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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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Seit einiger Zeit hatte Manon bemerkt, dass ihr Vater nach und nach seine Arbeitsfreude einbüsste, er ging häufig vom Hause fort. Dazu kam die Leidenschaft des Spieles, er wollte ein Vermögen gewinnen und spielte in der Lotterie; da er in seiner Kunst nicht zu Reichtum gelangen konnte, so versuchte er es mit dem Zufall. So kam es, dass er immer mehr Kunden verlor und sein eigentliches Geschäft zurückging. Madame Phlipon hing sehr ihren Gedanken nach und teilte der Tochter so halb und halb ihre Besorgnisse mit; diese suchte sie zu beruhigen, indem sie auf Mittel sann, die drohenden Gefahren abzuwenden. Sie selbst tat alles, um der Mutter angenehm zu sein. Madame Phlipon ging nicht mehr gerne aus, Manon brachte ihr das Opfer, mit dem Vater zu gehen. Das freute und beruhigte die Kranke. Aber Herr Phlipon ging meist wieder allein fort, wenn er die Tochter heimgebracht hatte. Für einen Augenblick, wie er sagte, doch kam er nicht vor Mitternacht heim. Da weinten Mutter und Tochter gemeinsam in der Stille. Manchmal machte ihm Manon bei seiner Rückkehr Vorwürfe, doch nahm er die sehr leicht, oder scherzte; auch zog er sich manchmal, ohne ein Wort zu sagen, zurück. Das häusliche Glück wurde in diesem düsteren Kummer nach und nach begraben, aber der äusserliche Friede wurde nicht gestört, und gleichgültige Augen hätten die Veränderung gar nicht bemerkt, die sich von Tag zu Tag mehr vollzog.

Die Mutter ging ihrem Ende entgegen, ohne dass ihre zärtliche, wachsame Tochter das Nahen dieses schrecklichen Schlages vorausgesehen hätte!

Eines Tages eilte Manon, statt spazieren zu gehen, rasch heim, sie war von traurigen Ahnungen erfüllt, trotzdem die Mutter sich bei ihrem Weggehen scheinbar wohl gefühlt hatte. Als sie sich ihrem Wohnhause näherte, schrie ihr das Nachbarmädchen entgegen: "Ach, Fräulein! Ihre Mama hat sich sehr unwohl gefühlt." Voll Entsetzen gab sie einige unartikulierte Laute von sich und stürzte ins Haus.

Seit einiger Zeit hatte Manon bemerkt, dass ihr Vater nach und nach seine Arbeitsfreude einbüsste, er ging häufig vom Hause fort. Dazu kam die Leidenschaft des Spieles, er wollte ein Vermögen gewinnen und spielte in der Lotterie; da er in seiner Kunst nicht zu Reichtum gelangen konnte, so versuchte er es mit dem Zufall. So kam es, dass er immer mehr Kunden verlor und sein eigentliches Geschäft zurückging. Madame Phlipon hing sehr ihren Gedanken nach und teilte der Tochter so halb und halb ihre Besorgnisse mit; diese suchte sie zu beruhigen, indem sie auf Mittel sann, die drohenden Gefahren abzuwenden. Sie selbst tat alles, um der Mutter angenehm zu sein. Madame Phlipon ging nicht mehr gerne aus, Manon brachte ihr das Opfer, mit dem Vater zu gehen. Das freute und beruhigte die Kranke. Aber Herr Phlipon ging meist wieder allein fort, wenn er die Tochter heimgebracht hatte. Für einen Augenblick, wie er sagte, doch kam er nicht vor Mitternacht heim. Da weinten Mutter und Tochter gemeinsam in der Stille. Manchmal machte ihm Manon bei seiner Rückkehr Vorwürfe, doch nahm er die sehr leicht, oder scherzte; auch zog er sich manchmal, ohne ein Wort zu sagen, zurück. Das häusliche Glück wurde in diesem düsteren Kummer nach und nach begraben, aber der äusserliche Friede wurde nicht gestört, und gleichgültige Augen hätten die Veränderung gar nicht bemerkt, die sich von Tag zu Tag mehr vollzog.

Die Mutter ging ihrem Ende entgegen, ohne dass ihre zärtliche, wachsame Tochter das Nahen dieses schrecklichen Schlages vorausgesehen hätte!

Eines Tages eilte Manon, statt spazieren zu gehen, rasch heim, sie war von traurigen Ahnungen erfüllt, trotzdem die Mutter sich bei ihrem Weggehen scheinbar wohl gefühlt hatte. Als sie sich ihrem Wohnhause näherte, schrie ihr das Nachbarmädchen entgegen: „Ach, Fräulein! Ihre Mama hat sich sehr unwohl gefühlt.“ Voll Entsetzen gab sie einige unartikulierte Laute von sich und stürzte ins Haus.

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[80/0099] Seit einiger Zeit hatte Manon bemerkt, dass ihr Vater nach und nach seine Arbeitsfreude einbüsste, er ging häufig vom Hause fort. Dazu kam die Leidenschaft des Spieles, er wollte ein Vermögen gewinnen und spielte in der Lotterie; da er in seiner Kunst nicht zu Reichtum gelangen konnte, so versuchte er es mit dem Zufall. So kam es, dass er immer mehr Kunden verlor und sein eigentliches Geschäft zurückging. Madame Phlipon hing sehr ihren Gedanken nach und teilte der Tochter so halb und halb ihre Besorgnisse mit; diese suchte sie zu beruhigen, indem sie auf Mittel sann, die drohenden Gefahren abzuwenden. Sie selbst tat alles, um der Mutter angenehm zu sein. Madame Phlipon ging nicht mehr gerne aus, Manon brachte ihr das Opfer, mit dem Vater zu gehen. Das freute und beruhigte die Kranke. Aber Herr Phlipon ging meist wieder allein fort, wenn er die Tochter heimgebracht hatte. Für einen Augenblick, wie er sagte, doch kam er nicht vor Mitternacht heim. Da weinten Mutter und Tochter gemeinsam in der Stille. Manchmal machte ihm Manon bei seiner Rückkehr Vorwürfe, doch nahm er die sehr leicht, oder scherzte; auch zog er sich manchmal, ohne ein Wort zu sagen, zurück. Das häusliche Glück wurde in diesem düsteren Kummer nach und nach begraben, aber der äusserliche Friede wurde nicht gestört, und gleichgültige Augen hätten die Veränderung gar nicht bemerkt, die sich von Tag zu Tag mehr vollzog. Die Mutter ging ihrem Ende entgegen, ohne dass ihre zärtliche, wachsame Tochter das Nahen dieses schrecklichen Schlages vorausgesehen hätte! Eines Tages eilte Manon, statt spazieren zu gehen, rasch heim, sie war von traurigen Ahnungen erfüllt, trotzdem die Mutter sich bei ihrem Weggehen scheinbar wohl gefühlt hatte. Als sie sich ihrem Wohnhause näherte, schrie ihr das Nachbarmädchen entgegen: „Ach, Fräulein! Ihre Mama hat sich sehr unwohl gefühlt.“ Voll Entsetzen gab sie einige unartikulierte Laute von sich und stürzte ins Haus.

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/99>, abgerufen am 24.11.2024.