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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
selb aber gab jhm zur antwort: Ich waiß nit/
wer du bist/ aber doch will ich dir ein leylach
geben/ mit deme du mögest bedeckt werden:
Folgendts ging er zum andern freundt/ vnd
begerte gleichfals hülff von jhm/ derselb aber
sprach zu jhm: Ich hab an jetzo etwas anders
zuschaffen/ aber doch will ich dir biß zu deß
Königs Pallast Thür das glait geben/ dann
ich muß wider heimb gehen vnd zu meinen eig-
nen sachen schawen. Letstlichen kam er auch
zum dritten vnd sprach: Ich darff dich gleich-
wol nit anreden/ dann ich hab dich nit geliebt
wie ich billich thun hette sollen/ Aber doch/
lieber verlaß mich nit/ vnnd thu mir ein bey-
standt/ dann ich bin von allermenigklichen
verlassen: Diser dritte freundt antwortet
mit frölichem Angesicht vnd sprach: du bist
nir ein lieber freundt/ vnnd ich will mit dir
zum König gehen vnnd für dich vmb gnad
bitten.

Durch den ersten freundt werden bedeut
die reichthumb/ von derentwegen der Mensch
vil gefahr außsteht/ aber zur zeit deß Todts
hat er mehrer nit daruon zugewarten/ als ein
verächtliches Todtenleylach. Durch den an-

dern

Hirnſchleiffer.
ſelb aber gab jhm zur antwort: Ich waiß nit/
wer du biſt/ aber doch will ich dir ein leylach
geben/ mit deme du moͤgeſt bedeckt werden:
Folgendts ging er zum andern freundt/ vnd
begerte gleichfals huͤlff von jhm/ derſelb aber
ſprach zu jhm: Ich hab an jetzo etwas anders
zuſchaffen/ aber doch will ich dir biß zu deß
Koͤnigs Pallaſt Thuͤr das glait geben/ dann
ich muß wider heimb gehen vñ zu meinen eig-
nen ſachen ſchawen. Letſtlichen kam er auch
zum dritten vnd ſprach: Ich darff dich gleich-
wol nit anreden/ dann ich hab dich nit geliebt
wie ich billich thun hette ſollen/ Aber doch/
lieber verlaß mich nit/ vnnd thu mir ein bey-
ſtandt/ dann ich bin von allermenigklichen
verlaſſen: Diſer dritte freundt antwortet
mit froͤlichem Angeſicht vnd ſprach: du biſt
nir ein lieber freundt/ vnnd ich will mit dir
zum Koͤnig gehen vnnd fuͤr dich vmb gnad
bitten.

Durch den erſten freundt werden bedeut
die reichthumb/ von derentwegen der Menſch
vil gefahr außſteht/ aber zur zeit deß Todts
hat er mehrer nit daruon zugewarten/ als ein
veraͤchtliches Todtenleylach. Durch den an-

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[481[480]/0496] Hirnſchleiffer. ſelb aber gab jhm zur antwort: Ich waiß nit/ wer du biſt/ aber doch will ich dir ein leylach geben/ mit deme du moͤgeſt bedeckt werden: Folgendts ging er zum andern freundt/ vnd begerte gleichfals huͤlff von jhm/ derſelb aber ſprach zu jhm: Ich hab an jetzo etwas anders zuſchaffen/ aber doch will ich dir biß zu deß Koͤnigs Pallaſt Thuͤr das glait geben/ dann ich muß wider heimb gehen vñ zu meinen eig- nen ſachen ſchawen. Letſtlichen kam er auch zum dritten vnd ſprach: Ich darff dich gleich- wol nit anreden/ dann ich hab dich nit geliebt wie ich billich thun hette ſollen/ Aber doch/ lieber verlaß mich nit/ vnnd thu mir ein bey- ſtandt/ dann ich bin von allermenigklichen verlaſſen: Diſer dritte freundt antwortet mit froͤlichem Angeſicht vnd ſprach: du biſt nir ein lieber freundt/ vnnd ich will mit dir zum Koͤnig gehen vnnd fuͤr dich vmb gnad bitten. Durch den erſten freundt werden bedeut die reichthumb/ von derentwegen der Menſch vil gefahr außſteht/ aber zur zeit deß Todts hat er mehrer nit daruon zugewarten/ als ein veraͤchtliches Todtenleylach. Durch den an- dern

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 481[480]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/496>, abgerufen am 04.09.2024.