[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

sich/ das ander für sich/ vnd das dritte auff-
wertz sahe: Hierdurch gaben sie zuuerstehen/
daß das Ambt der fürsichtigkeit ist/ drey ding
in obacht zunemmen/ erstlich muß man zuruck
sehen/ vnd an die vergangne ding gedencken/
damit man die gegenwertige desto besser ver-
stehen möge. Am andern müssen wir die ge-
genwertige ding wissen anzuschawen/ zuer-
wegen vnnd zu vnderscheiden/ nemblich das
gerechte vom vngerechten/ das zimliche vom
vnzimlichen/ das gute vom bösen/ das mai-
ste vom minsten/ das Lob von der schand/ die
ehr von der vnehr/ damit er in der wahl nicht
jrre oder betrogen werde. Drittens muß man
auch auff die zukünfftige ding sehen/ derwe-
gen spricht Seneca, ist dein gemüt weise vnd
fürsichtig/ so muß es auff dreyerley zeiten
mercken/ vnd an das vergangne gedencken/
das gegenwertige anordnen/ vnd das zukünf-
tige fürsehen. Nit ohne ists/ daß wir die zu-
künfftige ding per modum scientiae nit wis-
sen können/ dann allein Gott waist alles/ was
zukünfftig ist/ aber ein tugent ists/ wann ei-
ner ein ding per modum prudentiae, oder
vermittelst der erinnerung der vergangnen

sachen

K 4

Hirnſchleiffer.

ſich/ das ander fuͤr ſich/ vnd das dritte auff-
wertz ſahe: Hierdurch gaben ſie zuuerſtehen/
daß das Ambt der fuͤrſichtigkeit iſt/ drey ding
in obacht zunem̃en/ erſtlich muß man zuruck
ſehen/ vnd an die vergangne ding gedencken/
damit man die gegenwertige deſto beſſer ver-
ſtehen moͤge. Am andern muͤſſen wir die ge-
genwertige ding wiſſen anzuſchawen/ zuer-
wegen vnnd zu vnderſcheiden/ nemblich das
gerechte vom vngerechten/ das zimliche vom
vnzimlichen/ das gute vom boͤſen/ das mai-
ſte vom minſten/ das Lob von der ſchand/ die
ehr von der vnehr/ damit er in der wahl nicht
jrꝛe oder betrogen werde. Drittens muß man
auch auff die zukünfftige ding ſehen/ derwe-
gen ſpricht Seneca, iſt dein gemuͤt weiſe vnd
fuͤrſichtig/ ſo muß es auff dreyerley zeiten
mercken/ vnd an das vergangne gedencken/
das gegenwertige anordnen/ vnd das zukuͤnf-
tige fuͤrſehen. Nit ohne iſts/ daß wir die zu-
kuͤnfftige ding per modum ſcientiæ nit wiſ-
ſen koͤnnen/ dann allein Gott waiſt alles/ was
zukuͤnfftig iſt/ aber ein tugent iſts/ wann ei-
ner ein ding per modum prudentiæ, oder
vermittelſt der erinnerung der vergangnen

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K 4

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[151/0167] Hirnſchleiffer. ſich/ das ander fuͤr ſich/ vnd das dritte auff- wertz ſahe: Hierdurch gaben ſie zuuerſtehen/ daß das Ambt der fuͤrſichtigkeit iſt/ drey ding in obacht zunem̃en/ erſtlich muß man zuruck ſehen/ vnd an die vergangne ding gedencken/ damit man die gegenwertige deſto beſſer ver- ſtehen moͤge. Am andern muͤſſen wir die ge- genwertige ding wiſſen anzuſchawen/ zuer- wegen vnnd zu vnderſcheiden/ nemblich das gerechte vom vngerechten/ das zimliche vom vnzimlichen/ das gute vom boͤſen/ das mai- ſte vom minſten/ das Lob von der ſchand/ die ehr von der vnehr/ damit er in der wahl nicht jrꝛe oder betrogen werde. Drittens muß man auch auff die zukünfftige ding ſehen/ derwe- gen ſpricht Seneca, iſt dein gemuͤt weiſe vnd fuͤrſichtig/ ſo muß es auff dreyerley zeiten mercken/ vnd an das vergangne gedencken/ das gegenwertige anordnen/ vnd das zukuͤnf- tige fuͤrſehen. Nit ohne iſts/ daß wir die zu- kuͤnfftige ding per modum ſcientiæ nit wiſ- ſen koͤnnen/ dann allein Gott waiſt alles/ was zukuͤnfftig iſt/ aber ein tugent iſts/ wann ei- ner ein ding per modum prudentiæ, oder vermittelſt der erinnerung der vergangnen ſachen K 4

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/167>, abgerufen am 24.11.2024.

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