen ist/ also ist der schrecken: So
gar machet sie den Menschen zu einem vnuer-
nünfftigen Viech/ dann ob schon derselb ein
Menschliche gestalt hat/ so verkehren jhne
doch die passiones in ein vnuernünfftiges
Thier/ vnnd machet jhne mutwillig vnnd

vnkeusch

Hirnſchleiffer.

machet/ daß wir gern gehorſamen/ woferꝛn
die feindtſchafft in ein meidung der laſtern
verkehrt wird/ woferꝛn die Lieb machet/ daß
wir in der Liebe Gottes entzuͤndt werden/ wo-
ferꝛn die kuͤnheit vns vber alle betruͤbnuſſen
erhebet/ vnnd die großmuͤtigkeit deß gemuͤts
erhelt/ damit es von den laſtern nit vberwun-
den/ vnnd in die dienſibarkeit gebracht werde.
Aber boͤß ſeyndt ſie/ woferꝛn das widerſpil
beſchicht/ dann auß jhnen entſpringt die Hof-
fart/ gailheit/ hinleſſigkeit/ geldgeitz/ verbitte-
rung/ blindheit vnd vnwiſſenheit/ die lieb deß
zeitlichen vnnd die verhaſſung deß ewigen.
Obſchon etwa im Menſchen ein gnad oder
tugent verhanden were/ ſo kan doch ein einige
hefftige paſſion oder begirlichkeit alles ver-
derben vnd vmbſtoſſen/ dann jhre Zeen ſeynd
wie eines Loͤwen Zeen/ vnd bringen die Seelen
der Menſchen vmb/ wie ſchrecklich das bruͤl-
len deß Loͤwen iſt/ alſo iſt der ſchrecken: So
gar machet ſie den Menſchen zu einem vnuer-
nuͤnfftigen Viech/ dann ob ſchon derſelb ein
Menſchliche geſtalt hat/ ſo verkehren jhne
doch die paſſiones in ein vnuernuͤnfftiges
Thier/ vnnd machet jhne mutwillig vnnd

vnkeuſch

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[45/0061] Hirnſchleiffer. machet/ daß wir gern gehorſamen/ woferꝛn die feindtſchafft in ein meidung der laſtern verkehrt wird/ woferꝛn die Lieb machet/ daß wir in der Liebe Gottes entzuͤndt werden/ wo- ferꝛn die kuͤnheit vns vber alle betruͤbnuſſen erhebet/ vnnd die großmuͤtigkeit deß gemuͤts erhelt/ damit es von den laſtern nit vberwun- den/ vnnd in die dienſibarkeit gebracht werde. Aber boͤß ſeyndt ſie/ woferꝛn das widerſpil beſchicht/ dann auß jhnen entſpringt die Hof- fart/ gailheit/ hinleſſigkeit/ geldgeitz/ verbitte- rung/ blindheit vnd vnwiſſenheit/ die lieb deß zeitlichen vnnd die verhaſſung deß ewigen. Obſchon etwa im Menſchen ein gnad oder tugent verhanden were/ ſo kan doch ein einige hefftige paſſion oder begirlichkeit alles ver- derben vnd vmbſtoſſen/ dann jhre Zeen ſeynd wie eines Loͤwen Zeen/ vnd bringen die Seelen der Menſchen vmb/ wie ſchrecklich das bruͤl- len deß Loͤwen iſt/ alſo iſt der ſchrecken: So gar machet ſie den Menſchen zu einem vnuer- nuͤnfftigen Viech/ dann ob ſchon derſelb ein Menſchliche geſtalt hat/ ſo verkehren jhne doch die paſſiones in ein vnuernuͤnfftiges Thier/ vnnd machet jhne mutwillig vnnd vnkeuſch

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/61>, abgerufen am 24.11.2024.

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