[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

stellet/ vngern zahlet/ seinem Gesindt vbel
zuessen/ vnnd den armen wenig oder gar
nichts gibt. Aber für einen freygebigen
halten wir den jenigen/ der kostfrey ist/ gern
zahlet/ vnd den dürfftigen gern gibt. Die
jenige Fraw wird für keusch gehalten/ welche
gern anheimbs bleibt/ vnnd auff der Gassen
mit nidergeschlagenen Augen gehet/ aber für
liederlich ist die zu halten/ welche alle Ort/
Gassen vnd zusammenkunfften besuchet/ jhre
freche Klaider/ sitten vnd geberden jederman
sehen lest/ die bulerische Bücher/ so von der
Lieb handlen liset/ vnd gern schampare wort
vnd geschwetz anhöret.

Als der Erlöser jenen von Mutterleib ge-
bornen Blinden heilte/ sagten etliche Juden
von jhme: doemonium habet, Er hat
den Teuffel. Andere aber sagten: Dises
seyndt nit Menschen wort/ der den Teuffel
hat/ dann wie kan der Teuffel der blinden
Augen auffthun? Das ist so vil geredt/ kein
Besessner könne solche herrliche Werck vben:
Eben dises kan auch von vns gesagt werden/
dann/ woferrn wir deß Teuffels wercken

nach-

Hirnſchleiffer.

ſtellet/ vngern zahlet/ ſeinem Geſindt vbel
zueſſen/ vnnd den armen wenig oder gar
nichts gibt. Aber fuͤr einen freygebigen
halten wir den jenigen/ der koſtfrey iſt/ gern
zahlet/ vnd den duͤrfftigen gern gibt. Die
jenige Fraw wird fuͤr keuſch gehalten/ welche
gern anheimbs bleibt/ vnnd auff der Gaſſen
mit nidergeſchlagenen Augen gehet/ aber fuͤr
liederlich iſt die zu halten/ welche alle Ort/
Gaſſen vnd zuſammenkunfften beſuchet/ jhre
freche Klaider/ ſitten vnd geberden jederman
ſehen leſt/ die buleriſche Buͤcher/ ſo von der
Lieb handlen liſet/ vnd gern ſchampare wort
vnd geſchwetz anhoͤret.

Als der Erloͤſer jenen von Mutterleib ge-
bornen Blinden heilte/ ſagten etliche Juden
von jhme: dœmonium habet, Er hat
den Teuffel. Andere aber ſagten: Diſes
ſeyndt nit Menſchen wort/ der den Teuffel
hat/ dann wie kan der Teuffel der blinden
Augen auffthun? Das iſt ſo vil geredt/ kein
Beſeſſner koͤnne ſolche herꝛliche Werck vben:
Eben diſes kan auch von vns geſagt werden/
dann/ woferꝛn wir deß Teuffels wercken

nach-

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[98/0114] Hirnſchleiffer. ſtellet/ vngern zahlet/ ſeinem Geſindt vbel zueſſen/ vnnd den armen wenig oder gar nichts gibt. Aber fuͤr einen freygebigen halten wir den jenigen/ der koſtfrey iſt/ gern zahlet/ vnd den duͤrfftigen gern gibt. Die jenige Fraw wird fuͤr keuſch gehalten/ welche gern anheimbs bleibt/ vnnd auff der Gaſſen mit nidergeſchlagenen Augen gehet/ aber fuͤr liederlich iſt die zu halten/ welche alle Ort/ Gaſſen vnd zuſammenkunfften beſuchet/ jhre freche Klaider/ ſitten vnd geberden jederman ſehen leſt/ die buleriſche Buͤcher/ ſo von der Lieb handlen liſet/ vnd gern ſchampare wort vnd geſchwetz anhoͤret. Als der Erloͤſer jenen von Mutterleib ge- bornen Blinden heilte/ ſagten etliche Juden von jhme: dœmonium habet, Er hat den Teuffel. Andere aber ſagten: Diſes ſeyndt nit Menſchen wort/ der den Teuffel hat/ dann wie kan der Teuffel der blinden Augen auffthun? Das iſt ſo vil geredt/ kein Beſeſſner koͤnne ſolche herꝛliche Werck vben: Eben diſes kan auch von vns geſagt werden/ dann/ woferꝛn wir deß Teuffels wercken nach-

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/114>, abgerufen am 24.11.2024.

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