[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

gen jhren eignen Kindern/ vnnd zwar vil vn-
barmhertziger/ weder der Strauß/ von deme
der H. Job am 39. Cap. schreibt: Er wirdt
so hart gegen seinen Jungen/ als weren
sie nit sein. Man sagt/ der Strauß verberge
seine Ayr vnder den Sandt/ vnd zwar an ein
solches ort/ da sie von den Wandersleuten
hinweg genommen oder von den wilden Thie-
ren zertretten werden können: Im wenigsten
gedencken sie derselben mehr. O wie vil Müt-
ter seind vil grausamer/ denn die wilde grau-
same Thier/ welche an jhrer Kinder heyl we-
nig gedencken/ vergessen desselben allerdings
vnd schlagens in Windt/ ja so gar fressen sie
die frucht jhres eignen Leibs/ vnd speisen sich
ohne alle vrsach mit jhrer Töchter fleisch/ dann
wie die Lamiae jhren Jungen das leibliche le-
ben benemmen/ also benemmen solche Müt-
ter jhren Kindern das Geistliche leben/ dann
weil sie jhre Söhn vnd Töchterlein zartlich
erziehen/ zu aller hoffart vnnd geschleck ge-
wöhnen/ jhnen alle freyheit verstatten
vnd sie in lastern auffwachsen vnnd erstarren
lassen/ was ist solches anders/ als daß sie
selbst jhre Kinder Geistlicher weiß tödten/
vnnd ein vrsach jhrer verdamnuß sein?

wann

J i 4

Hirnſchleiffer.

gen jhren eignen Kindern/ vnnd zwar vil vn-
barmhertziger/ weder der Strauß/ von deme
der H. Job am 39. Cap. ſchreibt: Er wirdt
ſo hart gegen ſeinen Jungen/ als weren
ſie nit ſein. Man ſagt/ der Strauß verberge
ſeine Ayr vnder den Sandt/ vnd zwar an ein
ſolches ort/ da ſie von den Wandersleuten
hinweg genom̃en oder von den wilden Thie-
ren zertretten werden koͤnnen: Im wenigſten
gedencken ſie derſelben mehr. O wie vil Muͤt-
ter ſeind vil grauſamer/ denn die wilde grau-
ſame Thier/ welche an jhrer Kinder heyl we-
nig gedencken/ vergeſſen deſſelben allerdings
vnd ſchlagens in Windt/ ja ſo gar freſſen ſie
die frucht jhres eignen Leibs/ vnd ſpeiſen ſich
ohne alle vrſach mit jhrer Toͤchter fleiſch/ dañ
wie die Lamiæ jhren Jungen das leibliche le-
ben benemmen/ alſo benemmen ſolche Muͤt-
ter jhren Kindern das Geiſtliche leben/ dann
weil ſie jhre Soͤhn vnd Toͤchterlein zartlich
erziehen/ zu aller hoffart vnnd geſchleck ge-
woͤhnen/ jhnen alle freyheit verſtatten
vnd ſie in laſtern auffwachſen vnnd erſtarꝛen
laſſen/ was iſt ſolches anders/ als daß ſie
ſelbſt jhre Kinder Geiſtlicher weiß toͤdten/
vnnd ein vrſach jhrer verdamnuß ſein?

wann

J i 4

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[504[503]/0519] Hirnſchleiffer. gen jhren eignen Kindern/ vnnd zwar vil vn- barmhertziger/ weder der Strauß/ von deme der H. Job am 39. Cap. ſchreibt: Er wirdt ſo hart gegen ſeinen Jungen/ als weren ſie nit ſein. Man ſagt/ der Strauß verberge ſeine Ayr vnder den Sandt/ vnd zwar an ein ſolches ort/ da ſie von den Wandersleuten hinweg genom̃en oder von den wilden Thie- ren zertretten werden koͤnnen: Im wenigſten gedencken ſie derſelben mehr. O wie vil Muͤt- ter ſeind vil grauſamer/ denn die wilde grau- ſame Thier/ welche an jhrer Kinder heyl we- nig gedencken/ vergeſſen deſſelben allerdings vnd ſchlagens in Windt/ ja ſo gar freſſen ſie die frucht jhres eignen Leibs/ vnd ſpeiſen ſich ohne alle vrſach mit jhrer Toͤchter fleiſch/ dañ wie die Lamiæ jhren Jungen das leibliche le- ben benemmen/ alſo benemmen ſolche Muͤt- ter jhren Kindern das Geiſtliche leben/ dann weil ſie jhre Soͤhn vnd Toͤchterlein zartlich erziehen/ zu aller hoffart vnnd geſchleck ge- woͤhnen/ jhnen alle freyheit verſtatten vnd ſie in laſtern auffwachſen vnnd erſtarꝛen laſſen/ was iſt ſolches anders/ als daß ſie ſelbſt jhre Kinder Geiſtlicher weiß toͤdten/ vnnd ein vrſach jhrer verdamnuß ſein? wann J i 4

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 504[503]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/519>, abgerufen am 06.09.2024.

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