[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

vor den mechtigen Fürsten vnd Herrn nit wol
reden/ vnd die jenigen/ so da wenig wissen/ pfle-
gen vor den Gelehrten zuerstummen: Weil
aber Gottes Mayestät vnd Weißheit vnend-
lich ist/ du aber ein verächtlicher Erdwurm
vnd voller vnwissenheit bist/ waist auch/ daß
er alle deine wort erwögt/ so sihe dich wol für/
was/ vnd wie du redest/ seye nit geschwind im
herauß reden/ sonder schweig still/ so vil dir
müglich ist. Wir sehen/ daß der Könige oder
Fürsten Cammerdiener in jhren Zimmern
oder Losamentern/ wenig oder gemach vnnd
still reden. Dann die authoritet eines Kö-
nigs erfordert/ daß seine Diener still vor jhm
seyen/ aber heraussen im Saal reden sie etwas
lauters/ weil sie weit vom König seynd/ schrey-
en vnnd lachen auch bißweiln/ als weren sie
vnsinnig. Die Religiosen seynd gleichsam
Gottes Cammerherrn oder Cammerdiener/
warten dem Gebett allzeit ab/ wandern durch
die betrachtung allzeit vor seinem Angesicht
vmb/ halten ein grosses silentium oder still-
schweigen/ reden wenig/ vnd führen ein exem-
plarisches leben: Andere aber/ welche kein
solches andächtiges leben führen/ noch auch

stets

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Hirnſchleiffer.

vor den mechtigen Fuͤrſten vnd Herꝛn nit wol
reden/ vnd die jenigen/ ſo da wenig wiſſen/ pfle-
gen vor den Gelehrten zuerſtummen: Weil
aber Gottes Mayeſtaͤt vnd Weißheit vnend-
lich iſt/ du aber ein veraͤchtlicher Erdwurm
vnd voller vnwiſſenheit biſt/ waiſt auch/ daß
er alle deine wort erwoͤgt/ ſo ſihe dich wol fuͤr/
was/ vnd wie du redeſt/ ſeye nit geſchwind im
herauß reden/ ſonder ſchweig ſtill/ ſo vil dir
muͤglich iſt. Wir ſehen/ daß der Koͤnige oder
Fuͤrſten Cammerdiener in jhren Zimmern
oder Loſamentern/ wenig oder gemach vnnd
ſtill reden. Dann die authoritet eines Koͤ-
nigs erfordert/ daß ſeine Diener ſtill vor jhm
ſeyen/ aber herauſſen im Saal reden ſie etwas
lauters/ weil ſie weit vom Koͤnig ſeynd/ ſchrey-
en vnnd lachen auch bißweiln/ als weren ſie
vnſinnig. Die Religioſen ſeynd gleichſam
Gottes Cammerherꝛn oder Cammerdiener/
warten dem Gebett allzeit ab/ wandern durch
die betrachtung allzeit vor ſeinem Angeſicht
vmb/ halten ein groſſes ſilentium oder ſtill-
ſchweigen/ reden wenig/ vnd fuͤhren ein exem-
plariſches leben: Andere aber/ welche kein
ſolches andaͤchtiges leben fuͤhren/ noch auch

ſtets

A 4

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[7/0023] Hirnſchleiffer. vor den mechtigen Fuͤrſten vnd Herꝛn nit wol reden/ vnd die jenigen/ ſo da wenig wiſſen/ pfle- gen vor den Gelehrten zuerſtummen: Weil aber Gottes Mayeſtaͤt vnd Weißheit vnend- lich iſt/ du aber ein veraͤchtlicher Erdwurm vnd voller vnwiſſenheit biſt/ waiſt auch/ daß er alle deine wort erwoͤgt/ ſo ſihe dich wol fuͤr/ was/ vnd wie du redeſt/ ſeye nit geſchwind im herauß reden/ ſonder ſchweig ſtill/ ſo vil dir muͤglich iſt. Wir ſehen/ daß der Koͤnige oder Fuͤrſten Cammerdiener in jhren Zimmern oder Loſamentern/ wenig oder gemach vnnd ſtill reden. Dann die authoritet eines Koͤ- nigs erfordert/ daß ſeine Diener ſtill vor jhm ſeyen/ aber herauſſen im Saal reden ſie etwas lauters/ weil ſie weit vom Koͤnig ſeynd/ ſchrey- en vnnd lachen auch bißweiln/ als weren ſie vnſinnig. Die Religioſen ſeynd gleichſam Gottes Cammerherꝛn oder Cammerdiener/ warten dem Gebett allzeit ab/ wandern durch die betrachtung allzeit vor ſeinem Angeſicht vmb/ halten ein groſſes ſilentium oder ſtill- ſchweigen/ reden wenig/ vnd fuͤhren ein exem- plariſches leben: Andere aber/ welche kein ſolches andaͤchtiges leben fuͤhren/ noch auch ſtets A 4

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/23>, abgerufen am 27.11.2024.

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