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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
auch der Mensch demütigen/ vnd vor seines
HErrn füssen niderfallen/ vnd sprechen: Herr/
nit mein will/ sonder dein will geschehe.

Die vrsach/ warumb jene Thier Ezechie-
lis
geschwind gen Himmel flohen/ vnangese-
hen sie schwer von Leib waren/ ist dise: Weil
nemblich der Geist deß lebens in den Rädern
war: durch den Geist deß Lebens wird bedeut
der will/ derselb war in den Rädern vnd trib
den Wagen geschwind fort. Begerest der-
wegen du O Christ/ eben denselben Weeg gen
Himmel geschwind zufahren/ so nimb an dich
den willen Christi/ vnd presse denselben in dein
Hertz: Treib vnd verwirff auß deinem Her-
tzen deinen eignen willen/ vnd ergib dich dem
Göttlichen willen. Es vermainte Pyta-
goras,
es bestehe deß Menschen seligkeit
in der betrachtung der zahlen. Anaxago-
ras
sagte/ sie bestünde in der Betrachtung
deß lebens: Herillus in der wissenschafft:
Aulistenes in dem Wollust: Timon in
der Ruhe: Simonides in der Heiligkeit/
Schönheit vnnd Reichthumb: Epicurus
in den Leibs wollüsten: Aber sie jrren alle/
vnnd tappen wie die blinden an den Wenden

vmb/
R 5

Hirnſchleiffer.
auch der Menſch demuͤtigen/ vnd vor ſeines
HErꝛn fuͤſſen niderfallen/ vñ ſprechen: Herꝛ/
nit mein will/ ſonder dein will geſchehe.

Die vrſach/ warumb jene Thier Ezechie-
lis
geſchwind gen Himmel flohen/ vnangeſe-
hen ſie ſchwer von Leib waren/ iſt diſe: Weil
nemblich der Geiſt deß lebens in den Raͤdern
war: durch den Geiſt deß Lebens wird bedeut
der will/ derſelb war in den Raͤdern vnd trib
den Wagen geſchwind fort. Begereſt der-
wegen du O Chriſt/ eben denſelben Weeg gen
Himmel geſchwind zufahren/ ſo nimb an dich
den willen Chriſti/ vnd preſſe denſelben in dein
Hertz: Treib vnd verwirff auß deinem Her-
tzen deinen eignen willen/ vnd ergib dich dem
Goͤttlichen willen. Es vermainte Pyta-
goras,
es beſtehe deß Menſchen ſeligkeit
in der betrachtung der zahlen. Anaxago-
ras
ſagte/ ſie beſtuͤnde in der Betrachtung
deß lebens: Herillus in der wiſſenſchafft:
Auliſtenes in dem Wolluſt: Timon in
der Ruhe: Simonides in der Heiligkeit/
Schoͤnheit vnnd Reichthumb: Epicurus
in den Leibs wollüſten: Aber ſie jrꝛen alle/
vnnd tappen wie die blinden an den Wenden

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[265/0281] Hirnſchleiffer. auch der Menſch demuͤtigen/ vnd vor ſeines HErꝛn fuͤſſen niderfallen/ vñ ſprechen: Herꝛ/ nit mein will/ ſonder dein will geſchehe. Die vrſach/ warumb jene Thier Ezechie- lis geſchwind gen Himmel flohen/ vnangeſe- hen ſie ſchwer von Leib waren/ iſt diſe: Weil nemblich der Geiſt deß lebens in den Raͤdern war: durch den Geiſt deß Lebens wird bedeut der will/ derſelb war in den Raͤdern vnd trib den Wagen geſchwind fort. Begereſt der- wegen du O Chriſt/ eben denſelben Weeg gen Himmel geſchwind zufahren/ ſo nimb an dich den willen Chriſti/ vnd preſſe denſelben in dein Hertz: Treib vnd verwirff auß deinem Her- tzen deinen eignen willen/ vnd ergib dich dem Goͤttlichen willen. Es vermainte Pyta- goras, es beſtehe deß Menſchen ſeligkeit in der betrachtung der zahlen. Anaxago- ras ſagte/ ſie beſtuͤnde in der Betrachtung deß lebens: Herillus in der wiſſenſchafft: Auliſtenes in dem Wolluſt: Timon in der Ruhe: Simonides in der Heiligkeit/ Schoͤnheit vnnd Reichthumb: Epicurus in den Leibs wollüſten: Aber ſie jrꝛen alle/ vnnd tappen wie die blinden an den Wenden vmb/ R 5

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/281>, abgerufen am 22.11.2024.