[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

Angesicht erscheinen/ sonder ging von hin-
den her zu jhm/ vnd bate vmb verzeihung jhrer
begangnen Sünd vnnd Laster. Der offne
Sünder schemmte sich auch/ stundt von wei-
tem vnd dorffte seine Augen nit gen Himmel
erheben: So gar der H. Petrus betrachte-
te/ daß er ein Sünder vnd vnwürdiger war
vor Gottes gegenwertigkeit zuerscheinen/
derwegen verurtelte er sich selbst vnd sprach:
HErr/ gehe von mir auß/ dann ich bin
ein sündiger Mensch. Aber laider/ was
soll ich von vns sagen? Wir erzürnen Gott
vnsern Herrn täglich/ vnd schemen vns doch
nit/ täglich vberschreiten wir seine Gebott/
vnnd errothen nit: derwegen sagt er zu vns
durch den Propheten Jeremiam am 3. Cap.
Du hast ein Hurenstirn vnnd wilst dich
nit mehr schemen. Er sagt nit: die Stirn
eines Eheweibs/ dann wann dieselbe die Ehe
bricht vnd drüber erwischt wirdt/ so schemet
sie sich vnd wirdt aller roth/ aber in einer fetel
ist kein scham/ kein Ehr/ kein geschemigkeit/
sonder so gar rühmt sie sich jhrer Laster/ vnd
schemet sich nit sie andern zuerzehlen. Man
findt Seelen/ welche Gott den Herrn erzür-

nen

E e

Hirnſchleiffer.

Angeſicht erſcheinen/ ſonder ging von hin-
den her zu jhm/ vñ bate vmb verzeihung jhrer
begangnen Suͤnd vnnd Laſter. Der offne
Suͤnder ſchem̃te ſich auch/ ſtundt von wei-
tem vnd dorffte ſeine Augen nit gen Himmel
erheben: So gar der H. Petrus betrachte-
te/ daß er ein Suͤnder vnd vnwuͤrdiger war
vor Gottes gegenwertigkeit zuerſcheinen/
derwegen verurtelte er ſich ſelbſt vnd ſprach:
HErꝛ/ gehe von mir auß/ dann ich bin
ein ſuͤndiger Menſch. Aber laider/ was
ſoll ich von vns ſagen? Wir erzuͤrnen Gott
vnſern Herꝛn taͤglich/ vnd ſchemen vns doch
nit/ taͤglich vberſchreiten wir ſeine Gebott/
vnnd erꝛothen nit: derwegen ſagt er zu vns
durch den Propheten Jeremiam am 3. Cap.
Du haſt ein Hurenſtirn vnnd wilſt dich
nit mehr ſchemen. Er ſagt nit: die Stirn
eines Eheweibs/ dann wann dieſelbe die Ehe
bricht vnd druͤber erwiſcht wirdt/ ſo ſchemet
ſie ſich vnd wirdt aller roth/ aber in einer fetel
iſt kein ſcham/ kein Ehr/ kein geſchemigkeit/
ſonder ſo gar ruͤhmt ſie ſich jhrer Laſter/ vnd
ſchemet ſich nit ſie andern zuerzehlen. Man
findt Seelen/ welche Gott den Herꝛn erzuͤr-

nen

E e

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0449" n="434[433]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
Ange&#x017F;icht er&#x017F;cheinen/ &#x017F;onder ging von hin-<lb/>
den her zu jhm/ vn&#x0303; bate vmb verzeihung jhrer<lb/>
begangnen Su&#x0364;nd vnnd La&#x017F;ter. Der offne<lb/>
Su&#x0364;nder &#x017F;chem&#x0303;te &#x017F;ich auch/ &#x017F;tundt von wei-<lb/>
tem vnd dorffte &#x017F;eine Augen nit gen Himmel<lb/>
erheben: So gar der H. Petrus betrachte-<lb/>
te/ daß er ein Su&#x0364;nder vnd vnwu&#x0364;rdiger war<lb/>
vor Gottes gegenwertigkeit zuer&#x017F;cheinen/<lb/>
derwegen verurtelte er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vnd &#x017F;prach:<lb/><hi rendition="#fr">HEr&#xA75B;/ gehe von mir auß/ dann ich bin<lb/>
ein &#x017F;u&#x0364;ndiger Men&#x017F;ch.</hi> Aber laider/ was<lb/>
&#x017F;oll ich von vns &#x017F;agen? Wir erzu&#x0364;rnen Gott<lb/>
vn&#x017F;ern Her&#xA75B;n ta&#x0364;glich/ vnd &#x017F;chemen vns doch<lb/>
nit/ ta&#x0364;glich vber&#x017F;chreiten wir &#x017F;eine Gebott/<lb/>
vnnd er&#xA75B;othen nit: derwegen &#x017F;agt er zu vns<lb/>
durch den Propheten Jeremiam am 3. Cap.<lb/><hi rendition="#fr">Du ha&#x017F;t ein Huren&#x017F;tirn vnnd wil&#x017F;t dich<lb/>
nit mehr &#x017F;chemen.</hi> Er &#x017F;agt nit: die Stirn<lb/>
eines Eheweibs/ dann wann die&#x017F;elbe die Ehe<lb/>
bricht vnd dru&#x0364;ber erwi&#x017F;cht wirdt/ &#x017F;o &#x017F;chemet<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich vnd wirdt aller roth/ aber in einer fetel<lb/>
i&#x017F;t kein &#x017F;cham/ kein Ehr/ kein ge&#x017F;chemigkeit/<lb/>
&#x017F;onder &#x017F;o gar ru&#x0364;hmt &#x017F;ie &#x017F;ich jhrer La&#x017F;ter/ vnd<lb/>
&#x017F;chemet &#x017F;ich nit &#x017F;ie andern zuerzehlen. Man<lb/>
findt Seelen/ welche Gott den Her&#xA75B;n erzu&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e</fw><fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[434[433]/0449] Hirnſchleiffer. Angeſicht erſcheinen/ ſonder ging von hin- den her zu jhm/ vñ bate vmb verzeihung jhrer begangnen Suͤnd vnnd Laſter. Der offne Suͤnder ſchem̃te ſich auch/ ſtundt von wei- tem vnd dorffte ſeine Augen nit gen Himmel erheben: So gar der H. Petrus betrachte- te/ daß er ein Suͤnder vnd vnwuͤrdiger war vor Gottes gegenwertigkeit zuerſcheinen/ derwegen verurtelte er ſich ſelbſt vnd ſprach: HErꝛ/ gehe von mir auß/ dann ich bin ein ſuͤndiger Menſch. Aber laider/ was ſoll ich von vns ſagen? Wir erzuͤrnen Gott vnſern Herꝛn taͤglich/ vnd ſchemen vns doch nit/ taͤglich vberſchreiten wir ſeine Gebott/ vnnd erꝛothen nit: derwegen ſagt er zu vns durch den Propheten Jeremiam am 3. Cap. Du haſt ein Hurenſtirn vnnd wilſt dich nit mehr ſchemen. Er ſagt nit: die Stirn eines Eheweibs/ dann wann dieſelbe die Ehe bricht vnd druͤber erwiſcht wirdt/ ſo ſchemet ſie ſich vnd wirdt aller roth/ aber in einer fetel iſt kein ſcham/ kein Ehr/ kein geſchemigkeit/ ſonder ſo gar ruͤhmt ſie ſich jhrer Laſter/ vnd ſchemet ſich nit ſie andern zuerzehlen. Man findt Seelen/ welche Gott den Herꝛn erzuͤr- nen E e

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/449
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 434[433]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/449>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.