[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].Hirnschleiffer. heit were es/ wann einer vermainen wolte/der jenig/ welcher die Augen erschaffen vnd be- schert hat/ seye blindt/ Keiner andern vrsachen halben hat Gott dem Moysi befolhen/ daß er siben Amplen machen vnd sie auf den Leuchter setzen solte/ damit sie gegeneinander leuchten vnd scheinen solten: als weil er den Menschen dar- durch zuuerstehen geben wolte/ es sey in seinem Hause/ das ist/ in der gantzen Welt/ nichts so dunckel vnd verborgen/ welches er nit kler- lich sehe/ diser vrsachen halben fragte der H. Dauid GOtt den HErrn in seinem 138. Psalm: Villeicht finsternuß mögen dich decken: aber es wirdt die Nacht auch mein Liecht sein zu meinen lüsten? Aber er antwortet: Finsternuß wirdt vor dir nit dunckel/ vnd die Nacht wirdt erleucht werden wie der tag/ wie der nacht fin- sternuß/ so ist auch deß tags liecht. Der Herr sihet bey der Nacht eben so klar/ als beym Tag/ derwegen leuchteten jene siben Amplen bey tag vnd nacht. Weil dann dem allem also/ so ist je ein wunder/ daß die Sün- der vor den Augen Gottes so vnuerschammter vnnd vermessener weiß sündigen dörffen/ samb were er blindt vnd sehe es nit? Drit-
Hirnſchleiffer. heit were es/ wann einer vermainen wolte/der jenig/ welcher die Augen erſchaffen vñ be- ſchert hat/ ſeye blindt/ Keiner andeꝛn vrſachen halben hat Gott dem Moyſi befolhen/ daß er ſiben Amplen machen vñ ſie auf den Leuchter ſetzen ſolte/ damit ſie gegeneinandeꝛ leuchtẽ vñ ſcheinen ſolten: als weil er den Menſchẽ dar- durch zuuerſtehen gebẽ wolte/ es ſey in ſeinem Hauſe/ das iſt/ in der gantzen Welt/ nichts ſo dunckel vnd verborgen/ welches er nit kler- lich ſehe/ diſer vrſachen halben fragte der H. Dauid GOtt den HErꝛn in ſeinem 138. Pſalm: Villeicht finſternuß moͤgen dich decken: aber es wirdt die Nacht auch mein Liecht ſein zu meinen luͤſten? Aber er antwortet: Finſternuß wirdt vor dir nit dunckel/ vñ die Nacht wirdt erleucht werden wie der tag/ wie der nacht fin- ſternuß/ ſo iſt auch deß tags liecht. Der Herꝛ ſihet bey der Nacht eben ſo klar/ als beym Tag/ derwegen leuchteten jene ſiben Amplen bey tag vnd nacht. Weil dann dem allem alſo/ ſo iſt je ein wunder/ daß die Suͤn- der vor den Augen Gottes ſo vnuerſcham̃ter vnnd vermeſſener weiß ſuͤndigen doͤrffen/ ſamb were er blindt vnd ſehe es nit? Drit-
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Hirnſchleiffer.
heit were es/ wann einer vermainen wolte/
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halben hat Gott dem Moyſi befolhen/ daß er
ſiben Amplen machen vñ ſie auf den Leuchter
ſetzen ſolte/ damit ſie gegeneinandeꝛ leuchtẽ vñ
ſcheinen ſolten: als weil er den Menſchẽ dar-
durch zuuerſtehen gebẽ wolte/ es ſey in ſeinem
Hauſe/ das iſt/ in der gantzen Welt/ nichts
ſo dunckel vnd verborgen/ welches er nit kler-
lich ſehe/ diſer vrſachen halben fragte der H.
Dauid GOtt den HErꝛn in ſeinem 138.
Pſalm: Villeicht finſternuß moͤgen dich
decken: aber es wirdt die Nacht auch
mein Liecht ſein zu meinen luͤſten? Aber
er antwortet: Finſternuß wirdt vor dir
nit dunckel/ vñ die Nacht wirdt erleucht
werden wie der tag/ wie der nacht fin-
ſternuß/ ſo iſt auch deß tags liecht. Der
Herꝛ ſihet bey der Nacht eben ſo klar/ als
beym Tag/ derwegen leuchteten jene ſiben
Amplen bey tag vnd nacht. Weil dann dem
allem alſo/ ſo iſt je ein wunder/ daß die Suͤn-
der vor den Augen Gottes ſo vnuerſcham̃ter
vnnd vermeſſener weiß ſuͤndigen doͤrffen/
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