[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

sam vnd sehendt/ wie auch gerad vnnd auff-
recht seyn soll/ dann wer wachet/ der stehet
auffrecht vnd gerad vbersich/ wann er aber
schlaffet/ so naigt er sich zu allen seiten: Der
Zepter oder Stab deß Richters soll wachend
vnnd gerad seyn/ damit er sich weder auß lieb
vnnd gunst/ noch auß etwan einer passion
zu der einen oder andern seiten naige/ dann in
der Welt mengelts nit an Zeptern vnd Stä-
ben/ sonder man findt einen grossen hauffen/
seynd aber nicht alle gerad/ darauß erfolgen
aber vil Irrthumb/ die täglich in der Welt
vnnd bey Gericht fürgehen. Dann ob schon
der Zepter bißweiln gerad ist/ die Iustici recht
administrirt vnd das vrthel der billichkeit ge-
meß außgesprochen wird/ so bieget sich doch
bißweiln der Stab hernacher/ vnd es will sich
vilmals die execution vnnd vollziehung deß
gefelten vrthels spreitzen. Man hat gleichwol
vil feine Regenten vnnd Räht/ die das Landt
regiren vnd schöne Gesetz vnnd Ordnungen
machen: Man vrtheilet bißweiln wol/ ist
aber kein execution vnnd handthabung ver-
handen/ dann die Zepter vnnd Stäb der

Rich-

Hirnſchleiffer.

ſam vnd ſehendt/ wie auch gerad vnnd auff-
recht ſeyn ſoll/ dann wer wachet/ der ſtehet
auffrecht vnd gerad vberſich/ wann er aber
ſchlaffet/ ſo naigt er ſich zu allen ſeiten: Der
Zepter oder Stab deß Richters ſoll wachend
vnnd gerad ſeyn/ damit er ſich weder auß lieb
vnnd gunſt/ noch auß etwan einer paſſion
zu der einen oder andern ſeiten naige/ dann in
der Welt mengelts nit an Zeptern vnd Staͤ-
ben/ ſonder man findt einen groſſen hauffen/
ſeynd aber nicht alle gerad/ darauß erfolgen
aber vil Irꝛthumb/ die taͤglich in der Welt
vnnd bey Gericht fuͤrgehen. Dann ob ſchon
der Zepter bißweiln gerad iſt/ die Iuſtici recht
adminiſtrirt vnd das vrthel der billichkeit ge-
meß außgeſprochen wird/ ſo bieget ſich doch
bißweiln der Stab hernacher/ vnd es will ſich
vilmals die execution vnnd vollziehung deß
gefelten vrthels ſpreitzen. Man hat gleichwol
vil feine Regenten vnnd Raͤht/ die das Landt
regiren vnd ſchoͤne Geſetz vnnd Ordnungen
machen: Man vrtheilet bißweiln wol/ iſt
aber kein execution vnnd handthabung ver-
handen/ dann die Zepter vnnd Staͤb der

Rich-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="146"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
&#x017F;am vnd &#x017F;ehendt/ wie auch gerad vnnd auff-<lb/>
recht &#x017F;eyn &#x017F;oll/ dann wer wachet/ der &#x017F;tehet<lb/>
auffrecht vnd gerad vber&#x017F;ich/ wann er aber<lb/>
&#x017F;chlaffet/ &#x017F;o naigt er &#x017F;ich zu allen &#x017F;eiten: Der<lb/>
Zepter oder Stab deß Richters &#x017F;oll wachend<lb/>
vnnd gerad &#x017F;eyn/ damit er &#x017F;ich weder auß lieb<lb/>
vnnd gun&#x017F;t/ noch auß etwan einer <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ion</hi><lb/>
zu der einen oder andern &#x017F;eiten naige/ dann in<lb/>
der Welt mengelts nit an Zeptern vnd Sta&#x0364;-<lb/>
ben/ &#x017F;onder man findt einen gro&#x017F;&#x017F;en hauffen/<lb/>
&#x017F;eynd aber nicht alle gerad/ darauß erfolgen<lb/>
aber vil Ir&#xA75B;thumb/ die ta&#x0364;glich in der Welt<lb/>
vnnd bey Gericht fu&#x0364;rgehen. Dann ob &#x017F;chon<lb/>
der Zepter bißweiln gerad i&#x017F;t/ die <hi rendition="#aq">Iu&#x017F;tici</hi> recht<lb/><hi rendition="#aq">admini&#x017F;trirt</hi> vnd das vrthel der billichkeit ge-<lb/>
meß außge&#x017F;prochen wird/ &#x017F;o bieget &#x017F;ich doch<lb/>
bißweiln der Stab hernacher/ vnd es will &#x017F;ich<lb/>
vilmals die <hi rendition="#aq">execution</hi> vnnd vollziehung deß<lb/>
gefelten vrthels &#x017F;preitzen. Man hat gleichwol<lb/>
vil feine Regenten vnnd Ra&#x0364;ht/ die das Landt<lb/>
regiren vnd &#x017F;cho&#x0364;ne Ge&#x017F;etz vnnd Ordnungen<lb/>
machen: Man vrtheilet bißweiln wol/ i&#x017F;t<lb/>
aber kein <hi rendition="#aq">execution</hi> vnnd handthabung ver-<lb/>
handen/ dann die Zepter vnnd Sta&#x0364;b der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Rich-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[146/0162] Hirnſchleiffer. ſam vnd ſehendt/ wie auch gerad vnnd auff- recht ſeyn ſoll/ dann wer wachet/ der ſtehet auffrecht vnd gerad vberſich/ wann er aber ſchlaffet/ ſo naigt er ſich zu allen ſeiten: Der Zepter oder Stab deß Richters ſoll wachend vnnd gerad ſeyn/ damit er ſich weder auß lieb vnnd gunſt/ noch auß etwan einer paſſion zu der einen oder andern ſeiten naige/ dann in der Welt mengelts nit an Zeptern vnd Staͤ- ben/ ſonder man findt einen groſſen hauffen/ ſeynd aber nicht alle gerad/ darauß erfolgen aber vil Irꝛthumb/ die taͤglich in der Welt vnnd bey Gericht fuͤrgehen. Dann ob ſchon der Zepter bißweiln gerad iſt/ die Iuſtici recht adminiſtrirt vnd das vrthel der billichkeit ge- meß außgeſprochen wird/ ſo bieget ſich doch bißweiln der Stab hernacher/ vnd es will ſich vilmals die execution vnnd vollziehung deß gefelten vrthels ſpreitzen. Man hat gleichwol vil feine Regenten vnnd Raͤht/ die das Landt regiren vnd ſchoͤne Geſetz vnnd Ordnungen machen: Man vrtheilet bißweiln wol/ iſt aber kein execution vnnd handthabung ver- handen/ dann die Zepter vnnd Staͤb der Rich-

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/162
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/162>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.