scheint sie vorwiegend als Mangel der Funktion oder als Mangel der Beherrschung der Funktion durch das Kind. Neben den überstandenen Krankheiten, deren anamnestische Bedeutung anerkannt ist, gebührt also der Entwicklung der Sinnesfunktionen und der vegetativen Organe, dem Fortschreiten der Geh-, der Sprachfähigkeit, der Beherrschung der Kinderfehler die gleiche Aufmerksamkeit. Schon bei einem kleineren Material erscheint die Bedeutung dieser Kindheitsanamnese gesichert. Und für einen Spezialfall der Kinderfehler, für das Bettnässen, wollen wir zum Schlusse durch einige Kasuistik den Beweis dieser Bedeutung antreten und seine Beziehung zur Organminderwertigkeit dartun. Nehmen wir noch die bei Besprechung des Hereditätsproblems verfochtenen An- schauungen hinzu, so gewinnen wir als weitere Forschungsbasis den Grundsatz, daß ein Kinderfehler in der Heredität, bei Eltern, Kindern, Geschwistern des Erkrankten als Verdachtsmoment für die Min- derwertigkeit des dem Kinderfehler entsprechenden Organes anzusehen ist. Das Gleiche gilt auch von konstatierbarer Kompen- sation oder Überkompensation in der Heredität.
Von den Anomalien der kindlichen Entwicklung, die in die Ana- mnese einzubeziehen sind, wollen wir besonders hervorheben Obstipa- tion, Erbrechen, Blinzeln, Schielen, Stottern, Daumenlutschen und Un- fähigkeit, den Stuhl oder den Urin zu halten. Ferner scheint uns noch wichtig, hervorzuheben, daß die infantile Spur der Organminderwertig- keit sich häufig ausprägt als ein funktionelles Versagen des Organes in der Domestikation, die das eine Mal eine Beherrschung der Organtätig- keit und somit ein Aufgeben des Lustgewinnes verlangt, wie ihn die ungehinderte Organtätigkeit mit sich bringt. Die Einschränkung der organischen Sinnlichkeit zugunsten des kulturellen Fortschrittes wird so zum Prüfstein der Organwertigkeit. Ein andermal erheischt die Dome- stikation (Hansemann) das Funktionieren unter einschränkenden Bedin- gungen, bei mangelhafter Luft, unzweckmäßiger Nahrung, schlechtem Licht. Die Schädigungen, die daraus dem Kind erwachsen, treffen in erster Linie die minderwertigen Organe, welche einer derartigen An- spannung ihrer Funktion nicht folgen können. Mangelhaftes Wachs- tum der Knochen, der Atmungs- und Zirkulationsorgane, des Verdau- ungsapparates, des Zentralnervensystems, des Blutorganes sind dadurch veranlaßt.
In anderen, günstiger gelegenen Fällen hebt den Betroffenen eine funktionelle Höherbildung über die Gefahr hinaus. Eine besondere Betrachtungsweise hat mich gelehrt, wie oft ein morphologi- scher oder funktioneller Mangel des Organes sich in höhere
scheint sie vorwiegend als Mangel der Funktion oder als Mangel der Beherrschung der Funktion durch das Kind. Neben den überstandenen Krankheiten, deren anamnestische Bedeutung anerkannt ist, gebührt also der Entwicklung der Sinnesfunktionen und der vegetativen Organe, dem Fortschreiten der Geh-, der Sprachfähigkeit, der Beherrschung der Kinderfehler die gleiche Aufmerksamkeit. Schon bei einem kleineren Material erscheint die Bedeutung dieser Kindheitsanamnese gesichert. Und für einen Spezialfall der Kinderfehler, für das Bettnässen, wollen wir zum Schlusse durch einige Kasuistik den Beweis dieser Bedeutung antreten und seine Beziehung zur Organminderwertigkeit dartun. Nehmen wir noch die bei Besprechung des Hereditätsproblems verfochtenen An- schauungen hinzu, so gewinnen wir als weitere Forschungsbasis den Grundsatz, daß ein Kinderfehler in der Heredität, bei Eltern, Kindern, Geschwistern des Erkrankten als Verdachtsmoment für die Min- derwertigkeit des dem Kinderfehler entsprechenden Organes anzusehen ist. Das Gleiche gilt auch von konstatierbarer Kompen- sation oder Überkompensation in der Heredität.
Von den Anomalien der kindlichen Entwicklung, die in die Ana- mnese einzubeziehen sind, wollen wir besonders hervorheben Obstipa- tion, Erbrechen, Blinzeln, Schielen, Stottern, Daumenlutschen und Un- fähigkeit, den Stuhl oder den Urin zu halten. Ferner scheint uns noch wichtig, hervorzuheben, daß die infantile Spur der Organminderwertig- keit sich häufig ausprägt als ein funktionelles Versagen des Organes in der Domestikation, die das eine Mal eine Beherrschung der Organtätig- keit und somit ein Aufgeben des Lustgewinnes verlangt, wie ihn die ungehinderte Organtätigkeit mit sich bringt. Die Einschränkung der organischen Sinnlichkeit zugunsten des kulturellen Fortschrittes wird so zum Prüfstein der Organwertigkeit. Ein andermal erheischt die Dome- stikation (Hansemann) das Funktionieren unter einschränkenden Bedin- gungen, bei mangelhafter Luft, unzweckmäßiger Nahrung, schlechtem Licht. Die Schädigungen, die daraus dem Kind erwachsen, treffen in erster Linie die minderwertigen Organe, welche einer derartigen An- spannung ihrer Funktion nicht folgen können. Mangelhaftes Wachs- tum der Knochen, der Atmungs- und Zirkulationsorgane, des Verdau- ungsapparates, des Zentralnervensystems, des Blutorganes sind dadurch veranlaßt.
In anderen, günstiger gelegenen Fällen hebt den Betroffenen eine funktionelle Höherbildung über die Gefahr hinaus. Eine besondere Betrachtungsweise hat mich gelehrt, wie oft ein morphologi- scher oder funktioneller Mangel des Organes sich in höhere
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scheint sie vorwiegend als Mangel der Funktion oder als Mangel der
Beherrschung der Funktion durch das Kind. Neben den überstandenen
Krankheiten, deren anamnestische Bedeutung anerkannt ist, gebührt
also der Entwicklung der Sinnesfunktionen und der vegetativen Organe,
dem Fortschreiten der Geh-, der Sprachfähigkeit, der Beherrschung der
Kinderfehler die gleiche Aufmerksamkeit. Schon bei einem kleineren
Material erscheint die Bedeutung dieser Kindheitsanamnese gesichert.
Und für einen Spezialfall der Kinderfehler, für das Bettnässen, wollen
wir zum Schlusse durch einige Kasuistik den Beweis dieser Bedeutung
antreten und seine Beziehung zur Organminderwertigkeit dartun. Nehmen
wir noch die bei Besprechung des Hereditätsproblems verfochtenen An-
schauungen hinzu, so gewinnen wir als weitere Forschungsbasis den
Grundsatz, daß ein Kinderfehler in der Heredität, bei Eltern, Kindern,
Geschwistern des Erkrankten als Verdachtsmoment für die Min-
derwertigkeit des dem Kinderfehler entsprechenden Organes
anzusehen ist. Das Gleiche gilt auch von konstatierbarer Kompen-
sation oder Überkompensation in der Heredität.
Von den Anomalien der kindlichen Entwicklung, die in die Ana-
mnese einzubeziehen sind, wollen wir besonders hervorheben Obstipa-
tion, Erbrechen, Blinzeln, Schielen, Stottern, Daumenlutschen und Un-
fähigkeit, den Stuhl oder den Urin zu halten. Ferner scheint uns noch
wichtig, hervorzuheben, daß die infantile Spur der Organminderwertig-
keit sich häufig ausprägt als ein funktionelles Versagen des Organes in
der Domestikation, die das eine Mal eine Beherrschung der Organtätig-
keit und somit ein Aufgeben des Lustgewinnes verlangt, wie ihn die
ungehinderte Organtätigkeit mit sich bringt. Die Einschränkung der
organischen Sinnlichkeit zugunsten des kulturellen Fortschrittes wird so
zum Prüfstein der Organwertigkeit. Ein andermal erheischt die Dome-
stikation (Hansemann) das Funktionieren unter einschränkenden Bedin-
gungen, bei mangelhafter Luft, unzweckmäßiger Nahrung, schlechtem
Licht. Die Schädigungen, die daraus dem Kind erwachsen, treffen in
erster Linie die minderwertigen Organe, welche einer derartigen An-
spannung ihrer Funktion nicht folgen können. Mangelhaftes Wachs-
tum der Knochen, der Atmungs- und Zirkulationsorgane, des Verdau-
ungsapparates, des Zentralnervensystems, des Blutorganes sind dadurch
veranlaßt.
In anderen, günstiger gelegenen Fällen hebt den Betroffenen eine
funktionelle Höherbildung über die Gefahr hinaus. Eine besondere
Betrachtungsweise hat mich gelehrt, wie oft ein morphologi-
scher oder funktioneller Mangel des Organes sich in höhere
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Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin u. a., 1907, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_studie_1907/39>, abgerufen am 04.07.2024.
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