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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
welche außwendig scheint ein Mensch zu seyn/
jnwendig aber ist nichts. Ein weiser hat das
jnnerliche vnd eusserliche/ aber ein Idiot hat
nur das eusserliche allein: die Augen deß wei-
sen stehen im Kopff/ aber der Narr gehet in
der finsternuß/ vnd hat seinen Koff in den au-
gen: ein Weiser hat Augen vnnd ein Haupt/
vnd die Augen im Kopff/ aber ein Narr hat
den discurs deß Kopffs im anschawen der
Augen/ ein Weiser ordnet das schawen der
Augen der gestalt/ daß der Kopff contem-
pliren
möge/ aber der Narr hat kein andere
betrachtung im Haupt/ weder was in den
Augen scheinet/ Ein Weiser hat seine Au-
gen im Kopff/ sihet vnd speculiret mit jhnen/
aber an einem Narren hats das ansehen/ als
habe er nich[t]s anders vom Kopff oder Men-
schen/ weder was man eusserlich an jhm sihet.
Dises deuteten die Alten an/ als sie fingir-
ten vnd sagten/ es sey einsmals ein Fuchs in
eines Tantzmaisters Losament kommen/
vnnd hab ein schöne Larue auff der Banck
sehen ligen: Derwegen hebte er sie auff vnd
sagte: hoc quale caput, sed cerebrum non
habet:
das ist: du bist ein sehr schöner vnnd

hüpscher

Hirnſchleiffer.
welche außwendig ſcheint ein Menſch zu ſeyn/
jnwendig aber iſt nichts. Ein weiſer hat das
jnnerliche vnd euſſerliche/ aber ein Idiot hat
nur das euſſerliche allein: die Augen deß wei-
ſen ſtehen im Kopff/ aber der Narꝛ gehet in
der finſternuß/ vnd hat ſeinen Koff in den au-
gen: ein Weiſer hat Augen vnnd ein Haupt/
vnd die Augen im Kopff/ aber ein Narꝛ hat
den diſcurs deß Kopffs im anſchawen der
Augen/ ein Weiſer ordnet das ſchawen der
Augen der geſtalt/ daß der Kopff contem-
pliren
moͤge/ aber der Narꝛ hat kein andere
betrachtung im Haupt/ weder was in den
Augen ſcheinet/ Ein Weiſer hat ſeine Au-
gen im Kopff/ ſihet vnd ſpeculiret mit jhnen/
aber an einem Narꝛen hats das anſehen/ als
habe er nich[t]s anders vom Kopff oder Men-
ſchen/ weder was man euſſerlich an jhm ſihet.
Diſes deuteten die Alten an/ als ſie fingir-
ten vnd ſagten/ es ſey einsmals ein Fuchs in
eines Tantzmaiſters Loſament kommen/
vnnd hab ein ſchoͤne Larue auff der Banck
ſehen ligen: Derwegen hebte er ſie auff vnd
ſagte: hoc quale caput, ſed cerebrum non
habet:
das iſt: du biſt ein ſehr ſchoͤner vnnd

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[126/0142] Hirnſchleiffer. welche außwendig ſcheint ein Menſch zu ſeyn/ jnwendig aber iſt nichts. Ein weiſer hat das jnnerliche vnd euſſerliche/ aber ein Idiot hat nur das euſſerliche allein: die Augen deß wei- ſen ſtehen im Kopff/ aber der Narꝛ gehet in der finſternuß/ vnd hat ſeinen Koff in den au- gen: ein Weiſer hat Augen vnnd ein Haupt/ vnd die Augen im Kopff/ aber ein Narꝛ hat den diſcurs deß Kopffs im anſchawen der Augen/ ein Weiſer ordnet das ſchawen der Augen der geſtalt/ daß der Kopff contem- pliren moͤge/ aber der Narꝛ hat kein andere betrachtung im Haupt/ weder was in den Augen ſcheinet/ Ein Weiſer hat ſeine Au- gen im Kopff/ ſihet vnd ſpeculiret mit jhnen/ aber an einem Narꝛen hats das anſehen/ als habe er nichts anders vom Kopff oder Men- ſchen/ weder was man euſſerlich an jhm ſihet. Diſes deuteten die Alten an/ als ſie fingir- ten vnd ſagten/ es ſey einsmals ein Fuchs in eines Tantzmaiſters Loſament kommen/ vnnd hab ein ſchoͤne Larue auff der Banck ſehen ligen: Derwegen hebte er ſie auff vnd ſagte: hoc quale caput, ſed cerebrum non habet: das iſt: du biſt ein ſehr ſchoͤner vnnd hüpſcher

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/142>, abgerufen am 24.11.2024.