[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

Göttlichen gesetz oder der gebotten Gottes/
dann der Euangelist Matthaeus am 19. Ca-
pitel sagt: Begerstu ins leben zugehen/ so
halte die Gebott. Aber der weeg der Reli-
gion oder deß Closterlebens ist ein abgekürtz-
ter weeg/ auff deme man vil geschwinder vnd
sicherer zum verlangten port der seligkeit ge-
langet: wer aber auff disem weeg nit bleibt/
vnd seinem Beruef/ Regel vnnd Orden kein
gnügen thut/ der ist nichts anders/ als ein
dürrer vnfruchtbarer Baum im Garten deß
Closters oder Religion/ vnd von solchen Re-
ligiosis redet Esaias am 1. Capitel vnnd
spricht: Ihr müsset schamroth werden
vber die Gärten/ die jhr erwöhlet/ wann
jhr sein werdet wie ein Eyche mit dürren
blettern vnnd wie ein Garte ohne Was-
ser. O was für ein grosse schandt ists/ daß
der Religios, welcher den Garten der Reli-
gion selbst freywilligklich erwöhlt hat/ sein
versprochne pflicht nit laistet vnd keine früch-
te der andacht/ guten werck vnnd verdiensten
herfür bringt? Daß ein Baum/ der im wil-
den Waldt stehet/ keine früchte tregt/ das ist
kein wunder/ daß aber ein gewachßener baum

vnd

Hirnſchleiffer.

Goͤttlichen geſetz oder der gebotten Gottes/
dann der Euangeliſt Matthæus am 19. Ca-
pitel ſagt: Begerſtu ins leben zugehen/ ſo
halte die Gebott. Aber der weeg der Reli-
gion oder deß Cloſterlebens iſt ein abgekuͤrtz-
ter weeg/ auff deme man vil geſchwinder vnd
ſicherer zum verlangten port der ſeligkeit ge-
langet: wer aber auff diſem weeg nit bleibt/
vnd ſeinem Beruef/ Regel vnnd Orden kein
gnuͤgen thut/ der iſt nichts anders/ als ein
duͤrꝛer vnfruchtbarer Baum im Garten deß
Cloſters oder Religion/ vnd von ſolchen Re-
ligioſis redet Eſaias am 1. Capitel vnnd
ſpricht: Ihr muͤſſet ſchamroth werden
vber die Gaͤrten/ die jhr erwoͤhlet/ wann
jhr ſein werdet wie ein Eyche mit duͤrꝛen
blettern vnnd wie ein Garte ohne Waſ-
ſer. O was für ein groſſe ſchandt iſts/ daß
der Religios, welcher den Garten der Reli-
gion ſelbſt freywilligklich erwoͤhlt hat/ ſein
verſprochne pflicht nit laiſtet vnd keine fruͤch-
te der andacht/ guten werck vnnd verdienſten
herfuͤr bringt? Daß ein Baum/ der im wil-
den Waldt ſtehet/ keine fruͤchte tregt/ das iſt
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[430[429]/0445] Hirnſchleiffer. Goͤttlichen geſetz oder der gebotten Gottes/ dann der Euangeliſt Matthæus am 19. Ca- pitel ſagt: Begerſtu ins leben zugehen/ ſo halte die Gebott. Aber der weeg der Reli- gion oder deß Cloſterlebens iſt ein abgekuͤrtz- ter weeg/ auff deme man vil geſchwinder vnd ſicherer zum verlangten port der ſeligkeit ge- langet: wer aber auff diſem weeg nit bleibt/ vnd ſeinem Beruef/ Regel vnnd Orden kein gnuͤgen thut/ der iſt nichts anders/ als ein duͤrꝛer vnfruchtbarer Baum im Garten deß Cloſters oder Religion/ vnd von ſolchen Re- ligioſis redet Eſaias am 1. Capitel vnnd ſpricht: Ihr muͤſſet ſchamroth werden vber die Gaͤrten/ die jhr erwoͤhlet/ wann jhr ſein werdet wie ein Eyche mit duͤrꝛen blettern vnnd wie ein Garte ohne Waſ- ſer. O was für ein groſſe ſchandt iſts/ daß der Religios, welcher den Garten der Reli- gion ſelbſt freywilligklich erwoͤhlt hat/ ſein verſprochne pflicht nit laiſtet vnd keine fruͤch- te der andacht/ guten werck vnnd verdienſten herfuͤr bringt? Daß ein Baum/ der im wil- den Waldt ſtehet/ keine fruͤchte tregt/ das iſt kein wunder/ daß aber ein gewachßener baum vnd

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 430[429]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/445>, abgerufen am 22.11.2024.

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