[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].Hirnschleiffer. wir das Himmelreich für die wollüst ver-tauschen vnd das ewige leben verachten vnnd in wind schlagen. Zugleicher weiß wie Cyrus König in Persia zu gentzlicher vber- windung der Lidischen Völcker jhnen aller- ley spectackel/ schawspil vnd wollustbarkeiten halten ließ vnd dardurch verursachte/ daß sie sich dermassen in die wollüst verliebten vnnd deß Kriegswesens allerdings vergassen vnd derwegen letzlichen gar leichtlichen vnder deß Cyri joch gerietten/ also praesentiert vns die Welt vnnd der Teuffel nichts anders/ als wollust vnd fleischliche erlustigungen/ damit wir also in sünden vnderligen. Was aber vns fürnemblich daruon billich abhalten solte/ ist die betrachtung der kurtzwerenheit solcher wollüst/ dann kurtz ist was vns frewet/ aber ewig was vns peiniget: O vnselige geil- heit vnd O vnglückselige vnd verfluchte be- girligkeit/ durch ein zergengliche kurtzwerende süssigkeit beraitet jhr vns die ewige verdam- nuß. Die kürtze der fleischlichen wollüst be- der
Hirnſchleiffer. wir das Himmelreich fuͤr die wolluͤſt ver-tauſchen vnd das ewige leben verachten vnnd in wind ſchlagen. Zugleicher weiß wie Cyrus Koͤnig in Perſia zu gentzlicher vber- windung der Lidiſchen Voͤlcker jhnen aller- ley ſpectackel/ ſchawſpil vnd wolluſtbarkeiten halten ließ vnd dardurch verurſachte/ daß ſie ſich dermaſſen in die wolluͤſt verliebten vnnd deß Kriegsweſens allerdings vergaſſen vnd derwegen letzlichen gar leichtlichen vnder deß Cyri joch gerietten/ alſo præſentiert vns die Welt vnnd der Teuffel nichts anders/ als wolluſt vnd fleiſchliche erluſtigungen/ damit wir alſo in ſuͤnden vnderligen. Was aber vns fuͤrnemblich daruon billich abhalten ſolte/ iſt die betrachtung der kurtzwerenheit ſolcher wolluͤſt/ dann kurtz iſt was vns frewet/ aber ewig was vns peiniget: O vnſelige geil- heit vnd O vnglückſelige vnd verfluchte be- girligkeit/ duꝛch ein zergengliche kurtzwerende ſuͤſſigkeit beraitet jhr vns die ewige verdam- nuß. Die kürtze der fleiſchlichen wolluͤſt be- der
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Hirnſchleiffer.
wir das Himmelreich fuͤr die wolluͤſt ver-
tauſchen vnd das ewige leben verachten vnnd
in wind ſchlagen. Zugleicher weiß wie
Cyrus Koͤnig in Perſia zu gentzlicher vber-
windung der Lidiſchen Voͤlcker jhnen aller-
ley ſpectackel/ ſchawſpil vnd wolluſtbarkeiten
halten ließ vnd dardurch verurſachte/ daß ſie
ſich dermaſſen in die wolluͤſt verliebten vnnd
deß Kriegsweſens allerdings vergaſſen vnd
derwegen letzlichen gar leichtlichen vnder deß
Cyri joch gerietten/ alſo præſentiert vns die
Welt vnnd der Teuffel nichts anders/ als
wolluſt vnd fleiſchliche erluſtigungen/ damit
wir alſo in ſuͤnden vnderligen. Was aber
vns fuͤrnemblich daruon billich abhalten
ſolte/ iſt die betrachtung der kurtzwerenheit
ſolcher wolluͤſt/ dann kurtz iſt was vns frewet/
aber ewig was vns peiniget: O vnſelige geil-
heit vnd O vnglückſelige vnd verfluchte be-
girligkeit/ duꝛch ein zergengliche kurtzwerende
ſuͤſſigkeit beraitet jhr vns die ewige verdam-
nuß.
Die kürtze der fleiſchlichen wolluͤſt be-
ſchreibt der H. Job am 20. cap. gantz artlich
vnd ſpricht: Das waiß ich/ daß der ruhm
der
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